Samurai 5: Der Ring des Wassers (German Edition)
Jack.«
»Kannst du das beweisen?«
»Ich habe die Perle von meiner besten Freundin Akiko geschenkt bekommen«, erklärte Jack.
Er erinnerte sich noch genau daran. Es war an einem herrlichen Sommertag im vergangenen Jahr gewesen. Akiko war zum Meeresgrund hinuntergetaucht und mit einer ovalen Muschel in der Hand zurückgekehrt. Jack hatte sie aufgebrochen und eine Perle war zum Vorschein gekommen, die dieselbe Farbe hatte wie Akikos Augen. Er hatte ihr Geschenk seitdem gehütet wie einen Schatz. »Akiko ist in einer Bucht bei Toba getaucht und hat sie gefunden.«
»Wie rührend!«, rief Hana und zwinkerte, als hätte sie Tränen in den Augen. »Du hast mich fast überzeugt.«
»Bitte sag mir, wem du sie gegeben hast.«
Hana schob die Lippen vor und schien zu überlegen, ob sie ihm glauben konnte. »Wenn du mich ganz lieb fragst, könnte ich …«
Jack holte tief Luft. Er war Hana ausgeliefert. »Wenn du mir sagst, wem du sie verkauft hast, stehe ich in deiner Schuld«, erklärte er mit einer weiteren Verbeugung. »Und dann würden wir dich laufen lassen.«
Hana kostete ihre Macht noch einen Moment lang aus, dann lächelte sie verschmitzt. »Einem Händler.«
»Welchem Händler?«
»Dem, der in Kizu die schönen Haarnadeln und Kimonos verkauft.«
»Weißt du, wie er heißt?«
Hana schüttelte den Kopf.
»Wenn du ihm die Perle verkauft hast«, fiel Ronin ein, »wo ist dann das Geld geblieben?«
»Ihr haltet es in der Hand!«, rief Hana ungeduldig. »Aber jetzt habe ich euch alles gesagt, was ihr wissen wolltet, also lasst mich laufen.«
Ronin schnaubte ungläubig.
»Das war eine schwarze Perle, eine absolute Seltenheit! Sie ist mindestens hundert Mal so viel wert wie das Geld in meiner Hand.«
Hana sah ihn erschrocken an. »A-a-aber der Händler meinte, schwarze Perlen seien wertlos.«
Ronin lachte verächtlich. »Er hat dich übers Ohr gehauen!«
»Ich wollte, ich hätte noch mehr von seinen wertvollen Haarnadeln gestohlen«, murmelte Hana verärgert.
Jack überlegte, was zu tun war. Seine Lage wurde mit jedem Tag komplizierter. Er war von drei Männern ausgeraubt worden, bei denen es sich womöglich um Samurai handelte. Einer davon war inzwischen tot, die anderen beiden waren verschwunden. Ein vierter Samurai hatte seine Schwerter im Zweikampf gewonnen und war damit nach Kyoto unterwegs, die Perle war an einen Händler desselben Ortes verkauft worden, den er soeben hatte verlassen müssen. Der Verbleib der anderen Sachen blieb ungeklärt. Zwar hatte er noch das omamori , aber er wusste nach wie vor nicht, wie er dazu gekommen und was ihm zugestoßen war.
»Du sagtest, du hättest die Perle den Freunden des Toten gestohlen. Würdest du sie erkennen?«
»Wahrscheinlich.«
Er sah Ronin an und der winkte ihn zur Seite, damit die an den Baumstamm gefesselte Hana sie nicht hören konnte.
»Was hast du vor?«, fragte Ronin leise.
»Wenn sie die Wahrheit sagt, können wir die Perle vielleicht wiederbekommen und die Männer, die mich überfallen haben, identifizieren.«
»Wir können das Mädchen jedenfalls nicht nach Kyoto mitnehmen, das wäre zu umständlich.«
Nachdenklich strich sich Ronin über den Bart.
»Und die Perle ist viel wert. Vielleicht einen halben koban .«
»Die Perle bedeutet mir mehr als alles Geld«, erwiderte Jack. »Ich habe sie von Akiko geschenkt bekommen.«
»Ein Grund mehr, nach Kizu zurückzukehren.«
»Aber was geschieht dann mit meinen Schwertern?«, wandte Jack ein, obwohl er insgeheim erleichtert war, nicht mehr nach Kyoto gehen zu müssen.
»Ein Samurai braucht jemanden, für den er kämpfen kann.« Ronin grinste verschmitzt. »Wenn wir deine kostbare Perle haben, können wir immer noch nach Kyoto gehen. Aber jetzt sollten wir noch ein wenig schlafen.«
Er sammelte die gestohlenen Sachen ein, steckte das Messer in seinen Obi und den Rest in den Ärmel seines Kimonos und machte es sich an einem Baumstamm bequem. Jack fand einen Platz unter einem Baum, von dem aus er sowohl Hana als auch Ronin im Auge behalten konnte, nur für den Fall, dass der Samurai der Versuchung erlag, sich die Belohnung zu holen. Dort machte er es sich auf dem Waldboden bequem.
»He, ihr habt mir versprochen, mich gehen zu lassen!«, rief Hana empört und zerrte an ihren Fesseln.
»Das werden wir auch«, antwortete Ronin seelenruhig. »Sobald du uns Jacks Perle wiederbeschafft hast.«
13
Der Händler
»Bitte zwingt mich nicht dazu«, bettelte Hana.
Sie standen in einer Gasse hinter
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