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Samuel Carver 02 - Survivor

Samuel Carver 02 - Survivor

Titel: Samuel Carver 02 - Survivor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Cain
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die Bremse. Der Porsche wurde augenblicklich langsamer, von gut hundertfünfzig auf unter hundert Stundenkilometer. Der Honda fuhr ihm auf den linken Kotflügel auf, zog dann neben ihn, diesmal auf der Innenseite, und rammte ihn ein zweites Mal.
    Wynter hatte genug. Der Sattelschlepper und der Range Rover fuhren inzwischen wieder auf der Außenspur. Die Mittelspur war endlich frei. Wynter schwenkte hinüber und gab Vollgas.

    »Explodierende Nippel.«
    Das pflegte Jerzy Garlinski zu sagen, der verrückte Exilpole, der Carver alles über Sabotage beigebracht hatte. Jedes Jahr mochten neue Gesichter und Uniformen vor ihm im Hörsaal sitzen, doch die Nummer blieb immer die gleiche.
    »Frage: Wie schaltet man einen fahrenden Wagen aus, ohne Spuren zu hinterlassen? Antwort: Mit explodierenden Nippeln.«
    Jedes Jahr lachten die SBS-Rekruten, obwohl sie wussten, dass die Zeile kommen würde. Sie hatten sie alle schon hundert Mal gehört, weil jeder, der den Kurs mitmachte, sich genötigt fühlte, vor jedem ahnungslosen Neuling seine eigene Garlinski-Nummer vorzuführen. Aber die Lehrmethoden dieses Mannes waren unschlagbar. Wie man einen fahrenden Wagen ausschaltete, vergaß keiner mehr.
    Mit den Nippeln meinte Garlinski die Reifenventile. Ein winziger ferngesteuerter Sprengsatz anstelle des Ventils war eine diskrete Alternative zur konventionellen Autobombe. Er war bei der üblichen Sicherheitskontrolle nicht zu entdecken, und er hinterließ nach der Explosion keine Rückstände. Das einzige Problem war: Man musste vorher einmal an das Zielfahrzeug herankommen – und das war der kurze Moment, als Wynter vom GCHQ abgehört wurde, als er einen Parkplatz am Flughafen buchte und das Kennzeichen seines Wagens angab.
    Danach ging es nur noch darum, wie sich Wynter zu einer Fahrgeschwindigkeit provozieren ließ, die bei einem Unfall tödlich wäre. Carver war gespannt gewesen, wie er unter Druck klarkommen würde, und er war ganz und gar nicht sicher gewesen, ob er den Mut haben würde, wenn es so weit war. Doch er war völlig ruhig gewesen, als er Wynter verhöhnte und dessen schickes Auto demolierte. Und jetzt erinnerte er sich wieder, welche Befriedigung es ihm verschaffte, an Männern, die sich über dem Gesetz wähnten, Vergeltung zu üben und sie die eigenen Methoden spüren zu lassen. Ihm kam ein alter, harmloser Schlachtruf beim Fußball in den Sinn.
    Komm und hol ihn dir, dachte er immer wieder, während er dem Porsche in die Seite fuhr.
    Komm und hol ihn dir, dachte er angesichts von Wynters Wut, als der aufs Gaspedal trat und losrauschte.
    Komm und hol ihn dir, als er die Fernbedienung nahm und auf den Knopf drückte.
    Wenn du glaubst, du kannst es, als beim Porsche die Windschutzscheibe zersplitterte, nachdem die Explosion das manipulierte Ventil aus dem Reifen getrieben hatte wie eine Kugel aus dem Lauf und es am Straßenrand verschwinden ließ, während der Porsche hilflos wie ein Blatt im Whirlpool über die Fahrspuren schleuderte, gegen die Mittelleitplanke prallte, zurückschnellte und an dem hektisch ausweichenden Range Rover vorbei direkt vor den Sattelschlepper schlitterte.
    Der Lkw-Fahrer riss das Steuer nach links, um dem Porsche auszuweichen, doch der Anhänger schwenkte zur Fahrbahnmitte hin aus, wo er mit dem Porsche zusammenstieß.
    Der rutschte frontal in ihn hinein. Unter dem Anhänger war nur für die Motorhaube Platz, sodass die Fahrerkabine geköpft wurde wie ein gekochtes Ei, und Wynter wurden Kopf und Schultern vom Rumpf abgetrennt.
    Der Sattelzug und das Wrack des Porsche kamen quer zur Fahrbahn zum Stehen und blockierten die Spur des Zementmischers, der bremste, ins Rutschen kam und seitlich gegen den Porsche prallte.
    Bis die beiden Lkw-Fahrer zu zittern aufgehört hatten und aus ihrem Führerhaus steigen konnten, war Carver schon anderthalb Kilometer weit weg. Er verließ die Autobahn an der nächsten Ausfahrt und hielt an einer Tankstelle. Dort wartete ein Wagen auf ihn, ein schwarzer Rover 800. Carver parkte den Honda und ging zu dem Rover hinüber, vorbei an einem Mann mit Bürstenhaarschnitt und Lederjacke, der ihm entgegenkam, und stieg hinten ein.
    Grantham wartete vorn auf dem Beifahrersitz. Er sah Carver im Rückspiegel an. »Ein bisschen chaotisch, nicht wahr. Blut auf der ganzen Straße, ein abgerissener Kopf, nicht gerade diskret.«
    Carver zuckte die Achseln. »Ich bin aus der Übung.«
    Grantham drehte sich zu ihm um und sah ihm ins Gesicht, in der Hand einen Umschlag aus

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