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Samuel Carver 04 - Collateral

Samuel Carver 04 - Collateral

Titel: Samuel Carver 04 - Collateral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Cain
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interessierte sich die CIA für dieses Gift. Angeblich waren ihre Mitarbeiter bei Undercover-Aktionen in den Fünfzigerjahren mit Suizid-Kapseln ausgestattet, die es enthielten, aber 1970 erhielt der Dienst den Befehl, alle Bestände zu vernichten, ironischerweise durch den giftigsten aller Präsidenten, Richard Milhous Nixon.
    Saxitoxin gab es jedoch weiterhin. Die Natur produzierte es, und gerade wegen seiner starken Wirkung auf das Nervensystem wurde es für die medizinische Forschung entdeckt. Schließlich fand man heraus, wie es sich synthetisieren ließ. Klerks Leute hatten es nach der Beschreibung im Journal of the American Chemical Society nachgekocht und eine sehr hohe Dosis, ein Vielfaches der tödlichen Menge, dem Mehl und Wasser beigemischt, mit dem sie die Oblaten buken. Das Backen verringerte nicht die Giftigkeit. Die hohe Dosis allerdings gewährleistete, dass die Wirkung sehr viel schneller eintrat als bei natürlich erworbener Muschelvergiftung.
    Daher war das Timing ein empfindliches Problem. Es war absolut notwendig, bis zum letzten Kommunikanten zu gelangen und ihm seine Dosis zu verabreichen, bevor jemand bemerkte, dass sie vergiftet wurden. Ideal wären sogar ein paar zusätzliche Sekunden, um Mabeki anzugreifen. Und schließlich musste sein Timing mit Zalikas zusammenpassen, die im oberen Stockwerk die Diamanten stahl.
    Zalika stand im großen Schlafzimmer. Sie hatte den Safe hinter einem Porträt der Gushungos gefunden. Sie griff in ihre Umhängetasche nach dem Umschlag, den Tina Wong ihr gegeben hatte, öffnete ihn und entnahm ihm einen farblosen, verschließbaren Plastikbeutel. Darin befand sich ein dünner Latexhandschuh, wie er von Chirurgen getragen wird. Zalika streifte ihn über die rechte Hand und wandte sich dem Safe zu.
    Faith Gushungo nahm ihre Oblate mit untypischer Demut entgegen. Carver ging weiter zu den Leibwächtern, die hinter ihr knieten. Aus den Augenwinkeln sah er Moses Mabeki aus dem Zimmer schlüpfen. Er meinte, seine Schritte zuerst im Flur, dann auf der Treppe nach oben zu hören.
    Zalika war oben, unbewaffnet, und ahnte nicht, dass sie jeden Moment entdeckt werden konnte.
    Carver hatte keine Möglichkeit, sie zu warnen, ohne seine Tarnung auffliegen zu lassen.
    Und als wäre das noch nicht genug, hatte er ein unmittelbares Problem, das ihm kurz vor Beginn der Hausmesse aufgefallen war, noch nicht gelöst. Und mit jedem Schritt, den er tat, wurde es dringender.

63
    Um selbst nicht vergiftet zu werden, hatte Carver zwei saxitoxinfreie Oblaten in die Pyxis getan, zu den zwölf giftigen. So hatte er eine zur liturgischen Verwendung gehabt und eine für den Fall, dass jemand vorab verlangte, er solle die Genießbarkeit beweisen. Beide Oblaten waren mit einer Kerbe gekennzeichnet worden. Eine davon war noch übrig. Doch nun knieten da zwei chinesische Hausangestellte, von denen eine undercover in diesem Irrenhaus gearbeitet hatte, um ihm zu helfen.
    Oben ging Moses Mabeki langsam, aber zielstrebig wie der Todesengel den Flur entlang auf das große Schlafzimmer zu. Unterwegs griff er in die Jacketttasche und holte eine Pistole heraus.
    Zalika Stratten holte einen grünen Samtbeutel aus dem Safe. Er war schwerer, als sie gedacht hatte, und die Diamanten rieben knirschend aneinander, als sie ihn in die Hand nahm.
    Carver tat sein Bestes, um kaltblütig und professionell zu bleiben. Sorge dich nicht um Dinge, auf die du keinen Einfluss hast – das war immer sein Mantra gewesen. Zalika musste jetzt allein auf sich aufpassen. Er musste den Anschlag ausführen. Denk also nach und komme zu dem logischen Ergebnis: Finde die blöde Oblate, brich sie in der Mitte durch und gib jeder Chinesin eine Hälfte.
    Doch das verdammte Ding war verschwunden, zwischen die anderen geraten, während er die Leibwächter bedient hatte.
    Himmel, hatte er einem von ihnen die harmlose Oblate verabreicht?
    Carver befahl sich, ruhig zu bleiben. Es waren noch sieben Oblaten in dem Kästchen. Mit etwas Glück war eine davon harmlos. Sechs zu eins: also keine Nadel im Heuhaufen. Einfach richtig hinsehen.
    Mit dem rechten Zeigefinger blätterte er durch die Oblaten, während Tina Wong fragend zu ihm hochschaute.
    »Schließ die Augen, mein Kind«, sagte Carver.
    Sie gehorchte.
    Hinter ihm hustete jemand. Es war das keuchende Husten eines alten Menschen, und es ging in trockenes Würgen über.
    Endlich fand Carver die Oblate mit der Kerbe und brach sie durch.
    Die Chinesinnen knieten vor ihm, Tina Wang

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