Samuel Carver 02 - Survivor
am Arm des Generals hängt und mit ihm die romantischen Plätze Europas bereist …«
»Vielleicht sind Sie eifersüchtig«, warf Mulvagh ein.
»Warum sollte ich eifersüchtig sein auf eine Frau, die jünger ist als ich und sich einen gut aussehenden, unverheirateten General angelt? Aber im Ernst, Tom, es könnte sich lohnen, der Sache nachzugehen. Es ist ja nicht so, als hätten wir noch tausend andere Spuren. Starten Sie einfach eine Suche in ein paar Datenbanken. Ich spendiere Ihnen einen Drink, wenn Sie nächstes Mal herkommen …«
»Also, wenn das so ist, Dr. Jones, wie könnte ich da Nein sagen?«
49
Irgendwann in der Nacht musste Carver der Erschöpfung nachgegeben haben, denn er wachte plötzlich auf und stellte fest, dass ihm die aufgehende Sonne ins Gesicht schien. Während er die Augen gegen die Helligkeit zusammenkniff, fiel ihm noch etwas anderes auf: die Stille. Das Unwetter war vorbei.
Jetzt musste er für Larsson Hilfe holen. Hoch in den Bergen waren die Mobilfunksignale bestenfalls lückenhaft. Die einzige Möglichkeit, jemanden zu erreichen, bestand darin, zu einer der Wanderhütten zu gelangen, die die Tourismusbehörde in der Landschaft verteilt hatte, und dort das Notfalltelefon zu benutzen. Carver befragte die Karte. Die nächste Hütte stand fünf Kilometer weit entfernt auf dem Weg, den sie gestern gekommen waren. Er würde die meiste Zeit bergab führen. Carver machte zwei Schüsseln Haferbrei heiß für sich und Larsson, versprach seinem Freund, dass bald Hilfe käme, und machte sich auf den Weg.
Während er die Skier durch den feinen, frisch gefallenen Pulverschnee schob, der im Sonnenschein eines wolkenlosen Himmels blendete, merkte Carver, dass sich ein ganz neues und unerwartetes Gefühl in ihm breitmachte. Es ging ihm prächtig. Er hatte einen kritischen physischen und psychischen Test bestanden, und dieses Wissen erfüllte ihn mit Zuversicht. Jetzt war er so weit, dass er sich auf die Suche nach der Frau machen konnte, die er liebte. In der Zwischenzeit brauchte er sich um Larsson keine Sorgen zu machen. Wenn er die Hütte erreichte und die Rettungsmannschaft benachrichtigte, würde sie das Notlager rechtzeitig erreichen.
Als er von einem fröhlichen Menschen auf einem Skimobil aufgelesen wurde, überraschte es ihn nicht, zu hören, dass Larsson schon in Narvik im Krankenhaus lag, zwar noch sehr krank, aber mit allen Aussichten auf eine volle Genesung.
Carver wurde ebenfalls zum Sykehus, wie die Klinik hieß, gebracht und auf Anzeichen von Erfrierungen und Unterkühlung untersucht. Nachdem nichts festgestellt worden war, besuchte er Larsson, vergewisserte sich, dass es ihm gut ging, und versprach, am nächsten Morgen wiederzukommen.
»Keine Sorge, ich bin bald wieder auf den Beinen«, sagte Larsson und brachte ein erschöpftes Lächeln zustande.
Eine Schwester war hereingekommen, um Puls und Temperatur zu messen. Sie war eine klassische norwegische Schönheit, groß, blond und blauäugig.
»Darauf möchte ich wetten«, sagte Carver.
Er schlenderte beruhigt aus dem Krankenhaus und dachte daran, irgendwo ein Bier zu trinken und etwas zu essen, bevor er sich ein Taxi nach Beisfjord nehmen wollte. Dabei fiel ihm jemand ins Auge.
Ein paar Schritte vom Ausgang entfernt stand ein Mann und las eine englische Tageszeitung. Er blickte auf, sah Carver an und lächelte.
Es dauerte ein paar Sekunden, bis Carver begriffen hatte, wer das war.
»Was machen Sie hier?«, fragte er, und seine gute Laune verschwand so schnell, wie sie gekommen war.
»Es war mir zu langweilig, ewig zu warten, bis Sie vor meiner Tür erscheinen«, sagte Jack Grantham. »Dachte, ich könnte genauso gut zu Ihnen kommen.« Er grinste und klopfte Carver auf die Schulter wie ein alter Freund. »Kommen Sie. Mein Hotel ist ganz in der Nähe, und da drüben steht mein Wagen. Ich denke, es wird Sie interessieren, was ich Ihnen zu erzählen habe.«
Grantham hatte einen seiner Männer draußen neben dem Wagen stehen lassen, und ein anderer saß hinterm Steuer. Sie fuhren nur ein paar Hundert Meter zu einem kleinen altmodischen Hotel. Neben der Rezeption gab es eine kleine Lounge mit einem Sofa und zwei Sesseln, die um einen Kamin standen, einem verschnörkelten Kronleuchter, tapezierten Wänden und einem Beistelltisch zwischen den Sesseln.
Grantham bekam von einem seiner Leute einen Laptop gereicht und platzierte ihn auf dem Tisch. Dann stellte sich der Mann zu seinen Kollegen, die ein paar Schritte Abstand
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