Samurai 3: Der Weg des Drachen
Raum befand. Das einzige Fenster war ein Schlitz hoch oben an der Wand. Der Boden war mit schmutzigem Stroh bedeckt, das Dach hatte ein Loch. Die Wände bestanden aus groben Brettern, direkt vor sich sah er eine Tür.
Ein Mann stand vor ihm und bewegte mit einem hämischen Grinsen ein Messer vor seinen Augen hin und her. Er hatte ein flaches, hässliches Gesicht und eine pockennarbige Haut, außerdem schwarzblaue Ringe um die Augen und eine eingedrückte, blutverkrustete Nase, die aussah wie ein zertrampelter Pilz. Auch zwei Schneidezähne fehlten ihm. Jack hatte mit seinem Tritt offenbar ins Volle getroffen.
Freut mich, dass ich dein Gesicht verschönern konnte, dachte er mit einem zufriedenen Lächeln.
»Wenn ich mit dir fertig bin, lachst du nicht mehr, Gaijin«, knurrte die Plattnase finster. »Ich darf dich zwar nicht töten, aber du kannst dir eine Strafe aussuchen. Ich kann dich brandmarken, dir die Nase abschneiden, dir die Füße abhacken oder dich kastrieren. Für was entscheidest du dich?«
»Brandmarken geht nicht«, sagte der Mann rechts von Jack. Er war untersetzt und hatte einen kahlen Schädel und dicke, kräftige Arme.
»Warum nicht?«
»Weil wir kein Eisen und kein Feuer haben, Dummkopf.«
»Dann schneide ich ihm vielleicht die Füße ab?« Plattnase ließ das Messer an Jacks Körper nach unten wandern.
Jack unterdrückte ein Zittern. »Das würde ich an deiner Stelle nicht tun«, sagte er. »Ich bin der Adoptivsohn von Masamoto-sama.«
»Na und? Ich kenne keinen Masamoto.«
»Er ist der beste Schwertkämpfer von Japan und schlägt dich in Stücke, wenn du mir etwas antust.«
»Ich habe von ihm gehört«, sagte der Anführer mit der heiseren Stimme, der immer noch unsichtbar hinter Jack stand. »Er ist der Samurai, der mit zwei Schwertern kämpft, richtig?«
Jack nickte wütend. Masamotos Ruf hatte ihn schon einmal vor einigen Betrunkenen gerettet und er hoffte zu Gott, dass es auch jetzt so sein würde.
»Der Junge lügt«, sagte der Mann mit der heiseren Stimme. »Kein geachteter Samurai würde seiner Familie die Schande antun, einen Gaijin zu adoptieren. Schneide ihm seine lange Nase ab. Nase gegen Nase. Der Daimyo findet das bestimmt eine gerechte Strafe.«
Plattnase hob eifrig sein Messer. Jack wollte den Kopf wegdrehen, aber der Mann hinter ihm hielt ihn an den Haaren fest.
»Stillhalten, Gaijin! Es dauert nicht lange.«
18
Ruf zu den Waffen
Das Messer schwebte über Jacks Nasenrücken, als jemand gegen die Tür schlug.
»Steck ihm einen Knebel in den Mund!«, sagte der Anführer und gab Plattnase einen schmutzigen Lappen. »Und du siehst nach, wer draußen ist.«
Der kahlköpfige Soldat stand auf und ging zur Tür.
Plattnase stopfte Jack das verdreckte Tuch in den Mund. Jack würgte.
Plattnase beugte sich über ihn. »Ein einziger Laut und ich schneide dir die Kehle durch«, zischte er. Speicheltröpfchen regneten auf Jacks Gesicht hinunter.
Jack starrte ihn mit aufgerissenen Augen an. Der unerwartete Besucher war seine einzige Hoffnung, doch er war gefesselt und geknebelt und damit hilflos. Er konnte nur beten, dass der Besucher hereinkam und ihn sah.
Der Kahlkopf öffnete die Tür einen Spalt. »Da ist nur ein blinder Bettler«, sagte er.
Jacks Hoffnung schwand.
»Sag ihm, dass wir kein Tempel sind«, befahl der Anführer. »Wir geben keine Almosen.«
»Verschwinde!«, rief der Kahlkopf und schlug dem Bettler die Tür vor der Nase zu.
Plattnase drehte sich mit dem Messer in der Hand wieder zu Jack um und lächelte. Seine Zahnlücken wurden sichtbar. Er brannte darauf, mit der Bestrafung zu beginnen.
»Lass den Knebel drin«, wies der Anführer an. »Sonst alarmiert er mit seinem Geschrei noch das ganze Viertel.«
Völlig unerwartet explodierte die Tür nach innen. Das gesplitterte Holz traf den Kahlkopf und warf ihn um. Plattnase sprang auf. In der Tür stand ein bärtiger Riese.
Sensei Kano.
Jack hätte am liebsten einen Freudenschrei getan, doch der Knebel hinderte ihn daran.
Plattnase rannte mit seinem Messer auf den bo -Meister zu. Sensei Kano hörte ihn auf den hölzernen Dielen näher kommen, hob seinen Stock und schlug ihm hart ins Gesicht. Er erwischte ihn am Kinn. Plattnase ging zu Boden und blieb bewegungslos liegen.
Der Kahlkopf hatte sich inzwischen wieder aufgerappelt und sein Langschwert gepackt. Schon sauste das Schwert durch die Luft und auf Sensei Kanos Hals zu. Der bo -Meister spürte den Angriff und duckte sich unter der Klinge hindurch.
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