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Samurai 1: Der Weg des Kämpfers (German Edition)

Samurai 1: Der Weg des Kämpfers (German Edition)

Titel: Samurai 1: Der Weg des Kämpfers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Bradford
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plötzlich überkam ihn blitzartig eine Erkenntnis. Der schwitzende, knallrote und müde werdende Raiden war der Dämon aus seinem Traum!
    Raiden war für die Anwendung der richtigen Technik inzwischen zu müde. Er packte Jack einfach und warf ihn durch die Halle. Jack schlitterte auf dem Rücken über den Boden und landete vor Sensei Yamadas Füßen.
    »Yame!«, rief der Schiedsrichter. »Koka für Raiden!«
    Die Schüler von Yagyu gerieten außer Rand und Band. In weniger als einem halben Räucherstäbchen Zeit hatten sie den Kampf gewonnen. Jack hatte keinerlei Chance mehr.
    Jack blickte zu Sensei Yamada hinauf, der sich wie im Gebet erwartungsvoll über ihn beugte.
    »Sensei!«, keuchte Jack. »Raiden ist der Dämon aus meiner Vision. Was heißt das?«
    Sensei Yamada öffnete und schloss seine Hände wie die Flügel eines Schmetterlings. Jack begriff sofort, was der Lehrer meinte – Jack musste der Schmetterling sein.
    Er stand auf und ordnete seinen blauen Kampfanzug. Blau! Er hätte lachen können, so eindeutig war die Vision. Er konnte Raiden nicht durch Stärke besiegen, dafür aber durch Geschicklichkeit, Schnelligkeit und Ausdauer.
    Er wechselte die Taktik. Raiden hatte keine gute Technik, er vertraute ganz auf seine Größe und sein Gewicht. Jack musste deshalb schnell und beweglich wie ein Schmetterling sein, dann konnte er Raidens Schlägen ausweichen. Raiden würde genau wie der Dämon aus seinem Traum allmählich müde werden. Jack hoffte nur, dass noch genügend Zeit übrig war.
    »Hajime!«, rief der Schiedsrichter.
    Der Kampf ging weiter.
    Den gegnerischen Schlägen auszuweichen war leichter gesagt als getan. Jack konnte nicht einfach durch die Halle laufen. Er musste so nahe bei Raiden bleiben, dass der ihn angriff und sich dabei verausgabte, allerdings ohne Jack zu treffen.
    Jack zog den Kampf also in die Länge und rannte ständig hin und her. Er duckte sich und schlug Haken, während es auf Mittag zuging und die Hitze den Butokuden allmählich in einen Backofen verwandelte.
    Raiden schlug wütend um sich und zielte immer ungenauer, während Jack einem Schlag nach dem anderen auswich. Der Schweiß lief Raiden über die Stirn und in die Augen. Er wischte ihn weg und dabei ließ seine Wachsamkeit für einen Augenblick nach.
    Darauf hatte Jack gewartet.
    Er wusste, dass man Raiden nicht einfach mit einem Tritt oder Faustschlag umlegen konnte. Bevor er Raiden wirkungsvoll treffen konnte, musste er erst an seinen affenartigen Armen vorbeikommen. Und das konnte er nur mit dem ch ō -geri , dem Schmetterlingstritt. »Man schafft, woran man glaubt«, hatte Sensei Yamada gesagt, und jetzt glaubte Jack, dass er den Tritt schaffen würde.
    Ohne zu zögern, sprang er hoch. Alles, was er im letzten Vierteljahr gelernt hatte, ging in diesen einen Moment ein.
    Er drehte sich in der Luft, ließ die Arme in der Form eines Schmetterlings kreisen, um das Gleichgewicht zu halten, schwang das rechte Bein herum, um Raidens geschwächte Deckung auszuschalten, zog das linke Bein nach und trat damit geradewegs gegen Raidens Kiefer. Er traf ihn mit voller Wucht und Raiden knickte ein.
    In der Halle wurde es gespenstisch still.
    Jack landete sicher über seinem stöhnenden Gegner. Im selben Augenblick war das Räucherstäbchen zu Ende gebrannt und die letzte Asche fiel in die Schale.
    »Yame!«, rief der Schiedsrichter. »Ippon für Jack!«
    Jack hatte gegen alle Wahrscheinlichkeit einen Schmetterlingstritt geschafft. Er konnte es selbst nicht fassen!
    Seine Mitschüler brachen in tosenden Beifall aus. Jack wankte in seine Ecke und ließ Raiden ausgestreckt auf dem Boden liegen.
    »Das war ja unglaublich!«, rief Saburo begeistert, der zu ihm geeilt war, um ihn zu stützen.
    »Wo hast du diesen Tritt gelernt?«, rief eine Stimme.
    »Wie heißt er denn?«, fragte eine andere. »Fliegender Gaijin?«
    Die Mitschüler umringten Jack. Alle wollten ihrem alten und neuen Helden so nah wie möglich sein und von ihm wissen, wie der Fliegende Gaijin ging. Saburo drängte sie zurück und ermahnte sie zur Einhaltung des gebührenden Abstands.
    Von seinem Sieg noch ganz benommen, kniete Jack sich hin. Der Schiedsrichter bat ungeduldig um Ruhe. Allmählich legte sich der Lärm und nur noch erregtes Gemurmel war zu hören.
    Alle nahmen wieder ihre Plätze ein. Jack sah, wie Sensei Yamada sich mit einem geheimnisvollen Lächeln auf den Lippen vor Sensei Kyuzo verbeugte, der offenbar eine Erklärung für Jacks heimliche Fertigkeiten

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