Samurai 6: Der Ring des Feuers (German Edition)
Familien.«
Diesmal musste Jack fast lachen. Er kannte Akumas Mitleid nur zu gut – es bedeutete Folter und Tod.
»Lass das Dorf in Frieden und wir verschonen dich! «, entgegnete er.
Akuma schäumte vor Wut. »Pass auf, was du sagst, Gaijin, du lieferst das Dorf dem Tod aus.«
Plötzlich beugte sich Sayomi zu ihm und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Die Wut in Akumas Gesicht wich einem triumphierenden Grinsen. Er wandte sich wieder an die Bauern. »Ich mache euch einen besseren Vorschlag. Liefert mir den Gaijin-Samurai aus und ich verspreche euch bei meiner Ehre, dass ich euch und den Reis nicht anrühren werde.«
Damit wendete er sein Pferd und ritt zu den anderen Banditen zurück, rammte seinen Dreizack in den Schnee und hob die Hände. »Wie ihr seht, meine ich es ehrlich.«
Unter den Bauern brach ein Streit aus.
»Wir sollten darauf eingehen«, drängte der ältere Bauer, der schon einmal gegen Jack gestimmt hatte. »Akuma will nur die Belohnung, die auf Jack ausgesetzt ist.«
»Und du glaubst diesem Teufel?«, widersprach Yuto und funkelte ihn empört an. »Sobald er Jack hat, tötet er uns alle. Nur Jack kann uns vor diesem Schicksal bewahren!«
»Aber wer weiß, wie viele von uns sterben müssen, wenn wir gegen Akuma kämpfen? Es könnte unsere letzte Chance sein, das Dorf zu retten.«
»Nein!«, rief der Dorfälteste Yoshi entschieden und humpelte auf seinen Stock gestützt nach vorn. »Wir müssen ernten, was wir gesät haben. Wir haben unter Junichi einen Beschluss gefasst und müssen sein Andenken ehren. Es gibt kein Zurück mehr.«
Er trat zu Jack an den Graben und verbeugte sich vor ihm. Dann wandte er sich Akuma zu. »Wir kennen deine Spielchen und unterwerfen uns nicht«, rief er kämpferisch. »Dein Vorschlag ist abgelehnt!«
Fassungslos über diese Dreistigkeit starrte Akuma ihn an.
»Dann wisse eins«, brüllte er. »Du hast uns soeben den Krieg erklärt!«
48
Überlistet
Akuma riss seinen Dreizack aus dem Boden. Saburo zog daraufhin sein Schwert. Die polierte Klinge glänzte in der Sonne wie Quecksilber.
»Es wird Zeit, dass das Geschenk meines Vaters zum Einsatz kommt«, sagte er mit einem grimmigen Lächeln.
»Er wird stolz auf dich sein«, antwortete Jack. »Genauso wie Kikus Vater.«
Saburo lachte gezwungen. »Ich wünschte nur, ich könnte Haikus schreiben. Ein Mädchen mit Gedichten zu beeindrucken, ist weit weniger gefährlich.«
»Aber nicht unbedingt leichter.« Jack musste unwillkürlich an das Haiku denken, das er für Akiko geschrieben hatte. Er hatte trotz Yoris Hilfe Monate dafür gebraucht.
Um die Bauern von ihrer Angst abzulenken und zugleich Akuma zu beeindrucken, ließ er sie in Stellung gehen. Auf Hayatos Befehl hin senkten sie die Speere und rückten bis zum Rand des Grabens vor, bereit, die Banditen abzuwehren. Angespannt warteten sie darauf, dass Akuma das Zeichen zum Angriff gab.
Doch Akuma tat nichts dergleichen. Er schien es nicht sonderlich eilig zu haben. Dass er seine Opfer eingeschüchtert hatte, genügte ihm offenbar.
»Warum greift er nicht an?«, fragte Saburo verständnislos.
Jack ließ den Blick über Akumas Leute wandern. Erst jetzt stellte er fest, dass Kurochi die Schlange nicht unter ihnen war. Er zählte rasch nach und kam nur auf dreiundzwanzig Mann.
»Übernimm du das Kommando, Hayato«, sagte er hastig und stürzte davon.
»Wohin willst du?«
»Akuma will uns hereinlegen!«, rief Jack und winkte drei mit Schwertern bewaffnete Männer zu sich. »Ich muss Miyuki warnen.« Und schon verschwand er im Laufschritt in Richtung Wald.
Auf halber Strecke hörte er den unverwechselbaren Knall einer Muskete. Er bog gerade um die Ecke des letzten Hauses. Eine kleine Gruppe von Bauern, die diesen Abschnitt verteidigte, kauerte hinter der hölzernen Barrikade. Auf dem Boden lag schwer verwundet ein Mann.
Neko kniete neben ihm und versuchte die Blutung zu stillen. Die Barrikade bot gegen Musketen keinen Schutz und die Kugel war in gerader Bahn durchgeschlagen. Mit den schlimmsten Befürchtungen eilte Jack zu den beiden. Doch im selben Augenblick gab der Bauer ein letztes gurgelndes Stöhnen von sich und erschlaffte.
Neko flehte ihn stumm an, wieder aufzuwachen, doch es bestand keine Hoffnung. Jack drückte dem Toten ehrerbietig die Augen zu und zog Neko zu sich heran.
Wo ist Miyuki? , fragte er sie mit einigen Gesten.
Neko wies mit ihrer blutigen Hand zum Wald und Jack spähte vorsichtig um die Barrikade. Kurochi und sieben weitere Banditen
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