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Samuel Carver 02 - Survivor

Samuel Carver 02 - Survivor

Titel: Samuel Carver 02 - Survivor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Cain
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abhauen, denn dann weiß er es sicher. Sie sitzt in der Klemme, Carver. Und alles Ihretwegen.«
    »Was soll ich also für Sie tun?«
    »Ich dachte schon, Sie würden nie fragen.«
    Grantham öffnete eine andere Datei. Diesmal war ein amerikanischer Pass mit dem Foto eines Mannes von Mitte dreißig mit rotblonden Haaren und einem sturen Gesichtsausdruck.
    »Das ist Kenny Wynter«, sagte Grantham. »In zwei Tagen trifft er sich mit Kurt Vermulen zum Mittagessen im Hôtel du Cap an der Küste zwischen Nizza und Cannes unten in Südfrankreich.«
    »Klingt ja sehr kultiviert.«
    »Das bezweifle ich. Vermulen hat einen Auftrag für Wynter. Wir haben einen Anruf mitgehört. Es wird ein Blind Date. Die beiden haben sich noch nie gesehen, aber offenbar ist Wynter ihm empfohlen worden.«
    »Worin besteht der Auftrag?«
    »Das wollte Vermulen ihm nicht sagen. Er wollte ihm die Einzelheiten persönlich nennen. Aber es gibt nur einen Grund, Kenny Wynter zu rufen, nämlich wenn es um einen Diebstahl geht. Der Mann hat die letzten fünfzehn Jahre damit verbracht, auf Bestellung zu arbeiten: vertrauliche Dokumente, industrielle Fertigungspläne und Prototypen, Wertpapiere zu stehlen, ab und zu ein Tresorfach zu leeren. Und er ist nicht wählerisch, was seine Kunden angeht. Er hat für die Russen, die Chinesen, die Iraker und die IRA militärische Geheimnisse gestohlen, und wir haben seinetwegen gute Leute verloren. Der Mann ist ein skrupelloser Scheißkerl mit Blut an den Händen. Er wurde nie eingelocht. Verhaftet ja, unzählige Male, aber die Beweise reichten nicht für einen Schuldspruch. Kenny Wynter hat sich eine Prunkvilla gekauft, oben in Totteridge, und eine Loge bei Arsenal. Er fährt schnelle Wagen, vögelt tolle Frauen …«
    »Ich könnte ihn umbringen«, meinte Carver sarkastisch.
    »Gut«, erwiderte Grantham todernst. »Das werden Sie auch.«

51
    »Haben wir von Petrowa gehört?«, fragte Olga Schukowskaja.
    Der FSB-Oberst stand vor ihr und schüttelte den Kopf. »Nicht seit dem Treffen in Rom. Ich habe dafür gesorgt, dass die übliche Anzeige im International Herald Tribune erscheint, aber sie hat nicht geantwortet.«
    »Wissen wir denn, wo sie ist?«
    Wieder ein Kopfschütteln, diesmal geradezu kummervoll. »Nein. Wir haben Grund zu der Annahme, dass Vermulen eine Jacht gemietet hat, aber das ließ sich nicht bestätigen, und selbst wenn, hätten wir die Spur nicht weiter verfolgen können. Wie Sie wissen, haben wir nicht mehr die Mittel wie früher. Wir haben seit September 1995 keinen Erkundungssatelliten mehr gestartet. Wir sind völlig blind, seit der eine ein Jahr später die Arbeit eingestellt hat.« Er seufzte ein bisschen theatralisch. »Früher pflegten wir unseren Willen in der ganzen Welt durchzusetzen, jetzt können wir höchstens darauf hoffen, dass wir die Bilder von westlichen kommerziellen Satelliten stehlen …«
    Schukowskaja war nicht in der Stimmung für Selbstmitleid. Das war eine Empfindung, in der sie noch nie einen Nutzen gesehen hatte. »Das mag sein. Die Tatsache bleibt bestehen: Wir müssen sie finden. Vermulen hat etwas vor. Das spüre ich.«
    Der Oberst schwieg und ließ seine Vorgesetzte in Ruhe nachdenken. Es dauerte nicht lange, bis sie zu einer Entscheidung kam. Olga Schukowskaja war eine Frau, die wusste, was sie wollte. Das war eine ihrer Eigenschaften, die sie zu einer effektiven Führungsperson machten.
    »Egal, was Vermulen plant, Pavel Novak hat damit zu tun. Er wird wissen, was da läuft. Und wir werden es auch bald wissen.«

52
    Kenny Wynter unternahm viel, um ein geachtetes Mitglied der Gesellschaft zu sein. Er war Mitglied bei den Konservativen, spendete für den Restaurierungsfonds der Kirche und spielte im Golf- und Tennisclub. Man sah eine Menge Frauen in sein Haus kommen, was die Nachbarinnen ärgerte, aber auch ihr Interesse an ihm steigerte. Ihre größte Wut galt jedoch den eigenen Ehemännern, die Wynters Harem offen bewunderten und ihn darum beneideten, und dem Eifer, mit dem sie jeden Sommer an seinen Poolpartys teilnahmen, wo ihre Blicke an den jungen Dingern klebten, die im Bikini um ihren Gastgeber herumflatterten.
    Kenny Wynter befolgte also die gesellschaftlichen Regeln und gab gleichzeitig viel Anlass zum Klatsch. In dem grünen Vorort im Londoner Norden mit großen Gärten und teurem Garageninhalt war er ein tadelloser Bürger.
    Donnerstags fuhr er in den Tennisclub. Er gehörte zu einem Herrendoppel, das sich regelmäßig traf. Sie spielten drei Sätze,

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