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Samuel Carver 02 - Survivor

Samuel Carver 02 - Survivor

Titel: Samuel Carver 02 - Survivor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Cain
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Päckchen, in Butterbrotpapier eingewickelt.
    »Meine Brote fürs Mittagessen«, sagte Carver und hielt es hoch. Er bezweifelte stark, dass der Wächter auch nur ein Wort Französisch sprach, aber er redete weiter. »Ich muss nur eine kleine Malerarbeit erledigen, ja? Mein Meister sagt, die Balken in der Küche und im Flur brauchen eine Auffrischung. Hat mit dem Kerl gesprochen, der das Haus gemietet hat … comprenez ?«
    Ringo guckte noch ein bisschen drohend, bevor er ein Handy hervorholte und, ohne die Hand vom Abzug zu nehmen, die Kurzwahltaste drückte. Es folgte eine kurze Unterhaltung in einer Sprache, die Carver noch nie gehört hatte, vermutlich war es Georgisch. Dann warf Ringo dem Bäcker die Wagenschlüssel zu, schickte Carver wortlos in den Wagen zurück und deutete mit einem kurzen Kopfnicken zum Haus.
    Der Bäcker ließ den Motor an und fuhr den Hang hinauf, um das Gebäude herum und zu dem Parkplatz auf der Rückseite. Dort stieg er aus und ging mit den vollen Einkaufstüten zur Küchentür. Er spähte nervös zu den zwei Hunden hinüber, die knurrend hinter dem Maschendraht standen und zu bellen anfingen, sowie er vor der Tür stand und klopfte. Es wurde geöffnet, und Yoko streckte den Kopf heraus. Sie schnauzte die Hunde an, worauf die ihr Gebell auf ein aggressives Knurren reduzierten und ein paar Schritte vom Zaun zurückwichen. Dann ließ Yoko den Bäcker ins Haus.
    Carver trödelte draußen herum, als würde er warten, bis er an der Reihe war, seinen Spruch aufzusagen. Er stand drei Meter von der Küchentür entfernt neben dem Stapel Kaminholz und sah sich um. Niemand beobachtete ihn. Auf der Rückseite des Stapels, neben der Hauswand, ging er in die Hocke und öffnete seine Tasche.
    Während der nächsten Sekunden führte er eine Reihe schneller, präziser Handgriffe aus. Als Erstes nahm er das Butterbrotpäckchen und steckte es sich in die Overalltasche. Dann zog er vorsichtig ein schmales Scheit aus dem Stapel, wie das Klötzchen eines Jenga-Turms, und stopfte die Chipstüte und die Saftflasche in die Lücke. Die Segeltuchtasche stand im Schatten des Schuppens, direkt neben der Hauswand. Carver ließ sie offen stehen, die Flasche Pinselreiniger lag quer über der alten Farbdose mit den Lappen.
    Dann ging er an der Küchentür vorbei. Drinnen präsentierte der Bäcker ein Blech mit Pasteten, damit Yoko sie begutachtete. Nachdem Carver sich erneut vergewissert hatte, dass niemand ihn beobachtete, wickelte er die belegten Brote aus und warf sie zu den Hunden in den Zwinger, die sie augenblicklich verschlangen. Er machte kehrt und wartete vor der Küchentür, solange die Frau ihre Auswahl traf. Der Bäcker notierte die Lieferung auf einem Block, nahm schließlich sein Blech und ging damit zurück zum Wagen.
    Als Carver an der Reihe war, trat er in den Kücheneingang und flüchtete sich in die gleiche wortreiche Erklärung für seine Anwesenheit, die er schon dem Wachmann am Tor gegeben hatte. Yoko blickte zuerst ratlos, dann besorgt und wandte sich halb dem Hausinneren zu, während sie offenbar zu entscheiden versuchte, ob es nötig war, ihren Boss zu wecken. Zu Carvers Erleichterung entschied sie sich dagegen und scheuchte ihn ärgerlich schnatternd nach draußen.
    Carver ließ sich das nicht zweimal sagen und ging zum Lieferwagen, wo der Bäcker auf ihn wartete und ihn breit grinsend empfing – mit der Freude eines Mannes, der mit ansehen durfte, wie ein Geschlechtsgenosse von einer verärgerten Frau eins aufs Dach bekam. Beim Einsteigen schüttelte Carver kläglich den Kopf und blies die Backen auf.
    »Les femmes, hein?«, meinte er seufzend.
    Der Bäcker lachte, ließ den Motor an und ratterte den Hang hinunter.

64
    Iwan Sergejewitsch Platonow, genannt Platon, war der Mann, der mit der Ausbreitung der Podolskaja-Bande in Westeuropa betraut war. Bei ihm hatte eine von den Frauen übernachtet, deren Körper der Bande so viele Einkünfte bescherten, als Olga Schukowskaja anrief.
    »Wie geht es Ihnen, Iwan Sergejewitsch?«, fragte sie.
    »Sehr gut, danke, und Ihnen?«
    »Auch gut. Sie wissen, mein Mann hat immer sehr herzlich von Ihnen gesprochen …«
    »Er war ein großartiger Mann. Mein Beileid. Sie haben meinen Kranz hoffentlich bekommen?«
    »Ja, danke, sehr beeindruckend. Ich störe doch nicht?«
    Die Frau neben ihm wurde wach, gähnte und schob die Finger pflichtschuldig über Platons Bauch weiter nach unten. Er scheuchte sie weg.
    »Natürlich nicht. Was kann ich für Sie

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