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Samuel Carver 04 - Collateral

Samuel Carver 04 - Collateral

Titel: Samuel Carver 04 - Collateral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Cain
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hüpften, und würde sich nicht den Sicherheitsprozeduren eines Flughafens aussetzen.
    Als Carver aus dem Tunnel hervorkam und nach Aberdeen hineinfuhr, kam der Rolls-Royce wieder ins Blickfeld. Mabeki bog von dem erhöhten Highway ab. Die Ausfahrt schien mitten ins Zentrum der großen Wohnblocks zu führen, wo man die alten Familien angesiedelt hatte, die früher einmal komplett auf dem Wasser gelebt hatten. Die Hochhäuser waren halbkreis- und kreuzförmig angeordnet. Carver fuhr die Ausfahrt hinunter und sah seine silberne Beute ein Stück voraus in eine Seitenstraße einbiegen. Jetzt dauerte es nicht mehr lange, dessen war er sicher.
    Dann bog auch er in den Schatten der Hochhäuser ein.

71
    Auf der Straße waren viele Autos und Menschen unterwegs: ein paar weiße Touristen, die sich von der reizvollen Hafenkulisse weggewagt hatten, hauptsächlich aber Einheimische, die zielstrebige Eile an den Tag legten oder in Gruppen zusammenstanden und heftig gestikulierend miteinander plauderten – ein Bild, das das Klischee von der chinesischen Unergründlichkeit Lügen strafte.
    Mabeki hatte den Rolls-Royce fünfzig Meter voraus am linken Straßenrand abgestellt. Er stand neben seinem Wagen und sah zu, wie Carvers Honda in dem stockenden Verkehr langsam auf ihn zurollte, und forderte ihn heraus, den nächsten Schritt zu tun.
    Carver fuhr links ran und hielt in der zweiten Reihe, ohne auf das Gehupe und Geschrei zu achten, das die hinter ihm aufgehaltenen Fahrer veranstalteten. Er stieg aus und drängte sich zwischen Fußgängern durch zu der silbernen Limousine. Mabeki blieb still stehen, schaute lediglich in Carvers Richtung, bis er seinen Blick auffing. Dann hob er die Hand, winkte spöttisch und entfernte sich. Dass er einem bewaffneten Feind seinen Rücken zukehrte und dabei die meisten Leute weithin überragte, schien ihn nicht zu kümmern.
    Und er ging allein weg.
    Eine Frage schoss Carver durch den Kopf, die alle anderen verdrängte: Was hatte Mabeki mit Zalika gemacht?
    Er war nur noch ein paar Schritte von dem Rolls-Royce entfernt. Sein Kofferraum war ihm zugewandt. Mabeki hatte ihn nicht abgeschlossen. Er stand einen Spalt breit offen. Wenn Zalika da drinnen lag, konnte sie jetzt hinausklettern. Warum tat sie es also nicht?
    Carver ging die möglichen Gründe durch. Sie war gefesselt und konnte sich nicht bewegen. Sie war bewusstlos oder tot. Und dann kam ihm der Gedanke, dass Mabeki ihm eine Einladung hinterlassen hatte. »Öffne mich«, stand an der Kofferraumklappe. »Öffne mich und sieh, was passiert.«
    Es wäre für Mabeki nicht schwierig gewesen, eine Sprengfalle zu installieren. Carver schossen die Bilder mit Justus’ VW-Bus durch den Kopf: die Nylonschnur und die Handgranate, die beim Öffnen der Tür hochgegangen war. War das Mabekis Plan? Oder wollte er nur ein bisschen Zeit gewinnen?
    Je länger Carver herumstand und überlegte, was er tun sollte, desto größer wurde der Abstand zu Mabeki.
    »Zalika«, rief er, »bist du da drin? Geht es dir gut?«
    Es kam keine Antwort.
    Carver trat näher an den Kofferraum heran, bückte sich und spähte durch den Spalt, ob irgendwo Teile einer Sprengvorrichtung zu erkennen waren. Ach zum Teufel damit. Er hatte genug von der übertriebenen Vorsicht. Er fasste um die Kante und riss den Deckel hoch ...
    Nichts passierte. Es gab keine Explosion, keine Sprengfalle ... und keine Zalika.
    Zalikas Handy musste in dem Wagen sein. Carver hatte das Signal verfolgt. Mabeki hatte unterwegs nirgendwo angehalten, außer an der Mautstelle vor dem Western Harbour Tunnel. Wo war Zalika also?
    Mit irrationaler Hektik riss Carver die Fahrertür auf, beugte sich hinein und spähte ins Innere, als bestünde die geringste Chance, dass Zalika dort saß. Sie war nicht da.
    Ihr Handy lag auf dem Beifahrersitz, und es klingelte.
    Carver nahm es, zog sich aus dem Wagen zurück und schaute auf der Suche nach Mabeki die Straße auf und ab. Er wusste, dass er seine Stimme hören würde, als er den Knopf drückte und sich das Gerät ans Ohr hielt.
    »Leben Sie wohl, Reverend«, sagte Mabeki. »Oder vielmehr, Mr. Carver. Sie werden mich oder Miss Stratten nicht wiedersehen.«
    Die Verbindung brach ab. Carver pfefferte das Handy auf den Boden und gab sich einen Augenblick lang seinem frustrierten Zorn hin. Dann schaute er auf, und sein Zorn wich der fröstelnden Erkenntnis unmittelbarer Gefahr. Da kamen fünf Männer nebeneinander den Bürgersteig entlang, stießen Leute beiseite und hielten

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