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Samurai 1: Der Weg des Kämpfers (German Edition)

Samurai 1: Der Weg des Kämpfers (German Edition)

Titel: Samurai 1: Der Weg des Kämpfers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Bradford
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Dorfbewohner.
    Auf der Suche nach einem ausländischen Segler ließ er den Blick über den Hafen wandern. Doch er sah nur japanische Schiffe mit japanischen Fischern. Niedergeschlagen hockte er sich neben ein kleines Fischerboot und starrte aufs Meer hinaus.
    England lag zwei Jahre und zwölftausend Meilen von hier entfernt. Er hatte das einzige Zuhause, das er kannte, und die einzige Angehörige, die er noch hatte, Jess, auf der anderen Seite der Welt zurückgelassen. Konnte er hoffen, Jess je wiederzusehen? Warum war er geflohen? Er konnte ohne Geld, ohne sein Buch und sogar ohne seine Kleider doch nirgendwo hin! Mit seinen blonden Haaren fiel er unter den schwarzhaarigen Japanern auf wie ein bunter Hund.
    Ratlos sah er zu, wie die kleinen Boote im Hafen auf und ab hüpften. Da tauchte plötzlich ein Mädchen aus dem Wasser auf wie eine Meerjungfrau. Es hatte dieselbe schneeweiße Haut und dieselben kohlschwarzen Haare wie das Mädchen, das er zusammen mit dem weißen Hengst neben dem Tempel gesehen hatte.
    Jack beobachtete, wie sich das Mädchen in ein Boot in Ufernähe hochzog. Ein Fischer hievte einen mit Austern gefüllten Sack an Bord. Während das Mädchen sich abtrocknete, stemmte der Fischer die Austern auf und suchte nach Perlen. Das Mädchen fuhr sich mit den Händen durch die Haare. Unzählige Wassertropfen, die in der Morgensonne funkelten wie tausend kleine Sterne, flogen durch die Luft.
    Der Fischer ruderte das Boot durch den Hafen, während sich das Mädchen ruhig und mit der Anmut einer Weide im Takt der schaukelnden Bewegungen wiegte. Es schien über das Wasser zu schweben. Das Fischerboot näherte sich einem kleinen hölzernen Steg und Jack konnte das Gesicht des Mädchens genauer erkennen. Es war nicht viel älter als er, hatte eine makellose Haut, halbmondförmige, tiefschwarze Augen und unter einer kleinen, sanft geschwungenen Nase einen wie eine Knospe geformten Mund mit Lippen, die an die Blütenblätter einer roten Rose erinnerten. Wenn Jack sich je eine Märchenprinzessin vorgestellt hätte, sie hätte genau so ausgesehen.
    »Gaijin!«
    Jack fuhr aus seinem Tagtraum hoch, hob den Kopf und sah mit blinzelnden Augen in die Sonne. Vor ihm standen zwei mit einfachen Kimonos und Riemensandalen bekleidete Japaner. Der eine war untersetzt, hatte einen runden Kopf und eine platt gedrückte Nase, der andere war dürr wie eine Bohnenstange und hatte die Augen zu Schlitzen zusammengekniffen.
    »Nani wo shiteru, gaijin?«, wollte der Mann mit der platt gedrückten Nase wissen.
    Der dünne Mann beäugte Jack über die Schulter seines Kumpans und stieß dem Jungen einen hölzernen Stock unsanft in die Brust.
    »Eh, gaijin?«, plärrte er näselnd.
    Jack wollte zurückweichen, doch er hatte das Boot im Rücken.
    »Onushi ittai doko kara kitanoda, gaijin?«, fragte Plattnase und zog grob an Jacks blonden Haaren.
    »Eh, gaijin?«, wiederholte der Dürre hämisch und stellte seinen Stock absichtlich auf Jacks Finger.
    Jack zog seine Hand weg.
    »Ich … ich verstehe Sie nicht …«, stotterte Jack und suchte verzweifelt nach einer Fluchtmöglichkeit.
    Plattnase packte ihn am Kragen seines Kimonos, riss ihn hoch und starrte ihm in die Augen.
    »Nani?«, zischte er.
    »Yame!«
    Jack nahm den Ruf erst wahr, als plötzlich die Augen seines Gegenübers aus den Höhlen quollen, weil eine Hand ein Messer in seinen Rücken gestoßen hatte. Plattnase brach zusammen und blieb mit dem Gesicht nach unten bewegungslos im Sand liegen. Eine Welle überspülte den Mann.
    Taka-san, der junge Samurai aus Jacks Haus, war aus dem Nichts aufgetaucht. Er fuhr zu Jacks zweitem Angreifer herum und schwang sein Schwert. Der dürre Mann warf sich auf den Boden und entschuldigte sich aufgeregt.
    Das Schwert sauste in einem Bogen durch die Luft auf den ausgestreckten Mann hinunter.
    »Ie, Taka-san! D ō zo«, befahl eine andere Stimme. Taka-san hielt das Schwert einen Zentimeter vor dem bloßen Hals des Mannes an.
    Jack erkannte die sanfte Stimme sofort.
    »Konnichiwa«, sagte das Mädchen. Es trat zu Jack und verbeugte sich anmutig. »Watashi wa Dãte Akiko.«
    Das Mädchen von der Landzunge, das er in seinen Fieberträumen gesehen hatte, hieß Akiko.

11
Sencha
    Als Jack an diesem Abend zum Essen gerufen wurde, saßen Hiroko und ihr Sohn Jiro auf ihren gewohnten Plätzen. Auf dem vierten Kissen saß Akiko. Über ihr hingen die beiden schimmernden Samuraischwerter.
    Die Gegenwart des japanischen Mädchens machte Jack verlegen und

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