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Samuel Carver 02 - Survivor

Samuel Carver 02 - Survivor

Titel: Samuel Carver 02 - Survivor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Cain
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hielten, ihren Chef bewachten und allein schon durch ihre Anwesenheit jeden anderen abschreckten, der den Raum betreten wollte.
    »Setzten Sie sich, machen Sie es sich bequem«, sagte Grantham und winkte Carver heran.
    »Also, worin besteht die tolle Neuigkeit?«, fragte Carver.
    Grantham öffnete den Laptop und rief eine PowerPoint-Datei auf. Auf dem Bildschirm erschien das Porträtfoto eines amerikanischen Heeresoffiziers in Paradeuniform.
    »Er heißt Kurt Vermulen«, sagte Grantham. »Bis vor ein paar Jahren war er Drei-Sterne-General im amerikanischen Heer.« Er schilderte kurz dessen Werdegang.
    »Captain America«, sagte Carver.
    »So ähnlich.«
    »Und warum soll ich ihn töten?«
    »Das habe ich nicht gesagt.«
    »Was soll sonst mit ihm passieren?«
    »Kommt ganz darauf an«, sagte Grantham.
    »Worauf?«
    »Darauf, was er wirklich vorhat.«
    Grantham öffnete eine neue Seite. Darauf war eine Reihe körniger Farbfotos von Vermulen zu sehen, diesmal in Zivilkleidung. Einige stammten von Überwachungskameras, andere waren mit einem normalen Fotoapparat aufgenommen. Er ging in Venedig an einem Kanal entlang, wartete in der Menge vor einem großen Theater, stand an der Kreuzung einer belebten Geschäftsstraße.
    Carver sah sich alle mit dem gleichen Desinteresse an.
    »Tja, viel Glück dabei«, sagte er. »Ich habe mich um was anderes zu kümmern.«
    »Ich weiß«, sagte Grantham. »Wie in alten Zeiten, nicht wahr? Aber bevor Sie gehen, sollten Sie sich noch etwas anderes ansehen.«
    »Ich glaube, nicht.« Carver stand auf.
    Grantham blieb gelassen. »Ich würde mich an Ihrer Stelle wieder hinsetzen. Sie werden das sehen wollen.«
    Carver musterte ihn. Grantham legte die leidenschaftslose Ruhe eines Spielers an den Tag, der sich seines Blattes vollkommen sicher ist. Um zu erfahren, was er auf der Hand hatte, gab es nur eine Möglichkeit: Er musste die Karten aufdecken.
    »Also gut«, sagte Carver im Stehen. »Zeigen Sie her.«
    »Sehen Sie sich die noch einmal an«, sagte Grantham und blätterte durch die Aufnahmen von Vermulen.
    »Ich sagte schon, dass ich nicht interessiert bin.«
    Grantham lächelte. »Sehen Sie her.«
    Er öffnete eine neue Datei. Dieselben Fotos tauchten auf, aber mit größerem Bildausschnitt. Der enthüllte jeweils eine Person, die vorher nicht zu sehen gewesen war, die Frau, die zu Vermulen gehörte, sowie ein schwarzes Pärchen draußen vor dem Hotel Gritti in Venedig. Dieselbe Frau stand neben ihm im weißen Abendkleid vor der Wiener Oper, machte mit ihm einen Bummel durch Rom. Und schließlich auf einer neuen Reihe Fotos war sie mit Vermulen auf einer Jacht zu sehen, er in weißen Bermudas und Polohemd, sie im Bikini und mit einer Sonnenbrille in den blonden Haaren. Die Aufnahmen waren körnig, aus großer Entfernung gemacht. Das Paar stand unter einem Sonnendach am Heck. Auf dem ersten Foto redeten sie miteinander. Dann legte sie eine Hand an seine Brust. Carver konnte nicht unterscheiden, ob sie spielte oder den Mann abwehrte. Auf dem dritten Bild hielt er sie an den Oberarmen. Auf dem vierten zog – oder zerrte? – er sie in eine der Kabinen. Und das war’s.
    »Sie Dreckskerl«, fauchte Samuel Carver.
    »Ja«, meinte Jack Grantham, »ich dachte mir, dass das funktioniert.«

50
    Seit Carver angefangen hatte, seine alte Form zurückzugewinnen, dachte er darüber nach, was er für Aliks wirklich empfand. Je besser es ihm ging, desto mehr Erinnerungsstücke aus ihrer kurzen gemeinsamen Zeit hatte er zusammengepuzzelt. In einem Laden in Beisfjord war eine Frau an ihm vorbeigestreift, und als er ihr Parfüm roch, wusste er sofort, ohne überlegen zu müssen, dass Aliks denselben Duft getragen hatte, und plötzlich war es, als läge sie wieder neben ihm. Und natürlich hatte er mit Thor Larsson über sie geredet, der Geschichten aus den Monaten in Genf erzählte, vor ihrem Verschwinden, oder Witze machte über seine erste Begegnung mit ihr, wo sie nur La Perla-Dessous und eine braune Perücke angehabt hatte. Sie machte sich damals gerade zurecht, um einen Schweizer Bankangestellten zu verführen, der ihre einzige Spur zu Carvers alten Auftraggebern gewesen war, die ihn betrogen hatten und ihn hatten beseitigen wollen.
    »Mann, sie sah gut aus«, hatte Larsson wehmütig gesagt. »Ich war ernsthaft neidisch auf dich. Ich meine, ich hätte ihr sagen können, was du eigentlich so machst!«
    Larsson hatte laut losgelacht und Carver mit ihm. Aber obwohl er ein vages Bild von Aliks damals in

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