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Samurai 5: Der Ring des Wassers (German Edition)

Samurai 5: Der Ring des Wassers (German Edition)

Titel: Samurai 5: Der Ring des Wassers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Bradford
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verließen den Butokuden und begaben sich zur Halle der Schmetterlinge.
    »Ist das schön!«, rief Hana und strich andächtig mit den Fingern über die herrlichen Seidensiebdrucke von Schmetterlingen und Kirschbäumen, die den Speisesaal schmückten.
    Einige Tische waren immer noch zum Abendessen gedeckt und schienen darauf zu warten, dass gleich die Schüler und ihre Sensei auftauchten. Jack hatte das Gefühl, als könnte Masamoto jederzeit durch die Tür treten und seine Rückkehr verkünden. Doch dann entdeckte er auf einem Tisch einen getrockneten Blutfleck. Dort hatte Saburo gelegen, um seine Pfeilwunde verbinden zu lassen. Der damalige Abend war der Anfang vom Ende gewesen.
    Was aus seinem Freund wohl geworden war? Und aus Kiku, die zurückgeblieben war, um ihn zu pflegen? Lebten die beiden noch? Und wenn ja, mussten sie sich verstecken wie er selbst? Oder waren sie von den Säuberungsaktionen des Shoguns verschont geblieben?
    Während Jack dem Schicksal seiner Freunde nachhing, hatte Ronin die Küche ausfindig gemacht. Kurz darauf kehrte er mit einigen Tellern, drei Paar Essstäbchen und einer Schüssel zurück.
    »Essenszeit. Du musst dich für den Zweikampf morgen stärken.«
    Er führte sie nach draußen und befahl Hana, in den Trümmern der Halle des Falken ein wenig Holz zu sammeln.
    Im Südlichen Zen-Garten fand er eine geeignete Stelle zum Feuermachen. Sie lag im Windschatten eines großen Steines, der den Schein der Flammen abschirmte, und unter einem Baum, der den Rauch filterte, sodass man ihre Anwesenheit von draußen nicht bemerken würde. Während der Reis kochte, schnitt Hana Gemüse klein und Jack nahm einen Fisch aus, den Ronin zuvor von ihrem schwindenden Geld gekauft hatte.
    Doch als das Essen fertig war, hatte Jack keinen Appetit. Seine Rückkehr an die Schule erfüllte ihn mit einer Trauer, die er nicht einfach abschütteln konnte. Außerdem machte ihm der bevorstehende Zweikampf Angst. Die Niten Ichi Ryu hatte ihn daran erinnert, dass er sich nicht mehr im Schwertkampf und schon gar nicht in der Technik der beiden Himmel geübt hatte, seit er vor einigen Tagen aus der Bewusstlosigkeit aufgewacht war.
    »Ich muss mir ein wenig die Beine vertreten«, erklärte er und lächelte entschuldigend, als Hana ihm seinen Anteil anbot.
    »Und ich muss etwas trinken«, verkündete Ronin und hob eine Sakeflasche an die Lippen.
    »Aber du musst etwas essen, Jack«, beharrte Hana.
    Doch Ronin bedeutete ihr mit einem stummen Kopfschütteln, ihn gehen zu lassen.
    Jack streifte durch die verlassene Schule. Die Abenddämmerung hatte bereits eingesetzt. Er stieg eine steinerne Treppe hinauf und stand vor dem Eingang der Buddha-Halle. Die breite Doppeltür hing wie ein gebrochenes Flügelpaar in den Angeln. Nach kurzem Zögern betrat er die dämmrige Halle.
    »Hallo?«
    Nur das Echo seiner Stimme antwortete ihm. Was hatte er erwartet?
    Von niemandem mehr verehrt saß der große bronzene Buddha im hinteren Teil der Halle. Über ihm hing wie eine himmlische Krone die gewaltige Tempelglocke. Der Buddha leuchtete im Schein der letzten hereinfallenden Sonnenstrahlen und Jack fühlte sich unwillkürlich zu ihm hingezogen. Bevor er noch lange überlegen konnte, hatte er schon die Halle durchquert und kniete zu Füßen der Statue nieder.
    Er faltete die Hände und betete. Für Saburo, Kiku und Masamoto. Für das Andenken an Yamato, für die Freundschaft mit Akiko und für seine Schwester Jess in England.
    Wieder einmal sah er sich vom Tod durch das Schwert bedroht. Doch seine Gedanken galten ausschließlich seinen Freunden und dem Wohl seiner Schwester, die als Einzige von seiner Familie noch übrig war. Er musste überleben, um jeden Preis! Wie sehr er sich jetzt einen Rat Sensei Yamadas wünschte! Der Zen-Meister hatte für alles eine Antwort gehabt, auch wenn sie nicht immer offensichtlich gewesen war.
    Plötzlich hörte er ein Geräusch. Im Deckengebälk flog aufgeregt flatternd ein Vogel auf.
    Jack fuhr herum. »Wer ist da?«
    Ein fernes Lachen ertönte.
    Er drehte sich in die andere Richtung und suchte die dämmrige Halle mit den Augen ab. Auf dem bronzenen Buddha leuchtete plötzlich etwas Rotes auf. Jacks Kehle war vor Angst auf einmal wie ausgedörrt. Das war doch wohl nicht möglich?
    Seine Sinne waren aufs Äußerste angespannt und er hörte jedes Knarren und Ächzen des verwahrlosten Gebäudes. Schatten schienen zum Leben zu erwachen.
    Löse mir dieses Rätsel, junger Samurai! Was ist größer als Gott und

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