Samurai 1: Der Weg des Kämpfers (German Edition)
standen. Eins enthielt Wasser, eins eine dünne, dampfende Fischsuppe und das dritte eine kleine Portion weißen Reis und ein wenig in Essig eingelegtes Gemüse.
Jack trank das Wasser. Die Suppe wärmte ihn, obwohl er den pfeffrigen Geschmack nicht mochte. Den Reis schlang er hungrig hinunter. Er benutzte dazu die Finger. Er hatte schon einmal Reis gegessen. Sein Vater hatte welchen von einer seiner Handelsreisen mitgebracht und seine Mutter hatte ihn zubereitet. Jack fand ihn ein wenig fad, was ihn aber nicht weiter kümmerte, da er seit Tagen nichts gegessen hatte. Zuletzt leckte er sich noch die Finger ab. Dann lächelte er, um zu zeigen, wie sehr er das Essen genossen hatte.
Die Frau starrte ihn schockiert an.
»Äh … danke. Vielen Dank.« Jack wusste nicht, was er sonst sagen sollte.
Sichtlich erregt sammelte die Frau die leeren Schalen ein und eilte aus dem Zimmer.
Was hatte er falsch gemacht? Hätte er ihr auch etwas zu essen anbieten sollen?
Kurz darauf ging die Schiebetür erneut auf und die Frau betrat das Zimmer mit einem weißen Gewand, das sie auf sein Bett legte.
»Kimono wo kite choudai«, sagte sie und bedeutete ihm, sich anzuziehen.
Jack, der unter der Bettdecke nackt war, weigerte sich.
Die Frau sah ihn verständnislos an und zeigte noch einmal auf das Gewand.
Ungeduldig, weil er sich nicht richtig verständlich machen konnte, bedeutete Jack ihr, durch die Schiebetür nach draußen zu gehen. Sie war darüber verwirrt, verbeugte sich aber trotzdem und verließ das Zimmer.
Jack stand auf, so schnell seine schmerzenden Gliedmaßen es erlaubten, und schlüpfte vorsichtig mit dem geschienten Arm zuerst in das seidene Gewand.
Dann ging er zur Tür und schob sie vorsichtig auf, um sie nicht noch einmal zu beschädigen. Die Frau wartete auf einer hölzernen Veranda, die um das ganze Haus lief. Einige kleine Stufen führten in einen großen Garten, der von einer hohen Mauer umschlossen war. Einen solchen Garten hatte Jack noch nie gesehen.
Eine kleine Brücke spannte sich über einen mit rosafarbenen Wasserrosen gefüllten Teich. Kieswege schlängelten sich zwischen leuchtend bunten Blumen, grünen Büschen und dekorativen Steinen hindurch. Ein kleiner Wasserfall plätscherte in einen Bach, der um einen üppigen Kirschbaum herum in den Teich floss.
Der Garten bot ein Bild der Vollkommenheit und des Friedens. Meine Mutter wäre von den vielen Blumen begeistert gewesen, dachte Jack. Wie anders sahen doch die feuchten englischen, von Hecken umschlossenen Kräuter- und Gemüsegärten aus.
»Wie der Garten Eden«, murmelte er.
Die Frau bedeutete ihm, hölzerne Sandalen anzuziehen, und winkte ihm, ihr zu folgen. Mit kleinen Trippelschritten ging sie ihm voraus durch den Garten.
Auf der anderen Seite des Teiches bearbeitete ein knochiger alter Mann, offenbar der Gärtner, mit einer Harke ein Beet, das bereits vollkommen aussah. Als sie an ihm vorbeikamen, verbeugte er sich tief. Auch die Frau deutete eine Verbeugung an und Jack folgte ihrem Beispiel. Sich zu verbeugen, schien zu jedem Zeitpunkt das Richtige zu sein.
Sie betraten ein kleines, aus Holz errichtetes Gebäude auf der anderen Seite des Gartens. Im Inneren war es angenehm warm. Jack sah eine lange steinerne Bank und eine große, rechteckige, mit dampfendem Wasser gefüllte Holzwanne. Zu seinem Entsetzen bedeutete ihm die Frau, er solle hineinsteigen.
»Wie?«, rief er und wich einen Schritt zurück. »Sie erwarten doch wohl nicht, dass ich mich da reinsetze?«
Die Frau hielt sich lächelnd die Nase zu und zeigte zuerst auf Jack und dann auf die Wanne. »Ofuro.«
»Ich stinke doch nicht!«, sagte Jack. »Ich habe mich erst vor einem Monat gewaschen.« Wusste man hier denn nicht, dass man sich in Bädern alle möglichen Krankheiten holen konnte? Seine Mutter hatte ihn gewarnt, dass er davon Durchfall und noch Schlimmeres bekommen könne!
»Ofuro haitte!«, wiederholte die Frau und schlug mit der Hand auf die Wanne. »Anata ni nomiga tsuite iru wa yo!«
Jack verstand sie nicht und es war ihm auch egal. Auf keinen Fall würde er sich in diese Wanne setzen.
»Uekiya!«, rief die Frau. »Chiro! Kocchi ni kite!« Sie wollte Jack packen.
Er rannte um die Wanne herum zur Tür, doch dort stand der Gärtner und versperrte ihm den Weg.
Eine junge Frau eilte herein und hielt Jack fest. Die ältere Frau zog ihm das Gewand aus und begann ihn mit kaltem Wasser abzuwaschen.
»Aufhören!«, rief Jack. »Das Wasser ist eiskalt! Lassen Sie mich
Weitere Kostenlose Bücher