Samurai 5: Der Ring des Wassers (German Edition)
seinen Besitz zurückkehren, zu schweigen und den Kopf gesenkt zu halten. Ihr habt dafür gewiss Verständnis, denn die Schwerter eines Samurai sind seine Seele.«
Araki schürzte die Lippen und nickte. Ein solches symbolisches Opfer schien seine Zustimmung zu finden.
»Und was kann ich für ihn tun?«
»Wir haben Grund zu der Annahme, dass Ihr im Besitz der Schwerter seid.«
Arakis Miene verfinsterte sich. »Wollt Ihr damit sagen, ich hätte sie gestohlen?«
»Keineswegs!«, erwiderte Ronin besänftigend. »Sie sind dank Eurer überragenden Fähigkeiten im Zweikampf in Euren Besitz gelangt.«
Arakis Empörung legte sich wieder, als er diese schmeichelnden Worte hörte. »Ich habe in der Tat schon einige Trophäen gesammelt«, verkündete er stolz. »Aber wie kommt Ihr darauf, eine davon könnte Eurem Herrn gehören?«
»Die Schwerter meines Herrn sind einzigartig und ein Familienerbstück. Sie haben schwarze, mit Perlmutt eingelegte Scheiden, ungewöhnliche, dunkelrot umwickelte Griffe und auf den Klingen ist der Name des Schwertschmiedes Shizu eingraviert.«
Araki erinnerte sich – man konnte es ihm deutlich ansehen.
»Kennt Ihr sie?«, setzte Ronin sofort nach.
»Vielleicht«, antwortete Araki vorsichtig. »Die Beschreibung klingt jedenfalls vertraut.«
»Dann bitten wir Euch ergebenst, sie ihrem rechtmäßigen Besitzer zurückzugeben.«
»Das geht nicht.«
Jack, der den Verlauf des Gespräches stumm verfolgt hatte, spürte, wie sein Mut sank. Doch Ronin brachte erst jetzt das entscheidende Argument vor.
»Aber es soll doch bestimmt niemand sagen können, dass sich in Eurem Besitz gestohlene Schwerter befinden?«
Araki lachte trocken. »Ihr sprecht wie ein wahrer Samurai und appelliert an mein Ehrgefühl.« Er schwieg und versuchte die Drohung einzuschätzen, die Ronin im Namen seines geheimnisvollen Herrn gerade ausgesprochen hatte. »Und Ihr beurteilt mich richtig. Aber Ihr werdet sicher verstehen, dass ich meinen Ruf schädige, wenn ich jedem Samurai, der sich die Schwerter stehlen lässt, wieder welche gebe.«
»Aber sie wurden wirklich gestohlen«, wiederholte Ronin mit ruhiger, fester Stimme. »Wir können beweisen, dass sie meinem Herrn gehören. Wenn Ihr die Griffzunge der Klinge betrachtet, so …«
»Sie mögen ja durchaus Eurem Herrn gehört haben«, fiel Araki ihm mit erhobener Hand ins Wort. »Ihr beschreibt sie sehr präzise und Euer Wort genügt mir als das von Obatas Sohn vollkommen. Aber ich habe diese Schwerter als mir zustehenden Lohn in einem Zweikampf gewonnen. Deshalb gehören sie jetzt von Rechts wegen mir.«
»Das ändert nichts daran, dass Euer Gegner sie gestohlen hat.«
Wieder starrten Araki und Ronin einander an und warteten, wer als Erster den Blick abwenden würde.
»Dann gebe ich sie zurück«, erklärte Araki zu Jacks Erstaunen unvermittelt.
Ronin verzog keine Miene. Der Samurai hatte noch nicht zu Ende gesprochen.
»Unter einer Bedingung allerdings: Nämlich der, dass Euer Herr mich im Zweikampf besiegt.«
Jacks Erleichterung war wie weggeblasen und an ihre Stelle trat die nackte Angst.
»Aber es soll wegen dieser Schwerter doch niemand sterben müssen«, entgegnete Ronin.
»Dann kämpfen wir nur bis zum ersten Treffer«, gestand Araki ihm zu. »Doch muss Euer Herr beweisen, dass er würdig ist, so ausgezeichnete Schwerter zu tragen. Mein letzter Gegner hat mich trotz seiner vielversprechenden Waffen tief enttäuscht. Wenn Euer Herr also kein ausgezeichneter Schwertkämpfer ist, wird er trotzdem sterben.«
»Einverstanden«, sagte Ronin zu Jacks wachsendem Unbehagen. »Wann und wo?«
»Morgen Früh, in der Dämmerung, beim Geräusch-von-Federn-Wasserfall.«
Jacks Bestürzung nahm weiter zu. Er musste nicht nur einen Zweikampf bestehen, sondern sich auch noch einen ganzen Tag lang vor Kazuki und seinen Spitzeln verstecken.
Über dem Geschrei der übenden Schüler hörte er plötzlich eine Glocke dreimal schlagen.
»Wir werden da sein«, erklärte Ronin. Er stand auf und verbeugte sich respektvoll. Jack verbeugte sich ebenfalls und versuchte krampfhaft Ruhe zu bewahren, obwohl Hana sie soeben gewarnt hatte.
Der Alte tauchte wieder auf, um sie nach draußen zu begleiten.
»Ach übrigens«, sagte Araki noch und lächelte süffisant, »will Euer Herr sich von mir vielleicht Schwerter leihen?«
»Nein«, erwiderte Ronin gelassen. »Er nimmt meine.«
27
Rückkehr zur Schule
»Die Spione waren Riesen!«, rief Hana, während sie sich im Laufschritt von
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