Sanctum
axpression erfunden.« Eric nahm an, dass sie ihre Sachen nehmen und gehen würde.
Aber Severina blieb. »Und Ihre Frau, ist sie auch in Schwierigkeiten wie Sie?«
Er atmete tief ein und kostete seinen Kaffee. Was sollte er ihr sagen? Die Wahrheit wohl kaum. Aber eine glatte Lüge würde sie wahrscheinlich durchschauen. »Sie befindet sich in den Händen von Fremden. Daher werde ich alles tun, um sie zurückzuerhalten.«
»Entführt?« Severina setzte den Becher ab und klang nun aufrichtig erschrocken. »Wegen des Schmuckstücks?«
»Es … steht damit in Zusammenhang.«
Sie sah ihn einen Augenblick durchdringend an. »Okay«, sagte sie dann schließlich, »hier kommt mein Vorschlag.« Sie deutete auf ihr Handy. »Der Anruf kam von einer Freundin von mir. Sie meinte, dass mein Ex bei ihr angerufen hat. Er war im Hotel und sucht jetzt nach mir, um mich fertig zu machen. Kitty hat vorgeschlagen, dass ich mich für einige Zeit nach Asien absetze, bis Gras über die Sache gewachsen ist, aber der erste freie Flug, den ich mir leisten kann, geht in ein paar Tagen. Allein werde ich mich vorher bestimmt nicht mehr auf die Straße trauen.« Severina zeigte auf Eric. »Und Sie brauchen mich hier in Rom. Für mich sieht das nach einer Zweckgemeinschaft aus, auch wenn es mir nach dem Geständnis ebenso wenig passt wie Ihnen.«
Eric hatte nun verstanden, warum sie in der Küche stehen geblieben war. »Eine Zweckgemeinschaft?«
»Nicht weniger und ganz sicher nicht mehr.« Severina war Eric einen herausfordernden Blick zu. »Na?«
»Okay, Severina. Bitte helfen Sie mir herauszufinden, wem das Amulett gehört«, gab er zur Antwort und stimmte damit der Abmachung zu. »Sie würden mir damit wirklich helfen.«
»Sollten wir dann nicht aufbrechen?«
Eric schaute in ihre Augen und versuchte zu ergründen, was in ihr vorging. Er ging zum Lift, um in das unterirdische Arbeitszimmer zu gelangen. »Stimmt.«
Sie fuhren nach unten. Severina schaute auf die Knöpfe. »Es tut gut, einen Fahrstuhl zu haben, in dem keine Wartemusik spielt.«
Eric lächelte, war in Gedanken aber bei der vergangenen Nacht. Er konnte sich an nichts erinnern. Gar nichts. Nicht einmal Bruchstücke tauchten vor seinem inneren Auge auf, und sogar die Bestie verzichtete darauf, ihm aus ihrer Verbannung Bilder zu senden und ihn damit zu foltern. Besser gesagt: sein Gewissen zu foltern. Sein Körper hatte die Nacht mit einer attraktiven Gespielin sicherlich sehr genossen.
Die Türen öffneten sich, sie betraten den Raum, und Eric rief die Mail ab. Im Anhang befand sich eine umfassende Liste mit Namen, angesehene Familiennamen von bekannten Persönlichkeiten, was ihn nicht mit Hochstimmung erfüllte. Manche Namen kannte er besser, manche nur flüchtig aus dem Fernsehen.
Severina sah an ihm vorbei und überflog die Tabelle. »Na hervorragend. Das wird erstens eine Menge Arbeit und bedeutet zweitens eine Menge Schwierigkeiten.« Sie zeigte auf Di Romano. »Denen gehört doch eine Pizzakette in Rom, oder? Wieso sollten die Ihre Frau entführen? Geht es um die perfekte Rezeptur, die in den Symbolen des Amuletts verborgen ist?«
Wieder ein Kommentar, der zwischen Zynismus und Ironie pendelte. Eric bekam die Quittung für sein Verhalten und vor allem für sein Geständnis. Er beschloss, nicht weiter darauf einzugehen. »Das kann ich Ihnen nicht sagen. Nicht jetzt.« Er schaute sie an. »Haben Sie einen Vorschlag, wo wir fündig werden?«
»Ich kenne einen Kunsthistoriker. Er wird uns sagen können, wo wir an eine umfassende Sammlung von Wappen kommen.« Sie betrachtete die vergrößerten Ausdrucke des Symbols. »Das wird sehr schwierig. Ich bin gespannt, ob uns das hier überhaupt etwas bringt.« Sie nahm nach einem kurzen Blick zu Eric das Telefon, wählte und führte ein Gespräch auf Italienisch. »Er sagt …«
»Ich habe es verstanden, danke.« Er lächelte. »Via del Tritone.« Er kehrte zum Fahrstuhl zurück, nahm dabei eine Lupe vom Tisch und steckte sie ein. »Gehen wir.«
Durch eine versteckte Tür gelangten sie in eine Garage zu einem Porsche Cayenne, der im Vergleich zu seinen übrigen Modellen erstaunlich sauber war, dafür aber etliche Schrammen an den Stoßstangen und den Kotflügeln aufwies.
»Sie fahren wie eine Sau, nehme ich an.« Severina stieg in den Wagen.
»Nein. Ich passe mich den Gegebenheiten an. Sie werden sehen, dass der römische Straßenverkehr nicht zimperlich ist. Von den Parkgewohnheiten ganz zu schweigen.« Eric startete den
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