Samurai 3: Der Weg des Drachen
Weg des Kriegers getan hatte. Die Ausbildung war für ihn nicht nur ein Abenteuer gewesen, sie hatte ihm auch Hoffnung gemacht. Wenn er kämpfen konnte wie ein Samurai, hatte er die Chance zu überleben. Vielleicht konnte er dann sogar Drachenauge besiegen.
»Yamato«, fragte er, während sie auf Jiros Rückkehr warteten, »warum bist du so überzeugt, dass die Alte vom Drachentempel lügt? Könnte es nicht doch sein, dass Hattori Tatsuo überlebt hat und zu Dokugan Ryu geworden ist?«
Yamato verdrehte die Augen, sichtlich genervt davon, dass Jack nach drei Tagen immer noch nicht lockerließ. »Die Alte war verrückt. Sie hat dich nach Strich und Faden belogen. Tatsuo ist schon vor zehn Jahren am Nakasendo gefallen.«
»Woher willst du das so sicher wissen?«
»Weil mein Vater damals Daimyo Takatomis Leibwächter war. Er hat mit eigenen Augen gesehen, wie Tatsuo geköpft wurde.«
Jack schwieg entgeistert. Bevor er noch eine Frage stellen konnte, kehrte Jiro zurück. In der Hand schwang er seinen bokken . Wild um sich schlagend sprang er durch den Garten. Jack wollte nicht glauben, dass die Alte die Geschichte erfunden hatte. Sie hatte so wahr geklungen. Aber vielleicht hatte die Frau sich tatsächlich alles nur eingeredet, so wie Jiro sich den Ninja einbildete, gegen den er gerade kämpfte.
7
Die Perle
»Beeil dich, Jack!«, drängte Akiko. »Es wird schon hell.«
Sie trabte auf ihrem weißen Hengst voraus. So hatte Jack sie nach dem Schiffbruch der Alexandria vor der japanischen Küste zum ersten Mal gesehen. Damals war ebenfalls früher Morgen gewesen und Akiko hatte in einem Tempel an der Bucht, in der die Alexandria lag, gebetet. Jack hatte zuerst das Pferd entdeckt und dann das faszinierende schwarzhaarige Mädchen mit der schneeweißen Haut. Akiko war sein erster Eindruck von Japan gewesen.
»Das dumme Tier gehorcht mir nicht«, schimpfte er, vollauf damit beschäftigt, sich auf dem Rücken seiner kleineren, braunen Stute zu halten. »Ein Schiff wäre mir allemal lieber!«
Unsanft auf und ab hüpfend ritt er auf dem Küstenweg hinter Akiko her. Er klammerte sich an die Mähne und versuchte angestrengt, sich im Rhythmus der Stute zu bewegen. Als Matrose hatte er nie reiten gelernt. Es erinnerte ihn nur an die im Sturm schwankende Rah der Alexandria.
»Du bist doch auch den ganzen Weg von Kyoto nach Toba geritten«, sagte Akiko ungerührt.
»Ja, aber zusammen mit Kuma-san. Und was ist passiert? Wir wurden abgeworfen, er hat sich die Schulter ausgerenkt und ich habe mir den Rücken aufgeschürft!«
Akiko lachte, während Jack sich mit gequältem Gesicht weiter durchschütteln ließ. »Nur Mut, wir sind gleich da.«
Sie umrundeten eine schmale Landzunge und hielten. Akiko stieg ab und half Jack vom Pferd.
Sie waren schon über einen Monat in Toba und Akiko hatte sich dank der mütterlichen Pflege vollkommen von ihrer Vergiftung erholt. Zwar waren sie nicht freiwillig zurückgekehrt, doch genoss Akiko es sichtlich, wieder zu Hause zu sein und Zeit mit ihrer Mutter und ihrem Bruder zu verbringen. Jack sah, wie ihr Gesicht im Dämmerlicht leuchtete und ihre tiefschwarzen Augen unternehmungslustig funkelten.
Ganz anders er selbst. Für ihn war es noch viel zu früh am Morgen. Akiko hatte ihn dazu überredet, noch vor der Dämmerung aufzustehen und mit ihr auf Meoto Iwa, einer ein wenig abseits von Toba gelegenen Landzunge, zu meditieren und den Sonnenaufgang zu betrachten. Yamato hatte noch schlafen wollen und gesagt, er würde später zu ihnen stoßen, wenn sie den Schwertkampf übten.
Jack folgte Akiko zum steinigen Strand. Akiko stieg auf einen flachen Felsen, setzte sich mit gekreuzten Beinen im Lotussitz hin und wartete auf den Sonnenaufgang.
Jack atmete die salzige Luft tief ein. Sie weckte sofort Erinnerungen an früher. Wie gerne wäre er wieder zur See gefahren, hätte das Rollen des Decks unter den Füßen gespürt und das Knattern der Segel gehört, wenn der Wind sie füllte und er Kurs auf zu Hause nahm. Er blickte zum heller werdenden Himmel auf. Dort leuchtete der Polarstern. Jack drehte sich um sich selbst und ließ den Blick über den Horizont wandern.
»Was machst du?«, fragte Akiko.
Jack streckte den Arm aus. »England liegt in dieser Richtung.«
Akiko sah die Sehnsucht in seinen blauen Augen und lächelte traurig. »Eines Tages wirst du dorthin zurückfahren«, sagte sie. Sie bedeutete ihm, sich neben sie zu setzen. »Aber bis dahin sollst du dich an dem freuen, was du hier
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