Samurai 1: Der Weg des Kämpfers (German Edition)
Fensterschlitze.
Jack, Akiko und Saburo machten sich für die nächste Runde bereit. Masamoto kam, gratulierte Akiko zu ihrem überragenden Erfolg beim Bogenschießen und fand für alle ermutigende Worte für den bevorstehenden Kampf ohne Waffen.
»Denkt an die zweite Tugend des Bushido«, sagte er mit Nachdruck. »Mut!« Er ging, um seinen Platz in der Halle einzunehmen.
»Schöne Worte«, meinte Saburo, nachdem Masamoto gegangen war, »aber wir brauchen nicht Mut, sondern ein Wunder!«
Jack sah Saburo mutlos an und zuckte niedergeschlagen mit den Schultern. Dann zog er sich frische Kleider an und wickelte den Obi fest um die blaue Trainingsjacke.
Als die drei Freunde so weit waren, betraten sie die große Halle und stellten sich in einer Reihe vor der erhöhten Plattform auf.
Masamoto und Kamakura saßen in der runden Nische der Halle wie zwei Kaiser, die darauf warten, dass ihre Gladiatoren kämpfen. Kamakuras Selbstbewusstsein war geschrumpft, Masamoto dagegen strahlte nach dem Sieg seiner Schule in der ersten Runde eine ruhige Zuversicht aus.
»Zweite Runde, Kampf ohne Waffen!«, verkündete der Schiedsrichter. Mit einem Blick auf Raiden fügte er hinzu: »Es geht dabei nicht um Leben und Tod. Der Sieg wird entweder durch Punkte, Aufgabe oder Niederlage ermittelt.«
Raiden zuckte verächtlich mit den Schultern. Er hatte keineswegs vor, sich an die Regeln zu halten.
»Während des Kampfes werden Punkte für Technik vergeben. Ippon ist ein ganzer Punkt für die vollendete Ausführung einer Technik. Er führt zum Sieg. Waza-ari ist ein halber Punkt für eine fast vollendete Ausführung – zwei Waza-ari ergeben einen Ippon und führen ebenfalls zum Sieg. Yoku und koka werden für kleinere Erfolge verliehen und zählen nur, wenn bis zum Ende der festgesetzten Zeit kein Sieger ermittelt worden ist. Die Schule mit den meisten Einzelsiegen gewinnt die Runde.«
Die Menge brüllte wie eine Meute Löwen, dass die Halle erzitterte.
»Erstes Treffen: Akiko gegen Moriko. Nehmt Aufstellung!«
Akiko erbleichte bei der Nennung ihres Namens.
»Du schaffst es«, ermutigte Jack sie. »Denk daran, was Sensei Kyuzo immer sagt: ›Wer heute übt, wird morgen siegen.‹ Wir haben so viel geübt, dass wir eigentlich gewinnen müssen.«
Das stimmte auch. Der klein gewachsene Sensei Kyuzo hatte sie von allen Lehrern am härtesten üben lassen, als unterrichte er sie nur widerwillig und bestrafe sie deshalb mit einem besonders harten Training. Erbarmungslos hatten sie eine Technik nach der anderen durchgenommen. Er hatte sie ausschließlich in den Grundlagen unterrichtet.
»Lernen wir eigentlich auch noch andere Techniken wie zum Beispiel wiederholte Fußtritte?«, hatte Saburo sich eines Tages beschwert. Zur Strafe für seine unverschämte Frage hatten alle drei Schüler fünfzig Liegestütze machen müssen, während Sensei Kyuzo erklärte: »Ihr braucht nur die grundlegenden Techniken. Wiederholte Tritte machen einen für Gegenangriffe verwundbar. Ein solider Block oder Faustschlag ist viel wirksamer. Ich habe doch gesagt, im Kampf zählen die Grundlagen.«
Und ein Kampf stand ihnen bevor. Moriko, das Mädchen von Yagyu, stellte sich mit gebleckten schwarzen Zähnen Akiko gegenüber auf.
»Rei!«, sagte der Schiedsrichter. Die Mädchen verbeugten sich vor Masamoto und Kamakura und anschließend voreinander. Ein Weihrauchstäbchen in einer Messingschale wurde angezündet, um die Zeit zu messen, und der Schiedsrichter rief: »Hajime!«
Sofort griff Moriko Akiko mit einem Vorwärtstritt an, gefolgt von einem Halbkreistritt und einem Rückwärtstritt. Akiko wich zurück und versuchte, die blitzschnell geführten Attacken abzuwehren. Sie konnte den Vorwärtstritt ablenken und dem Halbkreistritt gerade noch ausweichen, doch der Rückwärtstritt traf sie in die Hüfte. Sie drehte sich um ihre eigene Achse und ging zu Boden. Moriko sprang vor, um sie mit einem Stampftritt zu erledigen.
»Yame!«, stoppte der Schiedsrichter ihren wilden Angriff. »Ein Waza-ari an Moriko!«
Die Yagyu-Schüler johlten beifällig. Jack war außer sich. Er hielt es kaum aus, tatenlos mitanzusehen, wie Akiko kämpfte. Am liebsten wäre er zu ihr gerannt und hätte sie verteidigt, wie sie es einmal für ihn getan hatte.
»Rei!«, sagte der Schiedsrichter und die Mädchen verbeugten sich. »Hajime!«
Moriko stürzte sich wieder auf Akiko, doch diesmal war Akiko besser vorbereitet. Sie wich zur Seite aus, fing Morikos Halbkreistritt mit dem Arm ab,
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