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Samuraisommer

Samuraisommer

Titel: Samuraisommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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gemerkt, welche Automarke es
gewesen war. Hoffentlich ein Amerikaner. Ein neuer Ford Thunderbird. Gewittervogel.
    „In diesem Sommer gibt es keinen Regen.“
    „Aber wollen wir nicht hingehen?“
    „Sammle die Truppe“, antwortete ich.
    Klops' Gesicht leuchtete auf wie die Sonne. Es war das erste Mal, dass
er den Auftrag bekam.
    Wir marschierten auf der Rückseite des Haupthauses zum Waldrand. Heute
würden wir nicht Brennball spielen. Ich wollte auch nicht, dass Kerstin oder
Ann uns sahen, weil ich immer noch nicht wusste, wie ich das der Truppe erklären
sollte.
    Die Lichtung sah aus wie heute Nacht, nur etwas heller. Aber viel Sonne
drang nicht herein. Deswegen hatten wir den Platz ja ausgewählt. Aus zehn Meter
Abstand konnte man fast nicht erkennen, dass es eine Lichtung war.
    Klops führte uns zum Wallgraben. Schließlich war er heute Nacht hier
gewesen, dann war es nur gerecht, dass er es tat.
    „Da ist es!“ Er zeigte nach unten. „Seht ihr?“
    „Nein“, sagte Micke.
    Er war sauer. Vielleicht glaubte er, er habe seinen Rang gleich nach
mir verloren und Klops habe seinen Posten bekommen. Aber wenn Micke nicht
begriff, dass es nur jetzt so war, nur diesen kurzen Moment, dann war er
vielleicht nicht für den höheren Rang eines Daimyo geeignet. Ein Daimyo muss
mehrere Sachen gleichzeitig verstehen. Musste verstehen, dass man etwas ändern,
die Veränderung aber auch wieder zurücknehmen kann.
    „Klar seht ihr das“, sagte ich. „Es sind Abdrücke von Stiefeln.“
    „Hm“, machte Lennart.
    „Wer könnte das gewesen sein?“, fragte Janne. „Ein
Erwachsener“, sagte Sven-Äke. „Oder die Alte“, sagte Mats. Janne lachte auf.
    „Nicht mal die würde sich nachts hierher trauen.“
Klops sah stolz aus, als Janne das sagte. „Vielleicht war es ein Bauer, der
sich verlaufen hat“, sagte Micke. „Nachts?“, fragte Lennart.
    „Die machen doch kaum einen Unterschied zwischen Nacht und Tag“, sagte
Micke.
    „Wie Schlafwandler?“, fragte Janne.
    „Die pflügen Tag und Nacht“, fuhr Micke fort, als hätte er Janne nicht
gehört. „Im Sommer ist es doch dauernd hell.“
    „Sie bringen das Heu ein“, sagte Lennart.
    „Hier haben sie jedenfalls nicht gepflügt.“ Janne sah sich um. „Und
Heu gibt es hier auch nicht.“
    „Es könnte ein Jäger gewesen sein“, sagte Klops. „Wer es auch war, er
ist jetzt jedenfalls nicht hier“, sagte Micke.
    „Vielleicht kommt er wieder“, sagte Klops.
    „Dann verliert er seinen Kopf“, sagte Micke.
    „Es muss ein Erwachsener gewesen sein“, sagte Sven-Ake, „wenn man nach
der Schuhgröße geht.“
    „Spielt keine Rolle“, sagte Micke. „Im Gegenteil.“
    „Wie viele Köpfe hast du denn schon gesammelt, Micke?“, fragte
Lennart.
    „Was meinst du damit?“ Micke drehte sich heftig zu Lennart um.
    „Wie viele Köpfe du bis jetzt abgeschlagen hast?“
    „Achtunddreißig, wenn man deinen dazuzählt“, antwortete Micke und
griff nach dem Schwert. „Stopp!“, schrie ich.
    Noch hatte Micke das Schwert nicht gezogen. „Ihr könnt später
kämpfen“, sagte ich. „Wir haben noch viel zu tun.“
     
    Die halbe Truppe war im Wald und sammelte Tannenreisig und Gestrüpp.
Die andere Hälfte baute an der inneren Mauer. Es gab viele Steine, man musste
nur ein bisschen graben, dann fand man schon welche. Hinter diesem Teil des Waldes
war ein Feld, das auf allen Seiten von Steinmauern umgeben war. Man sollte
meinen, es gebe keine Steine mehr, seit die Bauern diese Mauern errichtet
hatten, aber es schienen noch tonnenweise Steine im Boden zu liegen.
    Wären Steine etwas wert, wären wir alle reich gewesen. Aber keiner von
uns wusste, wie es war, reich zu sein, keiner in diesem Camp. Dieses Camp war
für arme Leute. Man brauchte sich nur eine halbe Minute mit jemandem hier zu
unterhalten. Oder sich die Mütter und Väter anzuschauen, die einmal im Sommer
zu Besuch kamen, wenn sie überhaupt kamen. Keiner kam in einem Ford
Thunderbird. Fast niemand kam überhaupt im Auto. Die meisten kamen zu Fuß und
schleppten sich stöhnend durch das Tor, genauso verschwitzt wie Mutter.
    Janne hatte weder Mutter noch Vater. Jedenfalls wohnte er bei keinem
von beiden. Er hatte in einem Kinderheim gelebt, und jetzt war er hier. Danach
sollte er zu einer Pflegefamilie, die er noch nicht kannte. Sie hatten einen
Bauernhof.
    „Dann darfst du bestimmt Traktor fahren“, sagte Klops, als Janne das
erzählte.
    Janne hatte genickt, aber nichts gesagt.
    „Vielleicht haben sie

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