Samuel Carver 03 - Assassin
der heller wurde, je mehr die Maschine auf Touren kam. Es folgte das charakteristische Knattern von Rotorbl ä ttern, und ein Hubschrauber stieg hinter den B ä umen auf und flog ü ber die Wipfel hinweg nach Osten.
Als nichts mehr zu h ö ren war, sahen die Lists sich an. » Er ist noch da drin; wir m ü ssen etwas tun «, dr ä ngte sie wieder.
» Wenn das stimmt, wird auch jemand in dem Haus da dr ü ben sein. Sie werden ihn nicht einfach allein gelassen haben.«
» Es sei denn, er ist tot. Wir sollten nachsehen.«
» Was w ü rde das denn n ü tzen? Liebling, das ist eine Sache f ü r die Polizei.«
» Aber der arme Mensch da drin …«
» Genau. Denk dran, was die mit ihm gemacht haben. Das k ö nnten sie auch uns antun. Komm, wir m ü ssen schleunigst von hier weg. Na komm schon! «
Mit ihren Handys konnten sie nichts ausrichten, es gab dort keinen Empfang. Erst nach einem halbst ü ndigen strammen Marsch, bei dem sie immer wieder in Laufschritt fielen, kamen sie bei der norwegischen Notrufnummer 112 durch und konnten berichten, was sie geh ö rt und gesehen hatten.
Der Fall wurde der n ä chsten Polizeidienststelle in Bj ø rkelangen zugeteilt, die gut zehn Kilometer entfernt war. Der diensthabende Kommissar wollte gerade einen Wagen losschicken, als ihm eine der internen Dienstmeldungen einfiel, die nach dem schrecklichen Hotelanschlag von Oslo gekommen waren: irgendwas von einem Hubschrauber, der ü ber der Oper gesehen worden war. Konnte das derselbe Hubschrauber sein? War vielleicht blo ß eine wilde Vermutung, aber lieber einmal zu engagiert als nachl ä ssig. Und wenn er den Gesuchten tats ä chliche f ä nde, tja, dann k ö nnte ihm das einen Gro ß stadtposten verschaffen.
Er h ä ngte sich ans Telefon und rief in Oslo an.
62
Tyzacks Hubschrauber hatte drei Minuten nach dem Start die schwedische Grenze passiert. Er schwenkte nach S ü den ab und flog tief ü ber die h ü gelige Seenlandschaft V ä rmlands hinweg, eine der sch ö nsten in ganz Schweden, doch Tyzack lag nichts daran, den Anblick zu genie ß en. Er war vollauf damit besch ä ftigt, auf die Uhr zu sehen und den Piloten zu dr ä ngen, alles aus seiner Maschine herauszuholen.
Wenn er an die Aufgabe dachte, die vor ihm lag, hielt er es f ü r unwahrscheinlich, dass er so bald wieder nach Norwegen zur ü ckkehren w ü rde. Er w ü rde also nicht mehr die Gelegenheit zu einer letzten offenen Aussprache mit Carver haben. Das war schade. Andererseits blieb ihm der Trost, dass Carver auf schreckliche Weise sterben w ü rde, ganz allein und nach tagelangen Qualen, w ä hrend seine Gedanken nur um das eigene Versagen kreisten. Inzwischen d ü rfte ihm auch klar geworden sein, wer ihn letztendlich ausgeliefert hatte. Der Verlust seines besten Freundes und seiner Geliebten w ü rde ihn innerlich zerrei ß en, und er w ä re allein mit den eiternden Platzwunden am R ü cken. Die Schmerzen im Hals w ü rden immer schlimmer werden, und er bek ä me keinen Tropfen zu trinken, ohne dass er jedes Mal durch die H ö lle ging.
Tyzack lachte laut heraus. Eine wirklich befriedigende Rache! Das war ein gutes Zeichen, fand er. Die Dinge entwickelten sich in seinem Sinne. Jetzt brauchte er nur noch das spektakul ä rste Ziel zu treffen, das sich ein Killer vornehmen konnte: Mr President pers ö nlich. Wenn der Auftrag gel ä nge, h ä tte er Carver nicht nur vernichtet, sondern er h ä tte ihn auch restlos in den Schatten gestellt.
Er hatte von Visars Leuten eine SMS erhalten. Die Ware sei beschafft und der Umbau im Gange. Ausgezeichnet.
Bei ihm im Hubschrauber sa ß Foster Lafferty. » Ich habe eine Aufgabe f ü r dich «, sagte Tyzack. » Du f ä hrst nach Bradford und h ä ltst noch mal ein Schw ä tzchen mit den Pakistanern ab.«
» Soll ich denen wieder die Fresse polieren? «, fragte Lafferty.
» Im Gegenteil. Ihr sollt die besten Freunde werden. Sag ihnen, sie k ö nnen ihre Nutten zur ü ckhaben. Daf ü r m ü ssen sie mir einen Gefallen tun …«
Eine halbe Stunde sp ä ter landete der Hubschrauber auf einem Feld n ö rdlich von G ö teborg. Dort wartete ein Wagen auf ihn, der ihn an der schwedischen Westk ü ste entlang nach Malm ö bringen sollte und von dort ü ber die Ö resundbr ü cke und den Tunnel nach D ä nemark, dann nach Westen zu einem Privatflugplatz an der Nordseek ü ste. Von da aus wollten er und seine Leute zu einem ä hnlichen Flugplatz in Nordengland fliegen, auf einer Route, die den vom National Air Traffic Service
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