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Samurai 1: Der Weg des Kämpfers (German Edition)

Samurai 1: Der Weg des Kämpfers (German Edition)

Titel: Samurai 1: Der Weg des Kämpfers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Bradford
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ihn die Veranda entlang zu einer anderen Schiebetür führte.
    Sie betraten einen kleinen Raum mit einem niedrigen, rechteckigen Tisch, um den vier flache Kissen lagen. An der gegenüberliegenden Wand lagen auf einem Ständer zwei prächtige Schwerter mit dunkelrot umsponnenen Griffen und schwarz glänzenden, mit Perlmutt eingelegten Scheiden. Unter den Schwertern befand sich ein kleiner, in die Wand eingelassener Schrein, in dem zwei Kerzen und ein Räucherstäbchen brannten. Ein schwacher Duft nach Jasmin erfüllte das Zimmer.
    Auf einem der Kissen saß im Schneidersitz ein kleiner japanischer Junge und starrte den Fremden, der goldene Haare und blaue Augen hatte, staunend an.
    Die Frau bedeutete Jack, sich neben den Jungen zu setzen. Sie selbst nahm auf der gegenüberliegenden Seite Platz.
    Verlegenes Schweigen trat ein.
    Der vierte Platz blieb leer. Offenbar wurde noch jemand erwartet, dachte Jack. Der Junge starrte ihn weiter an.
    »Ich heiße Jack Fletcher«, sagte er zu ihm, um das Schweigen zu brechen. »Und wie heißt du?«
    Als der Junge Jack sprechen hörte, begann er haltlos zu kichern.
    Die Frau wies den Jungen mit einigen scharfen Worten zurecht und er verstummte. Jack sah die Frau an.
    »Tut mir leid. Ich weiß nicht, wer Sie sind und wo ich bin, aber ich danke Ihnen dafür, dass Sie sich um mich kümmern. Darf ich fragen, wie Sie heißen?«
    Die Frau erwiderte seinen Blick verständnislos. Dann lächelte sie.
    »Ich heiße Jack Fletcher.« Er zeigte auf seine Brust und dann auf die Frau. »Und Sie?«
    Er wiederholte die Handbewegung einige Male. Die Frau schien ihn immer noch nicht zu verstehen, lächelte aber weiter ihr rätselhaftes und zugleich so aufreizendes Lächeln. Er wollte gerade aufgeben, da meldete sich der Junge zu Wort.
    »Jaku Furecha.« Dann zeigte er auf seine Nase. »Jiro.«
    »Jiro, verstehe. Ich bin Jack.«
    »Jaku, Jiro, Jaku, Jiro«, krähte der Junge entzückt und zeigte abwechselnd auf Jack und sich.
    Jetzt begriff auch die Frau und sie verneigte sich. »Watashi wa Dãte Hiroko. Hi-ro-ko.«
    »Hi-ro-ko«, wiederholte Jack langsam und erwiderte die Verbeugung höflich. Wenigstens wusste er jetzt, wie die beiden hießen.
    Eine seitliche Schiebetür glitt auf und die junge Frau namens Chiro trat ein. Sie trug ein Tablett mit sechs kleinen, lackierten Schälchen. Sie stellte die Schälchen auf den Tisch und Jack merkte plötzlich, dass er großen Hunger hatte. Es gab Fischsuppe, Reis, in Streifen geschnittenes rohes Gemüse, das er nicht kannte, eine Art dicken Weizenbrei und kleine Stückchen rohen Fisch. Die junge Frau verbeugte sich und ging wieder.
    Jack überlegte, wo das restliche Essen blieb. Auf dem Tisch standen einige kleine Schälchen, aber das reichte doch bestimmt nicht für sie alle. Wo war das Fleisch? Die Soße? Oder auch nur ein Butterbrot? Der Fisch war nicht einmal gekocht! Da er seine Gastgeberin nicht wieder kränken wollte, wartete er darauf, dass die anderen ihm etwas zu essen anboten. Es folgte ein längeres unbehagliches Schweigen, dann nahm Hiroko zwei kleine Stäbchen in die Hand, die neben ihrer Schale lagen.
    Jiro tat dasselbe.
    Sie hielten die Stäbchen in einer Hand, nahmen damit kleine Mengen des Essens auf und steckten sie sich geschickt in den Mund. Dabei ließen sie Jack nicht aus den Augen.
    Jack hatte die Stäbchen neben seiner Schale gar nicht bemerkt. Er betrachtete die bleistiftdünnen Hölzchen. Wie um alles in der Welt sollte er damit essen?
    Jiro lächelte ihn mit vollem Mund an.
    »Hashi«, sagte er und zeigte auf die Stäbchen.
    Jiro spreizte die Finger und zeigte Jack, wie man die hashi richtig hielt. Es gelang Jack zwar, die Stäbchen scherenartig zu bewegen, doch er konnte weder den Fisch noch das Gemüse lange genug halten, um sie zum Mund zu führen.
    Er ließ einen Bissen nach dem anderen fallen und wurde ärgerlich. Doch er gab nicht so leicht auf und beschloss, es mit dem Reis zu versuchen. Davon war mehr da, deshalb musste es leichter sein. Die Hälfte des Reises fiel gleich wieder in die Schale zurück, die andere landete auf dem Tisch und flog in alle Richtungen. Als Jack die Stäbchen zum Mund geführt hatte, klebte nur noch ein einziges Reiskorn daran.
    Er war trotzdem mit seinem Erfolg zufrieden und kaute ausgiebig auf dem einzelnen Korn herum, als sei dies der höchste Genuss.
    Jiro lachte.
    Für ihn mochte das lustig sein, dachte Jack, aber wenn er selbst nicht bald lernte, mit den Stäbchen umzugehen, verhungerte er –

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