Samurai 6: Der Ring des Feuers (German Edition)
nachzusehen, ob sie die Brücke schon erreicht hatten, und zog ihn hastig wieder zurück, als ein Pfeil direkt neben ihm in den Türrahmen einschlug. Die Banditen hatten die Mühle fast erreicht. Kurz entschlossen packte er Natsuko, hievte sie sich über die Schulter und rannte zur Brücke.
Natsuko protestierte laut. Sie wollte bei ihrem Sohn bleiben. Doch dann sah sie Akuma herangaloppieren.
»Du Teufel!«, kreischte sie und drohte ihm mit ihrem Stock. »Du wirst noch vor mir sterben!«
Jacks Herz hämmerte wie wild. Natsuko war zwar nicht schwer, aber mit ihr auf dem Rücken konnte er nicht mehr so schnell laufen. Er riskierte einen kurzen Blick nach hinten. Sayomi, die ihn mit ihrem Pferd fast eingeholt hatte, spannte gerade ihren Bogen und zielte auf ihn. Ihre schwarzen Haare flatterten im Wind, ihre Lippen verzogen sich zu einem hämischen Grinsen. Dann schoss sie.
Jack warf sich zu Boden. Natsuko begann zu schimpfen, verstummte aber, als der Pfeil unmittelbar an ihnen vorbeiflog und sich in ein vereistes Brett der Brücke bohrte.
Sayomi schrie enttäuscht auf und langte nach dem nächsten Pfeil.
»Steht auf!«, brüllte Miyuki vom Ostrand des Dorfes.
Mit letzter Kraft rappelte Jack sich erneut auf und begann mit Natsuko auf dem Rücken schwankend zu laufen. Auf der Brücke hatten sie keinerlei Deckung mehr. Zwar konnte Kurochi seine Muskete beim Reiten nicht laden, aber Sayomi hatte bestimmt schon einen neuen Pfeil aufgelegt.
Hayato und Miyuki schienen noch darüber zu streiten, wann Hayato auf das Pulverfass schießen sollte. Jack hatte die Brücke noch nicht ganz überquert, da hörte er hinter sich bereits die ersten Pferde über die Bretter donnern.
»Schieß!«, brüllte er und rannte, so schnell er konnte.
Hayato schien zu zögern. Aber wenn er noch länger wartete, hatten die Banditen die Brücke passiert.
»Schieß!«, schrie Jack wieder.
Der brennende Pfeil flog direkt auf ihn zu. Mit einem Sprung brachte er sich gerade noch in Sicherheit. Hinter sich hörte er ein Zischen, dann eine gewaltige Explosion. Die Druckwelle warf ihn um und er landete mit dem Gesicht voraus im Graben neben der Straße. Natsuko fiel neben ihm in den Dreck und blieb wie betäubt liegen.
So gut es ging, zerrte er sie aus der sengenden Hitze, dann blickte er zurück. Ein riesiger Feuerball hüllte die eingestürzte Brücke ein. An eine Überquerung des Flusses war nicht mehr zu denken. Die ersten Reiter waren mitsamt ihren Pferden in das eisige Wasser gefallen und wurden von der Strömung flussabwärts gerissen.
Zu Jacks Bedauern hatte Sayomi jedoch überlebt. Die Explosion hatte sie zwar aus dem Sattel gerissen, aber sie war auf der Seite der Mühle ans Ufer geschleudert worden. Die Haare hingen ihr wirr um den Kopf, ihr bleiches Gesicht war vom Rauch geschwärzt. Schwankend sah sie sich nach ihrem Opfer um. Kurochi und Nakamura waren der Katastrophe ebenfalls entronnen und starrten ungläubig auf die zerstörte Brücke.
Und über allem ertönte Akumas wütendes Gebrüll. Sie hatten seinen Plan ein zweites Mal durchkreuzt.
46
Eis
»Ich warne euch!«, brüllte Akuma und packte ein brennendes Stück Holz von der Brücke. »Wer Feuer mit Feuer bekämpft, erhält nur Asche!« 3
Damit warf er das Holz in die Mühle und sah zu, wie sie Feuer fing. Als sie brannte, sammelte er seine Männer um sich und entfernte sich in südlicher Richtung, wo eine Furt über den Fluss führte. Sayomi blieb zurück, um ein letztes Mal das gegenüberliegende Ufer abzusuchen. Dann trieb auch sie ihr Pferd mit einem wütenden Tritt an und setzte ihrem Anführer nach.
Jack blieb in seinem Versteck im Graben, bis sie verschwunden war, dann half er der verstörten Natsuko auf. Hinter ihm beklagten die Bauern lautstark den Verlust der Mühle und den Tod ihres Oberhaupts.
»Junichi war ein guter Mensch … und sehr tapfer«, versuchte Jack die alte Frau zu trösten.
»Ich trauere nicht um meinen Sohn«, erwiderte sie. »Die Toten leiden nicht mehr.« Unverwandt blickte sie auf die brennende Ruine, die ihr Zuhause gewesen und nun zu Junichis Grab geworden war. »Ich trauere um die, die er zurückgelassen hat. Unter einem Tyrannen wie Akuma haben die Überlebenden am meisten zu leiden.«
Jack geleitete sie über den provisorischen Steg des Grabens und vertraute sie Soras Obhut an. Im nächsten Moment kam auch schon Miyuki zu ihm geeilt und wollte wissen, ob er verletzt sei.
»Mir fehlt nichts«, erwiderte er.
»Hayato hätte dich fast
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