Samurai 6: Der Ring des Feuers (German Edition)
näherten sich dem Dorf. Von Miyuki jedoch war nichts zu sehen.
Wahrscheinlich hatte sie sich gut versteckt und er brauchte sich um sie keine Sorgen zu machen. Doch als er die Banditen ungehindert immer näher kommen sah, fragte er sich unwillkürlich, ob Miyukis Verteidigung wirklich ihren Zweck erfüllte. Er zog sein Schwert und befahl auch den drei Bauern, sich zum Kampf bereit zu machen.
Die Zuversicht der Banditen hingegen wuchs, je weiter sie auf dem verschneiten Weg vorrückten. Sie schienen tatsächlich zu glauben, dass alle ronin an die südliche Dorfgrenze geeilt waren, um gegen Akuma zu kämpfen. Der Mann an der Spitze begann schneller zu gehen.
Dann war er plötzlich weg. Von einem Moment auf den anderen spurlos verschwunden. Kurochi und die anderen Banditen blieben abrupt stehen. Der Schrecken stand ihnen ins Gesicht geschrieben. Auch die Bauern konnten sich keinen Reim darauf machen. Bis schließlich aus einer Grube am Weg ein schmerzerfülltes Stöhnen drang.
»Meine Beine … meine Beine sind gebrochen!«
»Verteilen!«, befahl Kurochi und machte eine ausholende Bewegung mit seiner Muskete.
Die verbliebenen sechs Banditen gehorchten, den Blick unverwandt auf den Boden gerichtet, aus Sorge, es könnte weitere unter dem Schnee versteckte Fallgruben geben.
Jack entschuldigte sich in Gedanken bei Miyuki für seine Zweifel und sah erwartungsvoll zu, wie Akumas Männer sich weiter durch das Unterholz arbeiteten. Wer würde das nächste Opfer sein? Er brauchte nicht lange zu warten. Einer der Banditen konzentrierte sich so sehr auf den Boden, dass er gar nicht mitbekam, was ihn am Kopf traf. Als er sich zwischen zwei Büschen hindurchzwängte, löste er einen Mechanismus aus, der einen zur Seite gebogenen Ast zurückschnellen ließ. Der Ast traf ihn mit einer solchen Wucht an der Stirn, dass er nach hinten kippte, gegen einen Baumstamm schlug und bewusstlos im Schnee liegen blieb.
Die anderen Banditen erstarrten.
»Weiter!«, drängte Kurochi, obwohl er ebenfalls stehen geblieben war.
Ein Stöhnen machte ihn jedoch kurz darauf auf den Verlust eines weiteren Mannes aufmerksam. Der Mann lag reglos auf dem Boden. Offenbar hatte ihn ein kleiner Buckel aus Schnee angegriffen.
Die vier übrigen Banditen waren vor Angst wie gelähmt. Hinter jedem Busch, jedem Baum und jeder Schneewehe konnte der Tod lauern. Nur Kurochi ließ sich nicht so leicht einschüchtern. Er hob seine geladene Muskete und zielte sorgfältig.
Jacks Herz begann wie wild zu schlagen, als er sah, worauf er zielte. Kurochi drückte ab und im selben Moment sprang Miyuki aus ihrem Versteck. Hinter ihr explodierte der Schnee.
»Tötet den Ninja!«, brüllte Kurochi wütend, weil er danebengeschossen hatte, und lud erneut.
Miyuki rannte auf die schützende Barrikade zu. Einer der Banditen folgte dicht hinter ihr mit einer mit Furcht einflößenden Stacheln besetzten Keule.
Jack und Neko feuerten Miyuki an, doch der Bandit war schneller. Er hatte sie fast eingeholt und hob bereits die Keule. Da schrie Jack auf und Miyuki duckte sich und wechselte abrupt die Richtung.
Der Bandit wechselte fluchend ebenfalls die Richtung. Doch die Entfernung zur Barrikade war zu groß. Miyuki hatte keine Chance. Der Bandit holte erneut mit seiner tödlichen Waffe aus. Er sollte allerdings nie zuschlagen, denn plötzlich wurden ihm die Füße weggerissen und mit einem überraschten Schrei flog er zappelnd wie ein Vogel in die Krone eines Baumes hinauf. Hilflos an einem Ast baumelnd schwang er hin und her. Er hatte offensichtlich den Mechanismus einer weiteren verborgenen Falle ausgelöst.
Miyuki schlängelte sich unterdessen zwischen weiteren Fallen hindurch, sprang mit einem gewaltigen Satz über den Dornengraben und landete mit einem Purzelbaum wohlbehalten auf der anderen Seite. Bevor Kurochi erneut auf sie zielen konnte, hechtete sie hinter die Barriere. Neben Jack kam sie zum Stehen.
»Das war knapp«, keuchte sie.
»Wo wollt ihr hin?«, rief Kurochi derweil entrüstet. Die drei noch unversehrten Banditen hatten kehrtgemacht und entfernten sich im Laufschritt.
»Dass wir gegen Ninja kämpfen, war nicht ausgemacht!«, rief der erste.
»Das ganze Gelände ist eine einzige tödliche Falle!«, fügte der zweite schreckensbleich hinzu.
Der dritte Bandit rannte nur, so schnell er konnte, davon und machte sich noch nicht einmal die Mühe einer Antwort.
Kurochi erwog kurz seine Chancen in einem Wald voller Fallen, dann siegte auch bei ihm die Vernunft
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