Samurai 2: Der Weg des Schwertes (German Edition)
einem scharfen Knall barsten die Bretter auseinander. Splitter flogen durch die Luft.
Einen Augenblick lang herrschte ehrfürchtiges Schweigen, dann begannen die Schüler wie wild zu klatschen und Bravo zu rufen.
Jack war überglücklich. Seine Verbitterung war verflogen, ein Rausch der Begeisterung erfasste ihn. Alles schien möglich.
Der Beifall verstummte und nur ein Paar Hände klatschte weiter.
Masamoto trat vor. »Ich bin sehr beeindruckt«, lobte er. »Sie haben gute Arbeit bei Ihren Schülern geleistet, Sensei Kyuzo. Darf ich Jack-kun einen Augenblick entführen?«
Sensei Kyuzo verbeugte sich zustimmend, aber Jack sah in seinen Augen Ärger und Enttäuschung flackern.
Masamoto bedeutete Jack, ihm zu folgen, und ging nach draußen.
»Ich hatte in letzter Zeit keine Gelegenheit, mit dir zu sprechen«, sagte er. Sie gingen am Rohbau der Halle des Falken entlang. Einige Zimmerleute waren damit beschäftigt, Bodenbretter festzunageln und das Dach zu errichten. Masamoto und Jack betraten die stille Oase des Südlichen Zen-Gartens, wo sie vor dem Lärm geschützt waren.
»Wie kommst du als junger Samurai zurecht?«, fragte Masamoto.
»Sehr gut«, antwortete Jack, der von seinem Erfolg beim tamashiwari immer noch wie betäubt war. »Aber das Training ist anstrengender, als ich erwartet habe.«
Masamoto lachte. »Es ist eigentlich ganz leicht«, erwiderte er. »Nur deine Erwartungen machen es anstrengend. Ich muss mich übrigens entschuldigen, dass ich dieses Jahr so wenig hier war und dir nicht helfen konnte, doch Staatsgeschäfte hatten Vorrang. Du hast dafür sicher Verständnis.«
Jack nickte. Masamoto spielte offenbar auf Kamakuras Hetzjagd auf die Christen an. Dem Hörensagen nach war es in Edo erneut zu Verfolgungen gekommen und Kazuki hatte nicht versäumt, Jack ausführlich davon zu berichten. Offenbar war die Lage wirklich ernst, wenn Masamoto ständig im Dienst von Daimyo Takatomi unterwegs war.
»Die gute Nachricht ist, dass wir eine Lösung gefunden haben und du mich den Rest des Jahres sehr viel öfter sehen wirst«, fuhr Masamoto fort. Ein Lächeln breitete sich auf seiner makellosen Gesichtshälfte aus.
»Man hat Daimyo Kamakura also aufhalten können?«, platzte Jack heraus, unfähig, seine große Erleichterung zu verbergen.
»Kamakura?« Masamotos Lächeln verschwand. »Du weißt, worum es geht?«
Er durchbohrte Jack mit einem Blick, der durchdringend war wie eine stählerne Klinge, und Jack überlegte schon, ob er etwas Falsches gesagt hatte.
»Es gibt keinen Grund, warum du dich mit solchen Dingen befassen solltest«, sagte Masamoto und bedeutete Jack, neben ihm auf der Veranda Platz zu nehmen. Von hier aus überblickte man den Zen-Garten und einen kleinen, mit Steinen eingefassten, plätschernden Bach. »Doch um deine Ängste zu beschwichtigen, kann ich dir streng vertraulich erzählen, dass Daimyo Takatomi mich beauftragt hat, gewisse … wie soll ich sagen … Meinungsverschiedenheiten zu schlichten, was die Aufnahme von Fremden in unser Land betrifft. Ich war beauftragt, die Meinung der anderen Fürsten unseres Landes in dieser Frage einzuholen. Die überwiegende Mehrheit steht auf unserer Seite. Du hast nichts zu befürchten.«
»Aber es werden doch immer wieder Priester getötet und Daimyo Kamakura hat angeordnet, alle Christen und Ausländer umzubringen, die das Land nicht aus freien Stücken verlassen.«
»Ich kann dir versichern, dass niemand diese Einstellung teilt.«
»Aber könnte sie sich nicht auch unter den anderen Fürsten ausbreiten?«, beharrte Jack. »Dann wäre ich gefährdet und werde vielleicht getötet, bevor ich nach Hause zurückkehren kann.«
»Nach Hause zurückkehren?«, fragte Masamoto und hob überrascht die Augenbrauen. »Aber dein Zuhause ist hier.«
Jack wusste nicht, was er darauf sagen sollte. Er war unbestreitbar schon ein halber Japaner geworden, aber seine Heimat würde immer England bleiben.
»Du bist mein Sohn«, bekräftigte Masamoto stolz. »Niemand würde es wagen, dir etwas zu tun. Außerdem bist du jetzt ein Samurai, und wenn du noch einige Jahre fleißig übst, brauchst du mich nicht mehr als Beschützer.«
Er schlug Jack auf den Rücken und lachte.
Jack zwang sich zu einem Lächeln. Masamoto hatte nie eine Gegenleistung für all das Gute verlangt, das er ihm getan hatte, und Jack wusste, dass es eine schlimme Beleidigung bedeutete, wenn er seinem Gönner jetzt widersprach. Er hätte die Großmut Masamotos gleichsam mit Füßen
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