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Samuel Carver 03 - Assassin

Samuel Carver 03 - Assassin

Titel: Samuel Carver 03 - Assassin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Cain
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das Gummiseil so weit dehnte, dass es ihn w ü rgte und ihn wieder in Tyzacks Reichweite zur ü ckzwang.
    » … wieder tun! «, schrie er. Der dritte Schlag traf Carver unterhalb des Zwerchfells. Er kr ü mmte sich und schnellte mit dem Zug des Seils sogleich wieder hoch wie eine Marionette in den H ä nden eines sadistischen Puppenspielers.
    Tyzack trat zur ü ck und betrachtete sein Werk. Carvers Weigerung, seine Version der Ereignisse zu akzeptieren, hatte ihn ver ä rgert und frustriert, doch er hatte einen ü beraus befriedigenden Preis daf ü r bekommen. Er w ü rde bald abreisen m ü ssen. Visar wollte den Auftrag in Bristol erledigt wissen, und Tyzack konnte es sich nicht leisten, den Albaner zu entt ä uschen.
    Er warf noch einen Blick auf seinen Gefangenen, der am Boden kroch und versuchte, an den Stuhl heranzukommen, der umgekippt ein St ü ck weit entfernt lag. Tyzack ging zu der Stelle hin und sah genau zu, wie Carver – der ihn anscheinend gar nicht wahrnahm – sich trotz der w ü rgenden Zugkraft abm ü hte.
    Ja, dachte er. Es w ü rde schwer werden, und es w ü rde m ä chtig wehtun, aber Carver bek ä me den Stuhl am Ende zu fassen. Und wenn er den Stuhl hatte, konnte er noch ein paar Tage leben – oder zumindest existieren, w ä hrend ihn die Schmerzen am R ü cken, die W ü rgekraft von Halsfessel und Leine und das ununterbrochene Gepl ä rre der Fernseher in den Wahnsinn treiben w ü rden. Das war perfekt. Und nachdem sich Damon Tyzack so gl ü cklich f ü hlte wie schon lange nicht mehr, verlie ß er die Scheune samt Carver und dessen j ä mmerlichem Gezappel und legte das Vorh ä ngeschloss vor die T ü r.

61
    Als leidenschaftliche Wanderer waren Hans und Gudrun List immer noch mit einem drahtigen K ö rper und gebr ä unter Haut gesegnet, obwohl sie bereits Mitte sechzig waren. Da sie aus Salzburg stammten, waren sie von klein auf im Hochgebirge ihrer Heimat unterwegs gewesen. Jetzt durchquerten sie S ü dskandinavien von Stockholm nach Oslo und genossen das sch ö ne Wetter des Fr ü hsommers. Vor ein paar Stunden hatten sie die schwedische Grenze hinter sich gelassen und liefen am Nordufer des Tvillingtjenn entlang, wo sie gut vorankamen. Die Lists genossen vor allem die friedliche Einsamkeit und fanden die k ü hle Stille zwischen den B ä umen am Wasserrand sehr erholsam.
    Pl ö tzlich drang ein furchtbares Schmerzgeheul zu ihnen her ü ber. Es war ein so urt ü mlicher Schrei, dass sie unwillk ü rlich an ein Tier dachten. » Was war denn das? «, fragte List. Doch die Frage war ü berfl ü ssig. Ihnen war sofort klar, dass da ein Mensch Qualen litt.
    » Es ist von da dr ü ben gekommen «, sagte seine Frau und zeigte vom Ufer weg zwischen die B ä ume.
    Sie gingen ein paar z ö gerliche Schritte in den Wald hinein, hin und her gerissen zwischen dem Wunsch, einem Mitmenschen zu helfen, und der Angst vor dem, was diesen Schmerzensschrei ausgel ö st hatte. Wieder war ein Schrei zu h ö ren, doch er klang br ü chig, so als ob die Stimmb ä nder des Gequ ä lten nicht mehr die Kraft h ä tten, sein Leiden auszudr ü cken.
    » Guck, da dr ü ben «, sagte List und zeigte mit dem Arm.
    Seine Frau sah es jetzt auch: einen gro ß en Schuppen, eine Scheune vielleicht oder eine Garage. Er war graubraun und unscheinbar bis auf die gr ü n gestrichenen T ü ren, deren Farbe sich am Dachgiebel wiederholte. Dass die Lists die Scheune sehen konnten, erweckte in ihnen das Gef ü hl, als st ü nden sie selbst auch wie auf dem Pr ä sentierteller. Sie zogen sich gerade auf den Wanderweg zur ü ck, als ein dritter, noch schw ä cherer Schrei sie um Hilfe anzuflehen schien.
    » Wir m ü ssen etwas tun «, dr ä ngte Gudrun List und winkte ihrem Mann, ihr zu folgen, w ä hrend sie wieder auf die Scheune zuschlich, indem sie von Baum zu Baum in Deckung ging. Hinter einer m ä chtigen Fichte blieben sie stehen und sp ä hten um den Stamm herum. Als die sehr laute Stimme eines Fernsehsprechers ert ö nte, blickten sie sich fragend an. Ein, zwei Minuten sp ä ter fuhren sie erschrocken zusammen, weil die gr ü ne T ü r sich ö ffnete. Ein Mann mit feuerroten Haaren kam heraus, schloss hinter sich ab und entfernte sich. W ä hrend die Lists ihm hinterhersahen, fiel ihnen hinter der Scheune ein zweites Geb ä ude auf, das aussah wie ein Bauernhaus. Von dort kamen einige M ä nner und schlossen sich dem Rothaarigen an, der zielstrebig weiterging. Eine Weile war es still, dann setzte lauter Motorenl ä rm ein,

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