Samurai 4: Der Ring der Erde (German Edition)
Shoguns gejagt. Seine Feinde sind auch unsere Feinde. Das macht ihn zu einem von uns.«
Miyuki lachte höhnisch, fügte sich aber und stieß ihr Schwert mit einem unnötig heftigen Ruck in die Scheide. »Zu Befehl, Shonin.«
»Auch du solltest deine Schwerter einstecken, Jack«, sagte Shonin. »Du machst mich und meine Ninja nervös.«
Jack traute Shonin nicht. Genau genommen traute er niemandem in diesem Zimmer mehr. Soke, Hanzo und Tenzen hatten ihn alle hintergangen. Die Vorstellung, er sei ihr Gast, war lächerlich. In Wahrheit war er ein Gefangener. Doch als Samurai durfte er nicht zulassen, dass seine Schwerter in die Hände seiner Todfeinde fielen. Er musste fliehen, jetzt oder nie.
Er schüttelte den Kopf. »Ich werde mich euch nicht ergeben.«
»Na schön. Soke, bitte überzeuge du ihn«, sagte Shonin.
»Wir sind nicht deine Feinde, Jack«, beharrte Soke und fasste ihn beruhigend an der Schulter. »Wir wollen dir wirklich helfen.«
Jack warf einen Blick zur Tür. Tenzen bewachte sie, aber vielleicht konnte er ihn zur Seite drängen.
Ohne Vorwarnung drückte Soke den Daumen in Jacks Nacken. Sengende Schmerzen schossen Jack durch Rumpf und Glieder und seine Beine knickten unter ihm ein.
Als er auf dem Boden aufschlug, hatte er das Bewusstsein bereits verloren.
11
Im Kreis
Jack hörte Stimmen in der Nähe und öffnete vorsichtig die Augen. Er befand sich wieder in Sokes Haus und lag auf seinem Futon. Behutsam rieb er sich den dumpf schmerzenden Nacken und setzte sich auf. Er war allein und ansonsten unverletzt. Der Alte hatte ihn mit einer Art dim mak außer Gefecht gesetzt. Jack kannte diese Druckpunkt-Kampftechnik bereits, schon einmal war er dank Drachenauge ihr Opfer geworden. Jedenfalls würde er Soke ab jetzt nicht mehr unterschätzen.
Seine Gedanken kreisten nur noch um Flucht. Er wollte sich mit aller Macht dagegen wehren, Gefangener der Ninja zu sein. Die Tasche mit dem Portolan stand unberührt in der Ecke, doch seine Schwerter waren verschwunden.
Lautlos ging er zur Schiebetür und spähte hindurch. Das Zimmer mit der Kochstelle war leer. Er nahm seine Tasche, schob die Tür auf und schlich auf Zehenspitzen zur Küche. Die Stimmen wurden lauter. Die Ninja standen unmittelbar vor dem Eingang.
»Der macht uns doch mehr Ärger, als dass er uns nützt«, sagte eine Stimme wütend. Sie gehörte Momochi.
»Aber du kannst nicht bestreiten, dass er ausgezeichnet kämpft.« Das war Tenzen. »Ich habe Miyuki noch nie so wütend erlebt.«
»Das macht ihn nur noch gefährlicher. Man darf ihm nicht trauen.«
»Wie gesagt«, fiel Soke Momochi ins Wort, »ich werde mich morgen Früh um ihn kümmern.«
So lange wollte Jack auf keinen Fall bleiben. Er durchsuchte das Haus nach seinen Schwertern, konnte sie aber nicht finden. Auch wenn es noch so schmerzte und gegen den Samuraikodex verstieß, er musste ohne sie gehen. Ein ganzes Ninjadorf danach zu durchsuchen war zu riskant.
Allerdings brauchte er zu seiner Verteidigung eine Waffe. In der Küche zwischen Sokes Werkzeugen fand er ein altes Messer und steckte es in seinen Obi. Dann sah er sich nach einer Fluchtmöglichkeit um. Das einzige, mit einem Laden verschlossene Fenster war zu klein und das Strohdach zu dick, als dass er hätte hindurchbrechen können. Damit blieb nur die Eingangstür. Die Kerze, die die Küche erhellte, flackerte wie in einem Windhauc h – obwohl das Fenster geschlossen war! Jack bückte sich. Der Luftzug kam durch eine Stelle unter dem erhöhten Holzboden, an der ein Brett fehlte. Er zwängte sich hindurch und zog seine Tasche hinter sich her.
Der enge Hohlraum unter dem Haus grenzte an die Reisfelder auf der Hinterseite an. Er schob seine Tasche durch eine Lücke unter der Bretterwand, doch für ihn selbst war die Öffnung zu schmal. Wütend begann er, mit den Händen Erde wegzuschaufeln. Er wusste, dass er nicht viel Zeit hatte. Bestimmt würde bald jemand kommen, um nach ihm zu sehen. Mühsam zwängte er sich durch das Loch. Er schulterte die Tasche und rannte am Rand des nächstgelegenen Reisfelds entlang. Wenn er rechtzeitig den Wald erreichte, erwischten sie ihn nicht mehr.
Im Zickzackkurs lief er zwischen den Feldern hangaufwärts in Richtung des Tempels. Da kein direkter Weg zwischen den Terrassen hindurchführte, kam er nur quälend langsam voran. Er war gerade erst an der Dorfgrenze angelangt, da hörte er Hanzo rufen.
»Großvater, der Tengu ist weg!«
Jack erreichte jetzt einen breiteren Weg und rannte um
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