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Samuel Carver 02 - Survivor

Samuel Carver 02 - Survivor

Titel: Samuel Carver 02 - Survivor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Cain
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dünner, glänzender Pappe. »Hier sind Ihre Tickets«, sagte er. »Die schicke Reisetasche neben Ihnen ist Ihr Handgepäck. Ihr Anzug hängt an dem Haken hinter mir. Im Jackett ist eine Brieftasche, in der Hose ist Kleingeld. Sie können sich im Flughafen umziehen. Und in Nizza liegt eine Pistole für Sie bereit, Ihr gewohntes Modell … Was ist los?«
    »Ich denke gerade über die Ausführung nach. Sie haben recht. Es war nicht gut genug.«
    »Sie haben den Auftrag erledigt, das ist die Hauptsache. Und keine Sorge, wir werden in Ruhe mit der Polizei reden. Wynters Hinscheiden wird bis auf Weiteres nirgendwo verlautbart werden.«
    »Das hoffe ich doch«, sagte Carver. »Wie soll er sonst zum Mittagessen auftauchen?«

55
    Am Flughafen entdeckte Carver einen Kurier mit einem Schild, auf dem »Wynter« stand. Er bekam einen wattierten braunen Umschlag ausgehändigt. Für den Empfang musste er eine Unterschrift leisten. Als der Kurier in der wimmelnden Menge verschwand, befühlte Carver den Umschlag und ertastete die Umrisse der SIG und zusätzlicher Magazine. Beruhigt durch den Besitz einer Waffe, besorgte er sich einen PS-schwachen Mittelklassewagen, der in den Augen der Leihwagenfirmen ein Luxusfahrzeug darstellte, und fuhr an der Küste entlang nach Antibes und zu dem legendären Hôtel du Cap. Das Grillrestaurant Eden Roc lag in einem Pavillon direkt am Wasser. Carver kam zehn Minuten zu früh.
    Die Terrasse endete am Rand einer Klippe, wo die Gäste durch eine Schiffsreling aus glänzend weiß lackiertem Metall mit einem Handlauf aus poliertem Holz vor dem Hinunterstürzen bewahrt wurden. Alles hatte maritimes Flair. Der Fußboden bestand aus hellem Holz, die Tische und Stühle waren weiß und von weißen Sonnendächern beschattet, die Kellner trugen weiße Hosen mit tadelloser Bügelfalte und Polohemden, ebenfalls blendend weiß, damit die Bräune ihrer Haut besser zur Geltung kam.
    Der Oberkellner führte Carver an einen Tisch direkt an der Reling, der für drei Personen gedeckt war. Er hatte einen freien Blick über die Bucht, vorbei an Juan-les-Pins bis nach Cannes. Unterhalb der Reling hielt sich ein schmaler Streifen Grün mit hellblauen und gelben Blumen, die in der Brise nickten, dahinter fiel der Felsen steil in das klare türkisblaue Wasser ab. Nach dem Schneesturm in Norwegen und dem trostlos grauen Wetter in England erfüllte ihn der Sonnenschein, der auf dem Meer funkelte und die Luft erwärmte, mit Kraft und guter Laune.
    Carver wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Restaurant zu, trank ein Glas eisgekühltes Mineralwasser und musterte beiläufig die Gäste an den anderen Tischen, wie ein alleinstehender Mann es tut, der Ausschau nach Frauen hält. An einem Wochentag im April, das Hotel hatte gerade erst für die Saison geöffnet, gab es im Restaurant nicht allzu viele Gäste, nur ein paar vereinzelte reiche Leute mittleren Alters, die einen Frühjahrsurlaub machten. Carver sah weg. Er würde sich die prüfenden Blicke nicht abgewöhnen können, aber er war sich ziemlich sicher, dass er nicht beschattet wurde. Jetzt durfte er sich auf die dreißig Meter lange Motorjacht konzentrieren, die so sanft durch die Bucht glitt, dass sich in ihrem Kielwasser kaum eine Welle kräuselte. Sie hatte einen dunkelblauen Rumpf und blendend weiße Decksaufbauten, die den Umrissen eines Papierfliegers ähnelten und die sich zur Bugspitze neigten. Die Kabinen befanden sich alle im Heck.
    Vierhundert Meter vom Ufer entfernt stoppte die Jacht, und Carver sah auf dem offenen Oberdeck einen Mann und eine Frau an der Heckreling stehen. Der Mann hatte den Arm um ihre Taille gelegt und sie eng an sich gezogen. Sie schmiegte sich in seine Seite.
    Carver erkannte Vermulen, weil er ihn und das Boot in Granthams Fotodatei gesehen hatte. Dass es sich bei der Frau um Aliks handelte, war ihm auf einer viel tieferen Ebene bewusst, durch jenen tierhaften Instinkt, der einen geliebten Menschen bei der ersten Wahrnehmung erkennt, und das mit einer Intensität, in der Erregung und Schmerz gleichermaßen brennen.
    Sie hatte ein einfaches Sommerkleid an. Immer wenn der Wind darüberwehte, den Rock flattern ließ oder den Stoff an ihren Körper drückte und die Form ihrer Oberschenkel, die Kurven ihrer Hüften und Brüste sichtbar machte, fühlte Carver das sexuelle Verlangen neu in sich erwachen, wie einen alten Freund, der nach einer langen Reise nach Hause zurückkehrt. Endlich war sie wirklich da, durch und durch lebendig, und dieser

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