Samurai 2: Der Weg des Schwertes (German Edition)
Gemurmel wurde laut.
Jack rieb sich die pochende Hand, wütend darüber, dass er sich von Sensei Kyuzo hatte ablenken lassen. Sein Zweifel war daran schuld gewesen, dass er das dritte Brett nicht durchschlagen hatte.
Er verbeugte sich hastig vor Masamoto, der das Geschehen zusammen mit den anderen Sensei von der Nische aus verfolgte.
Masamoto war erst am Morgen der Prüfungen in die Schule zurückgekehrt. Er schien noch müde und gereizt von der Reise und seine Narbe war entzündet. Jetzt schüttelte er langsam den Kopf. Offenbar war er über Jacks schlechtes Abschneiden genauso enttäuscht wie Jack selbst.
Jack kniete sich wieder in die Reihe der dreißig Schüler, die an den Prüfungen teilnahmen. Sensei Kyuzo lächelte zufrieden.
»Keine Sorge, Jack«, sagte Akiko, die die Prüfung ebenfalls nicht geschafft hatte. »Es kommen noch drei weitere Prüfungen, bei denen wir uns beweisen können.«
Jack fühlte sich ein wenig getröstet, doch dann stand Kazuki auf und ging in die Mitte. Seine Freunde feuerten ihn kräftig an.
Sensei Kyuzo ersetzte die zerbrochenen Bretter durch neue und flüsterte seinem Schützling etwas ins Ohr.
Kazuki nickte kurz. In seinem Blick lag eiserne Entschlossenheit. Er konzentrierte sich auf die Bretter und schlug zu. Alle drei zerbrachen, Holzsplitter flogen durch die Luft.
Die Schüler brachen in begeisterten Applaus aus und auch Masamoto und die Sensei klatschten respektvoll. Sogar Jack war wider Willen beeindruckt. Selbstzufrieden verbeugte Kazuki sich vor Masamoto. Er hatte als erster Schüler eine Prüfung bestanden und seinen Ruf als einer der Besten gefestigt.
Der Butokuden wurde jetzt für Sensei Yosas Feuerprüfung umgeräumt. Am Ende der Halle wurde eine Zielscheibe aufgestellt, davor ein hölzerner Kerzenständer mit einer schlanken weißen Kerze, deren Docht sich genau auf der Höhe des schwarzen Punktes in der Mitte der Zielscheibe befand.
Die Prüflinge bereiteten sich am anderen Ende des Butokuden vor. Sie wählten Bogen aus dem Waffengestell und vergewisserten sich, dass die Pfeile unbeschädigt waren.
Als Jack sich einen Bogen nehmen wollte, drängten sich Kazuki, Hiroto und Goro vor und sicherten sich die besten. Übrig blieb nur ein abgenutzter, keineswegs mehr neuer Bogen. Jack überprüfte die Spannung der Sehne und spürte sofort, dass sie bereits viel von ihrer Kraft verloren hatte.
»Bei der ersten Aufgabe durch Sensei Kyuzo wurde eure Kraft geprüft«, erklärte Masamoto der versammelten Schülerschaft. »Die körperliche und die geistige Kraft. Bei der nächsten Aufgabe, die von Sensei Yosa gestellt wird, geht es um euer Geschick und eure Technik.«
Sensei Yosa stand auf und ging zur Zielscheibe. Ihre langen schwarzen Haare fielen in schimmernden Wellen über den Rücken ihres blutroten Kimonos. In der Hand hielt sie eine brennende Kerze, mit der sie die Kerze vor der Zielscheibe anzündete. Ein flackerndes Etwas leuchtete vor dem schwarzen Mittelpunkt der Zielscheibe auf.
»Eure Aufgabe besteht darin, die Kerze zu löschen«, erklärte Sensei Yosa. »Ihr habt jeder zwei Versuche.«
»Viel Glück«, flüsterte Yamato Jack zu.
»Wahrscheinlich brauche ich mehr als Glück«, erwiderte Jack mit einem Blick auf seinen Bogen.
Die Schussweite entsprach der gesamten Länge des Südlichen Zen-Gartens. Die Scheibe zu treffen war schwer genug, von der Kerze ganz zu schweigen.
Als Erster trat Goro an die Abschusslinie. Jacks Ärger darüber, dass die anderen ihm die besten Bogen weggeschnappt hatten, ließ ein wenig nach, als er sah, wie schlecht Goro schoss. Ein Pfeil flog ganz an der Zielscheibe vorbei, prallte von einem Pfeiler ab und verfehlte Sensei Yosa nur knapp.
Dann war Akiko an der Reihe.
Sie hatte ihren Bambusbogen und die Pfeile mit den Falkenfedern bereitgelegt. Beides hatte Sensei Yosa ihr Anfang des Sommers geschenkt. Akiko besaß als einzige Schülerin einen eigenen Bogen und hatte sich nicht um die der Schule streiten müssen. Sie stellte sich an der Abschusslinie in Position, legte einen Pfeil auf die Sehne und hob den Bogen über den Kopf. Die Leichtigkeit und Eleganz ihrer Bewegungen erinnerten an Sensei Yosa.
Gleich der erste Pfeil bohrte sich mit einem dumpfen Laut wie von einem Herzschlag in die Zielscheibe. Er hatte ins Schwarze getroffen.
Einen Augenblick lang herrschte ehrfürchtige Stille.
Akiko brauchte kein zweites Mal zu schießen. Der Pfeil war durch die Flamme hindurchgeflogen und seine Federn hatten die Kerze
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