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Samurai 1: Der Weg des Kämpfers (German Edition)

Samurai 1: Der Weg des Kämpfers (German Edition)

Titel: Samurai 1: Der Weg des Kämpfers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Bradford
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die erste Bewegung des anderen im Voraus zu erraten. Sie bewegten sich genau im Gleichtakt, nahmen die gleiche Haltung ein und hoben gleichzeitig ihre Schwerter, bis die Spitzen sich auf gleicher Höhe befanden.
    »Hajime!«, rief der Schiedsrichter.
    Krachend schlugen die Schwerter aneinander. Wie Tänzer umkreisten die Jungen sich, teilten Schläge aus und parierten die gegnerischen Hiebe. Dann wirbelten sie fast gleichzeitig auf den Fersen herum und holten zum entscheidenden Schlag aus.
    Ihre Arme stießen mit voller Wucht zusammen und die Schwerter schlugen genau im selben Moment an den Hals des jeweils anderen.
    »Unentschieden!«, rief der Schiedsrichter erstaunt.
    Jack und Yamato setzten den Kampf mit den Augen fort. Sie waren immer noch dieselben Jungen, die auf der kleinen Brücke hinter Hirokos Haus in Toba gekämpft hatten, mussten jetzt aber anerkennen, dass sie einander ebenbürtig waren.
    Unter den Schülern breitete sich Verwirrung aus. Konnte ein Taryu-Jiai unentschieden enden? Natürlich nicht! Wie sollte also der Sieger ermittelt werden?
    Der Schiedsrichter bat um Ruhe.
    Jack und Yamato ließen erst voneinander ab, als der Schiedsrichter zwischen sie trat. Anschließend eilte er zu Masamoto und Kamakura und sprach leise mit ihnen.
    Die Schüler streckten die Hälse und versuchten, das eine oder andere Wort zu verstehen, das gesprochen wurde.
    Nach einigen Minuten angestrengter Beratung kehrte der Schiedsrichter in die Mitte der Halle zurück.
    »Samurai von Niten Ichi und Yagyu!«, rief er feierlich und sich seiner Würde bewusst. »Kraft der mir vom kaiserlichen Hof verliehenen Befugnis werde ich nunmehr den Ritus des Jadeschwerts durchführen.«
    Alle redeten aufgeregt durcheinander und der Schiedsrichter war heiser vom Rufen, als endlich wieder Ruhe einkehrte.
    »Wie von Kaiser Kammu, dem Gründer Kyotos, vorgesehen, kann aus Anlass eines Unentschiedens in einem Taryu-Jiai der Ritus des Jadeschwerts durchgeführt werden. Danach gilt der Samurai, der das Jadeschwert vom Geräusch-von-Federn-Wasserfall holt und dem Begründer seiner Schule überreicht, als Sieger. Der Ritus beginnt nach vier Räucherstäbchen draußen vor der Buddha-Halle.«
    Fieberhafte Aufregung erfasste die Menge.
    Der Ritus des Jadeschwerts war seit über hundert Jahren nicht mehr durchgeführt worden. Man hatte ihn nicht gebraucht. Niemals seit Menschengedenken hatte ein Wettbewerb zweier Schulen unentschieden geendet.

38
Der Wasserfall
    Das letzte Weihrauchstäbchen erlosch mit einem Rauchwölkchen.
    »Hajime!«, rief der Beamte des kaiserlichen Palastes.
    Jack rannte zur Tür, Yamato rannte neben ihm.
    Immer zwei Stufen auf einmal nehmend, hasteten sie die Treppe der Buddha-Halle hinunter. Beifall klang auf. Die Menge, die sich im Hof versammelt hatte, teilte sich wie eine riesige menschliche Welle. Jack und Yamato rannten zum Haupttor.
    Draußen folgten sie der Straße nach links. Die Zuschauer liefen hinter ihnen her und feuerten sie an.
    Einige Schüler versuchten mit Jack und Yamato mitzuhalten, gaben aber bald auf.
    Am Ende der Straße nahm Yamato plötzlich eine Abkürzung durch eine Gasse. Jack folgte ihm dicht auf den Fersen, während der Lärm der Menge hinter ihnen leiser wurde. Er wollte Yamato nicht verlieren. Zwar hätte er den Weg auch allein gefunden, denn Akiko hatte ihm genau erklärt, wie er zum Wasserfall kam. Aber er wollte sich nicht schon so früh im Rennen abhängen lassen.
    Vor Beginn des Rituals hatten Akiko und Saburo Jack in die Halle der Löwen mitgenommen und ihn in aller Eile vorbereitet. Während Jack einen frischen Kimono anzog, hastig Wasser trank und etwas aß, hatte Akiko ihm die Geschichte des Jadeschwerts erzählt.
    »Es gehörte Kaiser Kammu, dem Gründer Kyotos, persönlich. Ein Samurai, der mit dem Jadeschwert kämpft, ist unbesiegbar, heißt es. Kaiser Kammu ordnete deshalb an, dass es Kyoto nie verlassen dürfe, damit seine Stadt immer beschützt sei. Er gab es dem buddhistischen Priester Enchin zur Aufbewahrung. Enchin legte es ganz oben auf den Geräusch-von-Federn-Wasserfall, damit es auf ganz Kyoto heruntersehen und die Quelle des Flusses Kizu bewachen konnte.«
    »Wo befindet sich dieser Wasserfall?«, hatte Jack mit dem Mund voller Reis gefragt.
    »In den Bergen hinter dem Tempel Kiyomizudera. Man erreicht ihn über den steilen Weg, der von der Hauptbrücke abgeht.«
    »Du meinst die Brücke, über die wir nach Kyoto gekommen sind?«
    »Ja. Der Weg geht links ab, führt

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