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Samuel Carver 05 - Collapse

Samuel Carver 05 - Collapse

Titel: Samuel Carver 05 - Collapse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Cain
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Tüte blickte, würde annehmen, dass sich damit irgendeine Klempnerarbeit ausführen ließ.
    Carver warf einen Blick auf die Teile, brummte »gut« und ging um den Wagen herum, um die Hecktür einen Spaltbreit zu öffnen, sodass er gerade noch hineinblicken konnte, ohne jedoch einen anderen sehen zu lassen, was darin war. Diesmal fiel seine Reaktion vergleichsweise überschwänglich aus: ein breites Grinsen und ein leises »ausgezeichnet«.
    Er schloss die Tür, ging nach vorn und setzte sich hinters Steuer. Zwei Minuten später klopfte es ans Fenster. Schultz undCripps standen draußen. Carver ließ die Scheibe herunter und gab ihnen die Plastiktüte. »Bitte sehr.«
    Schultz sah hinein und grinste breit. »Spitzenmäßig«, meinte er und ging mit Cripps zu ihrem Wagen zurück, einem alten Mazda 626. Carver machte das Fenster zu und ließ den Motor an. Kurz darauf waren sie alle unterwegs.
    Auf der stark befahrenen Zufahrtsstraße zur Putney Bridge fragten sich unterdessen die chinesischen Agenten, die den silbernen Audi verfolgten, warum er zurück über den Fluss nach Norden fuhr in Richtung Innenstadt. Wimbledon lag in der entgegengesetzten Richtung. Erst als sie auf der Brücke waren und schneller fahren konnten, sodass es möglich war, neben den Audi zu ziehen, begriffen sie, dass nicht Carver darin saß. Was darauf an Flüchen folgte, hätte auch von Derek Choi kommen können, der vor Wut kochte, als ihm die Neuigkeit gemeldet wurde.
    Choi brauchte mehrere Minuten, um Carvers Mobiltelefon zu orten. Das zumindest bewegte sich in die richtige Richtung. Sein Ziel hatte sich also nicht geändert, er hatte nur das Fahrzeug gewechselt. Und sobald er in Wimbledon ankäme, stünden ihm nur bestimmte Zufahrten zur Verfügung. Carver fuhr nach wie vor seinem Tod entgegen.

66
    Wimbledon
    Azarows Zweitwagen war ein Rolls-Royce Phantom. Er rollte langsam voran auf das Gelände des Wimbledon Park Golf Clubs, der alljährlich an den All England Club zum Parken und für die Bewirtungszelte der Gastronomie vermietet wurde. Mit kaum hörbarem Motorgeräusch fuhr er auf die Stellplätze zu, die Zorn für sich reserviert hatte. Zorn wartete dort, um ihn in Empfang zu nehmen. Er öffnete Alix die Tür und stellte sich an die Seite, während sie ihren Rock glattstrich und dann die Beine aus dem Wagen schwang. Zorn hielt ihr die Hand hin, und sie nahm sie, um sich anmutig aufzurichten und neben ihn auf den kurzgeschnittenen Rasen zu treten.
    »Ein Gentleman!«, sagte sie und blickte unter halb gesenkten Lidern zu ihm hoch. Lachend zog er ihre Hand an die Lippen und küsste sie mit einem neckisch übertriebenen Schmatz, wie um zu zeigen, dass er ein lässiger Amerikaner sei, der sich über die alten europäischen Gepflogenheiten nur lustig machte.
    »Enchanté, mademoiselle«, sagte er.
    »Tu es trop gentil«, erwiderte sie, mühelos ins Französische wechselnd. Sie lächelte Zorn an, sehr zu dessen Freude, und diesmal war das Lächeln echt. Während sie an Azarows Arm auf den Eingang des All England Clubs zuging, war sie wirklich erfreut. Sie wusste bereits eines von den Dingen, die sie für Carver herausfinden sollte.
    Von weitem beobachtete Carver, wie Alix zu ihrem Sitzplatz ging, und ihm kam ein anderer Sommertag in den Sinn, derunliebsam viele Jahre her war. Da hatte er sie ebenfalls in einem seidenen Sommerkleid gesehen. Er brauchte nur die Augen zuzumachen, und schon saß er an dem Tisch im Eden Roc und schaute über das sonnig glitzernde Wasser am Cap d’Antibes. Von dort konnte er sie an Deck der Jacht erkennen, die Kurt Vermulen gehörte. Der Wind drückte ihr das Kleid gegen den Körper und hob ihre Kurven hervor. Er sah zu, wie sie Vermulen küsste, und glaubte noch, das sei nur gespielt. Erst später wurde ihm klar, dass sie sich in den General verliebt hatte und ihn in Kürze heiraten würde. Jetzt war Vermulen tot, ein weiterer Eintrag in Carvers persönlicher Verlustliste. Und wieder sah er Alix im Sommerkleid, genauso schön wie damals und am Arm eines anderen.
    Sie setzte sich, sagte etwas zu dem Mann an ihrer Seite, der gut aussah, aber brutal wirkte, und lachte über seine Erwiderung. War das Azarow? Für ein Paar, das miteinander Schluss gemacht hatte, verhielten sie sich ziemlich freundschaftlich. Alix griff in ihre Handtasche, zog, während sie dem Mann mit halbem Ohr zuhörte, ihr Telefon heraus und begann auf dem Display zu tippen.
    Sekunden später summte Carvers Handy. Eine SMS war von ihr gekommen:

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