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Sanctum

Sanctum

Titel: Sanctum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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sie beugte sich nach vorn und küsste ihn sanft auf die Lippen, »… kann ich nur sagen: jederzeit wieder.« Sie stand auf und sammelte ihre im Saal verstreuten Kleidungsstücke ein.
    Eric wandte den Blick von ihrem schönen Körper. Er hatte Lena verraten, nur Severina wusste, wie oft. Er fühlte sich ekelhaft, hasste die Bestie in sich wie selten in seinem Leben. Diese Fremdbestimmung musste enden, und zwar nicht erst durch seinen Tod!
    Ein anderer Gedanke: Rührte der Ärger daher, weil er sich nicht an die Nacht mit Severina erinnern konnte, obwohl er sich danach gesehnt hatte? War die von ihm gefühlte Verbindung nichts anderes als Sehnsucht gewesen?
    »Ich mache uns einen Kaffee«, sagte er und stemmte sich in die Höhe. Er zog sich ebenfalls an, ging in die Küche und setzte Wasser auf. Er musste mit Severina sprechen. Sie hatte ein Recht zu erfahren, dass es bereits eine andere Frau in seinem Leben gab und diese Nacht die letzte gemeinsame gewesen war. Er hoffte auf ihr Verständnis. Vor dem Geständnis wiederum, das er irgendwann vor Lena ablegen müsste, fürchtete er sich jetzt schon.
    »Was machen wir heute?« Severina stand hinter ihm und berührte ihn zwischen den Schulterblättern.
    Eric erinnerte sich an Anatols Anruf. »Es gibt Hinweise auf verschiedene römische Familien, zu denen das Siegel gehören könnte.« Er redete sehr schnell, und es kam ihm selbst so vor, als drückte er sich in Wahrheit um die Aussprache, indem er ihr wiederum Geheimnisse verriet.
    »Na, wenn es nur das ist. Das kann ich auch«, meinte Severina und grinste. »Wir sind hier in Rom.«
    »Ja, und?«
    »In welcher Stadt gibt es wohl mehr Archive und Orte, an denen man etwas über Heraldik herausfinden kann als hier?«
    »Es wird auf der Welt einige mehr geben. In England, zum Beispiel«, erwiderte er, stand auf und nahm ihre Hand. »Hören Sie, ich weiß nicht, was letzte Nacht über mich kam. Nehmen wir an, es war … der Vollmond.«
    »Weil wir uns geliebt haben und unsere Zuneigung zeigten?«
    »Ich bin vergeben, Severina.«
    »Aha.« Sie machte einen Schritt zurück, das Blau ihrer Augen wurde eisig. »Das fällt dir jetzt ein? Nach dieser Nacht?« Sie fuhr sich durch die Haare. »Scheiße, ich habe mich wieder in einen Verheirateten verliebt«, fluchte sie und schaute auf den Boden, als stünde dort die Lösung für ihre Schwierigkeiten niedergeschrieben. »War ja klar.« Sie hob den Blick. »So einer wie du ist zu gut, um frei zu sein.«
    »Ich kann mich nur entschuldigen …«
    Severina hob die Hand. »Nein, ist okay. Wir hatten beide unseren Spaß, und das soll es gewesen sein.« Sie schaute sich um. »Wo ist deine Frau? Weiß sie von dem, was du tust? In Vollmondnächten? Oder bei Ausstellungen?« Es klang giftig und boshaft; er hatte sie verletzt.
    Er schüttelte den Kopf. »Nein. So lange bin ich noch nicht mit ihr zusammen; unsere beiden …« Eric wusste nicht, wie er es nett umschreiben sollte.
    »Ficks. Unsere beiden vorherigen Ficks.« Severina nannte es beim Wort.
    »Äh, ja, genau. Sie zählen nicht. Ich bin noch nicht lange mit ihr zusammen.«
    »Aber du liebst sie?«
    Er schwieg. Der Wasserkessel pfiff los, und beide zuckten zusammen. Eric brühte den Kaffee auf, Severina nahm Milch aus dem Vorratsschrank und suchte den Zucker. Sie arbeiteten schweigend, bis Severinas Handy klingelte und sie hinausging, um das Gespräch entgegenzunehmen.
    Nach fünf Minuten kehrte sie zurück. »Na, schön. Ich werde unser kleines Abenteuer für mich behalten«, sagte sie schneidend, als er Kaffee in ihren Becher eingoss. »Ich will das junge Glück nicht trüben.« Sie gab Milch und Zucker hinzu, rührte um, dann zielte sie mit dem Löffel auf ihn. »Ihnen würde ich empfehlen, das Gleiche zu tun, Eric. Die wenigsten Frauen haben für so etwas Verständnis, auch wenn sie selbst bereit sind, sich mit einem verheirateten Mann einzulassen.«
    »Paradox, oder?«, versuchte er sich mit einem unsicheren Grinsen aus der Affäre zu ziehen. Dabei bemerkte er erleichtert, dass er von ihr gesiezt wurde.
    »Schizophren«, verbesserte Severina und war immer noch sichtlich wütend. »Es gibt mehr solcher beziehungsschizophrener Frauen, als man denkt.« Sie nahm einen Schluck. »Ich gehöre nur bedingt zu ihnen. Ab heute, Eric, kennen wir uns nur noch beruflich, wenn man mich fragt. Sie sind Maler, ich bin angehende Malerin. So kam unsere Bekanntschaft zu Stande, alles klar?«
    »So war es ja auch. Immerhin haben wir zusammen abstract

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