Samuel Carver 03 - Assassin
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Der Mann, der bei dem Hotdog-Stand an ihren Bronco gekommen war und sich so dicht an ihr Fenster gestellt, so vertraulich mit ihr geredet hatte: Er war abgehauen, sowie er Carver zum Auto kommen sah. Sicher, er konnte einfach ein fieser Typ gewesen sein, aber genauso gut ihr Auftraggeber. Dass sie sauer gewesen war dar ü ber, was der Kerl gesagt hatte, war kein Gegenbeweis. Carver hatte oft genug mit den M ä nnern gestritten, die ihm seinerzeit Befehle gaben.
Und dann die ganze Szene in dem Diner an der Stra ß e. Maddy geht zur Toilette. Zwei Minuten sp ä ter kreuzen aus dem Nichts zwei Deppen auf und fangen Streit an. W ä hrenddessen steht derselbe graue Wagen drau ß en auf dem Parkplatz. Was hatte das zu bedeuten?
Wenn er so dar ü ber nachdachte, musste er sich eingestehen, dass er alles, was er ü ber diese Frau wusste, nur von ihr selbst erfahren hatte. Dem geheimnisvollen Mr Cross war er nie begegnet. W ä hrend der Zeit, die er auf der Ranch war, hatte sie ihn keinem von ihrer Familie vorgestellt, die doch angeblich ganz in der N ä he wohnte. Und wie leicht sie sich in ihn verliebt hatte … Carver hatte keine Komplexe oder litt unter falscher Bescheidenheit, aber er hielt sich auch nicht f ü r einen Casanova. Es war nicht so, dass die sch ö nen Frauen bei ihm Schlange standen. Doch diese Frau hatte sich ihm an den Hals geworfen.
Aber vielleicht war er ja auch nur paranoid.
Er ging zum Haus zur ü ck und sagte sich, dass er sich nicht alles verderben lassen sollte von seinem Misstrauen. Er hatte eine sch ö ne Zeit und sollte sie einfach genie ß en.
Maddy stand in der K ü che und machte Fr ü hst ü ck. » Ich hab mich schon gefragt, wo ihr Jungs abgeblieben seid «, meinte sie, als Buster auf sie zusprang.
» Wir waren zu einem Morgenspaziergang im Wald «, sagte Carver. » Haben uns ein bisschen umgeschaut, eine M ä nnerfreundschaft angefangen.«
Er beobachtete ihre Augen, wartete auf das verr ä terische Flackern im Blick, als er davon sprach, dass er sich umgeschaut hatte. Es kam nicht, nur das L ä cheln einer Frau, die sich freut, ihren Geliebten zu sehen.
» Wunderbar «, sagte Maddy. » Magst du ein paar Eier? «
25
Arjan Visar sah die Männer an, die bei ihm um den Tisch saßen. Sie waren allesamt Konkurrenten. Jeder Einzelne w ü rde die anderen mit Freuden umbringen, wenn er daraus einen Vorteil ziehen k ö nnte. Doch jetzt sahen sie sich gezwungen, gemeinsam gegen einen gr öß eren Feind vorzugehen.
Visar war es gewohnt, mit seinen Feinden Gesch ä fte zu machen. Er war albanischer Muslim. Doch er hatte es mit Banden zu tun, die von katholischen Kroaten, christlich-orthodoxen Serben oder von Muslimen in Bosnien und im Kosovo gef ü hrt wurden. Alle diese Gruppen hassten einander, wussten aber, dass die kontinuierliche Weitergabe von Drogen, Frauen und Waffen wichtiger war als jede politische oder religi ö se Meinungsverschiedenheit. Darum hatte Visar, als er von der Initiative des amerikanischen Pr ä sidenten gegen den Menschenhandel h ö rte, sofort erkannt, dass die Uneinigkeiten unter den M ä nnern in seiner Branche in den Hintergrund traten gegen ü ber der Gefahr, die ihnen f ü r ihren Lebensunterhalt drohte, wenn Roberts mit seiner Kampagne Erfolg haben sollte.
Der Treffpunkt, den er f ü r ihre Besprechung ausgesucht hatte, war ironischerweise die Pr ä sidentensuite eines Sieben-Sterne-Hotels in Dubai und lag nicht weit von der verkommenen Kellerbar entfernt, wo Lara Dashian weiterverkauft worden war und wo Tiger Dey eine Cocktailkirsche zu viel geschluckt hatte. Die Stadt lag f ü r die Beteiligten des Treffens geografisch g ü nstig und wurde vom internationalen Verbrechen als neutrales Gebiet betrachtet. Asiatische, exkommunistische und europ ä ische Gesch ä ftsleute, deren Verm ö gen aus unappetitlichen Quellen stammte, lie ß en gro ß e Geldsummen in der Stadt und verzichteten auf die Gewalt, die ansonsten zentraler Bestandteil ihres Gesch ä ftsmodells war.
Visars G ä ste an dem vergoldeten Esstisch der 25000-Dollar-Suite waren zwei Russen, ein Chinese und ein Inder. Einem der Russen geh ö rte ein Fu ß ballklub der Premier League, dem anderen ein Formel-1-Team, dem Inder eine Cricket-Mannschaft seiner heimischen Premier League, wo es um Milliarden ging. Der Chinese war Besitzer eines Rennstalls, dessen Pferde von Ascot bis Hongkong die Rennen beherrschten. Alle hatten Jachten, Jets, alte Meister und junge Geliebte, die ä u ß erst sch
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