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Samurai 1: Der Weg des Kämpfers (German Edition)

Samurai 1: Der Weg des Kämpfers (German Edition)

Titel: Samurai 1: Der Weg des Kämpfers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Bradford
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und das war überhaupt nicht lustig!

10
Abunai!
    Die Tage vergingen mit Baden, Essen und Schlafen.
    Jack erholte sich allmählich vom Fieber, sein Arm heilte und er ging regelmäßig im Garten spazieren. An den meisten Tagen saß er unter dem Kirschbaum und sah zu, wie der Gärtner Uekiya mit unendlicher Sorgfalt die Blumenbeete jätete oder einen Busch zurückschnitt. Uekiya begrüßte Jack immer mit einem kurzen Nicken, ansonsten blieben sie beide stumm, da Jack kein Wort der seltsamen Sprache beherrschte, die hier gesprochen wurde.
    Angesichts der ewig gleichen Zimmer, der täglichen Bäder und des makellos gepflegten Gartens erfasste Jack schon bald eine innere Unruhe. Er fühlte sich in einen goldenen Käfig eingesperrt wie ein Kanarienvogel. Was wollten diese Menschen von ihm? Er stand unter ständiger Beobachtung, aber niemand versuchte mit ihm zu sprechen. Er durfte durch Garten und Haus spazieren, aber nie weiter. Überlegten die Japaner um ihn herum noch, was sie mit ihm anstellen sollten? Oder warteten sie darauf, dass jemand anders eine Entscheidung traf?
    Jack hätte zu gern gewusst, was hinter der Gartenmauer lag. Bestimmt gab es dort jemanden, der Englisch verstand und ihm helfen konnte, nach Hause zurückzukehren. Vielleicht fand er sogar ein Schiff, das einen ausländischen Hafen ansteuerte. Er könnte heimlich an Bord gehen und hoffen, dass im nächsten Hafen ein englisches Schiff vor Anker lag, das ihn zu seiner Schwester zurückbrachte, dem letzten noch lebenden Mitglied seiner Familie. Das war jedenfalls besser, als untätig unter einem Baum zu sitzen.
    Er beschloss zu fliehen.
    Er hatte gesehen, wie der Samurai Taka-san, der Hirokos Haus zu bewachen schien, täglich durch ein kleines Tor in der Gartenmauer kam und ging. Diese Entdeckung wollte er nutzen. Zu fragen, ob er gehen durfte, war sinnlos – er war ein Gefangener der Umstände und der Sprache. Auf alles, was er sagte, verbeugten die Frauen sich nur und antworteten »Gomennasai, wakarimasen«, was ihrem Gesichtsausdruck und Ton nach zu schließen so viel bedeutete wie: »Tut mir leid, ich verstehe dich nicht.«
    Nach dem inzwischen vertrauten Frühstück aus Reis, sauer eingelegtem Gemüse und Weizenbrei brach er zu seiner täglichen Runde durch den Garten auf. Als Uekiya sich bückte, um einen bereits makellos geschnittenen Busch weiter zu verschönern, eilte er zu dem Gartentor. Er vergewisserte sich noch einmal, dass Jiro und Hiroko im Haus waren. Dann schob er den Riegel zurück und schlüpfte lautlos hinaus. Das Tor schloss sich mit einem kaum hörbaren Klicken hinter ihm. Uekiya hörte es trotzdem und begann zu rufen.
    »Ie! Abunai! Abunai!«
    Jack rannte los.
    Ohne auf das Geschrei hinter sich zu achten oder zu wissen, wohin er lief, rannte er einen schmutzigen Weg entlang und zwischen einigen Gebäuden hindurch, bis er vom Haus aus nicht mehr gesehen werden konnte.
    Er orientierte sich kurz. Das Dorf erstreckte sich bis zu einem großen natürlichen Hafen. In der Ferne ragten Berge auf, in der unmittelbaren Umgebung lagen zahllose Terrassenfelder, auf denen Bauern Reis anbauten.
    Trotz der Schmerzen in seinem verletzten Arm rannte Jack an den überraschten Dorfbewohnern vorbei hangabwärts in Richtung Meer.
    Er bog um eine Ecke und stand zu seiner Verblüffung mitten auf dem Dorfplatz. Vor sich sah er eine große, gepflasterte Mole, auf der Männer und Frauen Fische ausnahmen und Netze flickten.
    Im Hafen dahinter war das Wasser mit Tausenden von Fischerbooten gesprenkelt. Nur mit dünnen weißen Höschen bekleidete Frauen tauchten neben den Booten und kehrten mit Beuteln voller Seetang, Krebsen und Austern zurück. In der Mitte der Bucht lag eine kleine, sandige Insel, über deren Strand ein Tor aus rotem Holz aufragte.
    Die Gespräche auf dem Platz verstummten und Jack spürte, wie sich Hunderte von Augen auf ihn richteten. Im ganzen Dorf schien die Zeit stillzustehen. Frauen in bunten Kimonos knieten bewegungslos vor Händlern, die ihnen etwas verkauften. Die halb ausgenommenen Fische in den Händen der Fischer glitzerten in der Sonne und ein Samurai starrte ihn mit grimmiger Miene an.
    Jack stutzte und verbeugte sich zögernd. Der Samurai erwiderte den Gruß kaum und ging weiter, ohne ihn zu beachten. Einige Frauen verbeugten sich verwirrt ebenfalls und das Dorf erwachte wieder zum Leben. Jack überquerte den Marktplatz und stieg zu einem kleinen Strand hinunter. Im Rücken spürte er die misstrauischen Blicke der

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