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Samurai 3: Der Weg des Drachen

Samurai 3: Der Weg des Drachen

Titel: Samurai 3: Der Weg des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Bradford
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nicht wissen?«, fragte sie spöttisch. Sie hatte die Hand wieder ausgestreckt. Ihre Finger bewegten sich wie die Beine einer auf dem Rücken liegenden Krabbe.
    Jack sah Akiko an und Akiko gab der Alten widerstrebend noch eine Münze. Yamato schüttelte verdrossen den Kopf.
    »Ihr wollt vieles wissen, Kinder, und ich werde euch nicht enttäuschen.« Die Alte lachte meckernd und ließ die Münze in ihrem schmutzigen Kittel verschwinden. »Dokugan Ryu ist der verbannte Samuraifürst Hattori Tatsuo.«
    »Dass ich nicht lache«, rief Yamato verächtlich. »Der Fürst ist in der Schlacht am Nakasendo gefallen.«
    »Hör mir zu, du kleine Ratte!«, fauchte die Alte. »Du hast für eine Geschichte bezahlt und wirst sie jetzt auch anhören. Hattori Tatsuo wurde im Sommer des Jahres der Schlange in der Burg von Yamagata geboren. Eins seiner Augen erkrankte an den Blattern, als er noch ein Kind war. Er riss es sich eigenhändig heraus!«
    Akiko fuhr zusammen.
    »Für seine Mutter kam er mit nur einem Auge nicht mehr als künftiges Oberhaupt der Familie Hattori infrage. Sie bestimmte deshalb seinen jüngeren Bruder zum Erben. Einmal tat sie sogar Gift in Tatsuos Essen, doch er überlebte wie durch ein Wunder. Allerdings war er seitdem nicht mehr ganz normal und sein Auge leuchtete grün wie Jade.«
    Yamato schüttelte ungläubig den Kopf.
    »Um an die Macht zu gelangen, ermordete Tatsuo seinen Bruder. Mit sechzehn begleitete er seinen Vater auf den ersten Raubzug. Sein Vater wurde im Handgemenge getötet. Man munkelt, dass Tatsuo selbst dafür verantwortlich war. Damit war Tatsuo das Oberhaupt der Famili e – doch das reichte ihm nicht. Er wollte der Daimyo des ganzen nördlichen Japan werden. Zuerst wollte er sich allerdings für den Verrat seiner Mutter rächen.«
    »Wie?«, flüsterte Akiko.
    »Wie schon?«, kreischte die Alte. »Natürlich indem er ihr beide Augen ausriss!«
    »Das reicht!«, fiel Yamato ihr barsch ins Wort. Er hatte gesehen, wie Akiko zusammenzuckte. »Dieser ganze Unsinn erklärt doch nicht, wieso Tatsuo ein Ninja geworden sein soll.«
    Die Alte hob ihren knochigen Zeigefinger und schnalzte missbilligend mit der Zunge.
    »Nicht so ungeduldig! Ich bin noch nicht fertig. Noch lange nicht. Auf dem Schlachtfeld erwarb Tatsuo sich den Ruf eines unbarmherzigen Kriegers. Schon bald stieg er zum Daimyo des nördlichen Honshu auf. Auf einem seiner Feldzüge wurde ihm ein Sohn geboren und er beschloss, dass sein Erbe einst über ganz Japan herrschen sollte. Unerbittlich zwang er seine Feinde niede r …«
    »Bis er am Nakasendo selber besiegt wurde«, warf Yamato ein.
    »Richtig. Die Schlacht tobte viele Tage und Nächte lang. Nur mit vereinten Kräften konnten die Fürsten des südlichen und mittleren Honshu, die Daimyos Hasegawa, Takatomi und Kamakura, den großen Tatsuo schließlich überwältigen.« Die Alte spuckte aus. »Der Samurai Kamakura, dieser Verräter, hatte die Seite gewechselt und damit Tatsuos Schicksal besiegelt. Tatsuos Armee wurde niedergemetzelt, sein Sohn vor seinen Augen von einem Leibwächter Daimyo Takatomis niedergestochen. Tatsuo kämpfte trotzdem bis zum bitteren Ende weiter.«
    »Aber ich habe doch schon gesagt, Hattori Tatsuo fiel im Kampf«, rief Yamato. »Er kann nicht Drachenauge sein.«
    »Falsch, Tatsuo konnte ins Iga-Gebirge fliehen. Er musste sich verstecken, hatte aber Glück, denn ein Ninja-Clan nahm ihn auf. Er erlernte die geheime Kunst der Ninjas und wurde zu Dokugan Ryu, dem gefürchtetsten Ninja aller Zeiten.«
    Die Alte klang fast stolz.
    »Und woher wissen Sie das alles?«, fragte Jack. »Niemand sonst weiß es.«
    »Weil bisher niemand mich gefragt hat«, erwiderte die Alte und zog ihre Kapuze zurück. Zum Vorschein kam ein grausam entstelltes Gesich t – mit zwei leeren Augenhöhlen.

6
Uekiyas Garten
    Jack betrachtete den Pfeil, der im Kirschbaum steckte.
    Vorsichtig strich er mit den Fingern über die von Regen und Wind zerzausten Federn. Die Berührung ließ ihn trotz der schwülen Sommerhitze am ganzen Körper erschauern. Unglaublich, dass der Pfeil immer noch wie ein Stachel in der Rinde des Baums hing! Er war auf Drachenauge abgeschossen worden, aber der Ninja war wie immer rechtzeitig entkommen.
    »Masamoto-sama hat verboten, ihn zu entfernen.«
    Jack drehte sich überrascht um. Vor ihm stand der Gärtner Uekiya, der gerade einen makellosen Rosenbusch schnitt. Der betagte Mann verschmolz mit seiner Umgebung wie ein alter Baum. Jack konnte sich den Garten

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