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Samurai 3: Der Weg des Drachen

Samurai 3: Der Weg des Drachen

Titel: Samurai 3: Der Weg des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Bradford
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nicht ohne ihn vorstellen. Uekiya hatte einen festen Platz in seinen Erinnerungen an die kleine Hafenstadt Toba, wo er gleich nach seiner Ankunft in Japan gelebt hatte.
    Obwohl er aus unehrenhaftem Grund zurückgekehrt war, hieß Akikos Mutter Hiroko Jack genauso herzlich willkommen, wie sie ihn während seines ersten halben Jahres in Japan aufgenommen hatte. Jack, Akiko und Yamato hatten Shindo nach der aufwühlenden Begegnung mit der blinden Alten hastig verlassen und am folgenden Tag den letzten Teil der Reise nach Toba angetreten. Wegen Kuma-sans Verletzung waren sie nur langsam vorangekommen und die erdrückende Hitze hatte sie zusätzlich behindert. Bei ihrer Ankunft hatte Hiroko sie mit den lang ersehnten Erfrischungen versorgt und die Badewanne füllen lassen, damit sie sich vom Staub der Reise reinigen konnten. Während Yamato als Erster badete und Akiko mit ihrer Mutter Neuigkeiten austauschte, hatte Jack sich in den kühlen Schatten des Gartens zurückgezogen.
    Der alte Gärtner war sichtlich erfreut über Jacks Besuch und zeigte ein zahnloses Lächeln.
    »Hat Masamoto-sama gesagt, warum der Pfeil stecken bleiben soll?«, fragte Jack und ließ den Pfeilschaft los.
    »Er soll uns daran erinnern, dass wir nie in unserer Wachsamkeit nachlassen dürfen.«
    Behutsam schnitt Uekiya eine blutrote Rose ab und überreichte sie Jack mit ernster Miene. »Diesen Busch habe ich zum Andenken an Chiro gepflanzt.«
    Jack wich dem Blick des Gärtners aus. Er erinnerte sich an jene Nacht, in der Drachenauge den Portolan zum ersten Mal hatte stehlen wollen. Sein Überfall hatte Hirokos Hausmädchen Chiro das Leben gekostet und Taka-san, ein Samurai und Wächter, war schwer verletzt worden. Zu Jacks großer Erleichterung hatte Taka-san sie bei ihrer Rückkehr nach Toba am Eingangstor empfangen. Er war vollständig genesen und nur eine hässliche Narbe, die sich quer über seinen Bauch zog und die er stolz herzeigte, zeugte von seiner Verwundung. Doch die Schuldgefühle wegen Chiros Tod waren geblieben.
    »Willkommen zu Hause, Jack-kun«, fügte Uekiya hinzu. Das Lächeln kehrte in sein Gesicht zurück und er wandte sich wieder dem Rosenbusch zu.
    »Danke«, sagte Jack und setzte sich in den Schatten des Kirschbaums. »Nach der langen Zeit in Kyoto ist mir, als sei ich heimgekommen. Ich habe ganz vergessen, wie schön dein Garten ist.«
    »Wie kann das sein?«, fragte der Alte. »Schließlich hat dich die ganze Zeit ein Stück davon begleitet.«
    »Du meinst den Bonsai?« Jack hatte am Tag seiner Abreise zur Samuraischule von Uekiya einen kleinen Zierkirschenbaum geschenkt bekommen.
    »Natürlich. Er ist ein Ableger des Baums, unter dem du sitzt. Oder ist er eingegangen?«
    »Nein«, sagte Jack hastig, »aber er braucht nach der langen Reise einige Pflege.«
    Da er nicht gewusst hatte, wie lange er in Toba bleiben würde, hatte er zusammen mit seinen anderen Habseligkeiten auch den Bonsai mitgebracht.
    »Lass mich das machen«, sagte Uekiya und senkte sein Gartenmesser. »Bonsais sind sehr schwierig zu pflegen. Ich habe, um die Wahrheit zu sagen, nicht erwartet, den deinen lebend wiederzusehen. Vielleicht steckt in dir doch ein wenig von einem Japaner.«
    Mit einem spitzbübischen Lächeln auf dem runzligen Gesicht verbeugte sich der alte Gärtner und schritt über die kleine Holzbrücke, die sich über einen mit rosafarbenen Seerosen bewachsenen Teich wölbte. Anschließend ging er auf dem Kiesweg zum Haus. Jack blieb seinen Gedanken überlassen.
    Er hatte unter diesem Kirschbaum viele glückliche Stunden verbracht. Zuerst hatte er sich von dem gebrochenen Arm erholt, den er bei der Flucht vor den Ninjas an Bord der Alexandria davongetragen hatte, dann hatte er den Portolan seines Vaters studiert. Am schönsten jedoch war es gewesen, als Akiko ihn in der Sprache und den Bräuchen des Landes unterrichtet hatte. Jetzt wieder hier zu sitzen erfüllte ihn mit Ruhe und Frieden.
    Aber nach Toba zurückzukommen, war nicht wie eine Rückkehr nach Hause.
    Sein Zuhause war England, obwohl das Land nach fast vier Jahren, von denen er zwei auf See verbracht hatte, zu einer fernen Erinnerung verblasst war. Mit seiner Heimat verbanden ihn nur noch ein Gefühl, seine kleine Schwester Jess, der inzwischen gestohlene Portolan seines Vaters und ein zusammengefaltetes Pergament, das er zwischen den Seiten des Portolans gefunden hatte.
    Jack öffnete den Inro an seinem Gürtel und zog das abgenutzte Pergament vorsichtig heraus. Jess hatte darauf

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