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Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition)

Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
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Botschaft seines Großvaters zu entziffern.
    „ Es gibt drei Tore “,
    stammelte er - zutiefst enttäuscht, denn dieses Rätsel hatte ihm seine Mutter seltsamerweise nicht vorenthalten!
    „ Wenn eines offen ist, sind zwei geschlossen.
    Wenn zwei offen sind, ist eines geschlossen.
    Was ist das? “
    „Und weiter?“
    „Nichts weiter, Olivier. Das ist alles.“
    „Himmel! Das kann doch nicht wahr sein. Kein Ort? Keine Erklärung? Gib mir den Stein!“ Oliviers Stimme klang wütend. Er zählte die einzelnen Wörter ab ... „Einundzwanzig. Jetzt du! Zähl` du die Wörter auf dem Pergament.“
    „Glaub mir doch, ich hab nichts übersehen, kein Wort, keine Silbe. Traust du mir etwa nicht?“
    "Zähl`! Wir müssen sicher sein."
    Damian zählte: „Einundzwanzig! Alles für die Katz!“
    „Verdammt“, stieß Olivier hervor. „Da haben wir uns geschworen, keiner Menschen Seele den Ort des Tores zu verraten, weil wir uns nach der Schwertleite selbst dorthin begeben wollten - und nun dies! Kein Stück sind wir weitergekommen, kein Stück!“
    Damian schüttelte geknickt den Kopf und dachte bei sich, dass sein Großvater, der diesen Engel in Auftrag gab und täglich mit ihm redete, mindestens ebenso verrückt gewesen war, wie seine Großmutter, die am Tag ihres Todes - kurz vor dem Anblick Gottes! - einen Fürstbischof ein Schwein nannte. Er, Damian, war der Sohn eines Schweines. In welch schreckliche Familie war er bloß hineingeboren worden!
    In düstere Gedanken versunken, hockten die Knappen nebeneinander am Fluss. Der Schelch schlingerte unruhig.
    "Wenn ich nur Mutter danach fragen könnte!“, sagte Damian. „Was glaubst du? Ob der Herr von Miraval etwas über ihren Verbleib herausgefunden hat?"
    Olivier zuckte die Achseln. „Mach dir lieber keine Hoffnungen, dann wirst du auch nicht enttäuscht. Es gibt drei Tore “, murmelte er. " Wenn eines offen ist, sind zwei ... Verflucht und zugenäht, es ist sinnlos, sich darüber den Kopf zu zerbrechen."
    Er sprang hoch, lief neben Damian auf und ab und fuchtelte mit den Armen in der Luft herum. "Wenn du mich fragst: Es gibt weder ein Tor, noch drei. So wie es auch keine Flügel an irgendwelchen Fersen gibt. Ich hab große Lust, den Schelch zu versenken und den Stein hinterherzuwerfen. Soll Fulco doch den Lez umleiten, um an das dümmste Rätsel aller Zeiten zu gelangen. Damit wäre er auf Jahre hinaus beschäftigt und ließe die Raymonds in Ruhe."
    "Und dein ... Kelchbube dort oben? Was machen wir mit dem?“
    „Nichts. Wenn er aufwacht, wird er wieder vor Schmerzen stöhnen und schreien, und irgendjemand wird ihn finden.“
    Damian blieb skeptisch. „Aber er hat uns gesehen, er weiß, dass wir den Stein haben. Der Bischof wird uns fortan keine Ruhe mehr lassen ...“
    Es war Oliviers plötzliche Schweigsamkeit, die Damian aufmerken ließ. Er sah ihm ins Gesicht und nahm dort zu seinem Schrecken einen Ausdruck wahr, wie er ihn bei seinem Freund zuvor nie gesehen hatte. Olivier sah um zehn Jahre älter aus und es war, als habe sich etwas Dunkles, Fremdes seines Wesens bemächtigt.
    „Je nun!", antwortete Olivier lakonisch, als er Damians Blick bemerkte, und er zuckte die Achseln. "Das Hinkebein könnte uns tatsächlich gefährlich werden."
    Das Wasser platschte, als sie das Steinerne Buch versenkten.

16.

    Sancha von Toulouse war ausgezogen, das Tor der Myrrhe zu finden und mit leeren Händen heimgekommen. Damian und Olivier jedoch - Knaben sind Knaben - waren längst wieder guter Dinge. Noch in der Stunde ihres Eintreffens in Toulouse eilten sie in die Waffenkammer , um ihre Ausbildung wieder aufzunehmen. Es war, als konnten sie es gar nicht erwarten, erwachsen zu werden.
    Weil Raymond in Zaragoza weilte, um mit Pedro das ersehnte Bündnis zu schließen, und Roç auf weit entfernten Gütern Vasallen über Vasallen einschwor, hatten Meister Balthus und der Vogt die Begrüßung der Reisenden übernommen – und an ihrer Seite, an den Torbogen des Rittersaales gelehnt, stand Miraval, schlank und rank, das in der Mitte gescheitelte Haar zu einem Zopf gebunden, ein halb spöttisches, halb verlegenes Lächeln im markanten Gesicht. Er verbeugte sich vor Sancha, ließ sie dabei aber nicht aus den Augen.
    Sanchas Herz raste und ihre Knie wurden weich. Mit jeder Begegnung faszinierte sie der Sänger mehr. Erstmals kam ihr der Gedanke, dass sie diesem Mann auf ewig verfallen sein könnte - und sie dachte an den Gesandten aus Navarra und leistete insgeheim bei ihrer Mutter

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