Sanctum
Motor, das Garagentor rollte automatisch nach oben und das schmiedeeiserne Gitter vor der kurzen Zufahrt schob sich zur Seite; eine schwarze Katze schlängelte sich durch den ersten Spalt und rannte in den Garten.
»Wehe«, sagte Severina. Und er blieb sitzen.
Sie tauchten in den Strom der Autos und schwammen mit. Der Verkehr um sie herum war mörderisch, ständig erklangen Hupen. Die Römer hatten den Cayenne als Fremdkörper erkannt und wollten ihn durch den Krach verscheuchen.
Schneller als angenommen erreichten sie ihr Ziel und parkten direkt vor dem unscheinbaren Gebäude, in dem wechselnde Ausstellungen stattfanden, wie ein großes Transparent verkündete. Es wirkte zwischen den Boutiquen der verschiedensten Modelabels fehl am Platz und gab doch all denen Hoffnung, die sich auf der Suche nach Kultur hierher verirrt hatten. Eine kühle Oase inmitten der Konsumhölle.
»Hier ist absolutes Halteverbot«, sagte Severina mit einem Nicken in Richtung des Schildes, schnallte sich ab und stieg aus. »Denken Sie, dass der Cayenne noch da ist, wenn wir aus dem Haus kommen?«
»Ja. Ich habe ein eigenes Konto bei den Carabinieri. Sie buchen einfach online ab.« Er schaute auf die zwei Stufen, die zur Tür führten. »Gehen Sie vor. Sie machen mehr Eindruck als ich.«
Sie lachte. »Jedenfalls auf heterosexuelle Männer.«
Eric und Severina betraten das Gebäude, in dem die klimatisierte Luft zwischen den Decken und Wänden schwebte, ein Hauch von Altertum war darin enthalten, ansonsten herrschte der gleiche klinisch saubere Duft wie in Bankenschalterhallen und Kaufhäusern. Der Verkehrslärm blieb hinter ihnen zurück.
Sie lösten zwei Tickets und gingen gleich in den Saal mit der Heraldikausstellung. Sie bezog sich allein auf Rom und italienische Familien, entsprechend wenige Besucher fanden sich hier ein.
»Umso besser für uns«, murmelte Eric und zog den Ausdruck aus der Innentasche seines Mantels. Severina reichte er das zweite Exemplar. »Suchen wir.«
Im ersten Saal wurden sie nicht fündig, im zweiten dachte Severina, etwas gefunden zu haben, doch es erwies sich als Täuschung. Die Rillen und Gravuren entsprachen nicht genau dem, was auf dem Bild zu sehen war.
Nach zwei Stunden gelangten sie in den dritten Raum, Eric ging nach links, sie nach rechts. Und es war Severina, die zuerst einen Erfolg verzeichnete. »Kommen Sie her«, rief sie aufgeregt und deutete auf die Vitrine, vor der sie stand. »Ich habe es gefunden, glaube ich.«
Einer der Museumswächter schaute ihnen über den Rand seiner Zeitung zu, Neugier in den Augen, doch er fragte nicht, was sie da taten.
Eric schlenderte zu ihr und bückte sich, um das Wappen zu inspizieren, das sie ausfindig gemacht hatte, dann zückte er seinen Ausdruck und eine Lupe. Akribisch überprüfte er die feinen Linien, verfolgte jeden Schnörkel, soweit es nach der Zerstörung durch das Feuer möglich war, bis er sich fast sicher war. »Die Übereinstimmung mit dem, was wir auf dem unbeschädigten Teil erkennen können, schätze ich auf hundert Prozent. Bleibt immer noch eine Restunsicherheit.«
»Der Familie Rotonda für ihre ausgezeichneten Verdienste im Kampf der Heiligen Liga 1571«, las Severina das kleine Täfelchen darunter vor. »Gemeint ist mit dieser Heiligen Liga das Bündnis zwischen Spanien, Venedig und dem Papst gegen das Osmanische Reich. 1571 kam es zur Seeschlacht bei Lepanto, nördlich des Golfs von Korinth. Eine türkische Flotte mit über zweihundertsiebzig Galeeren trat gegen die kleinere Flotte der Heiligen Liga an und verlor. Dieser Sieg war der erste große Erfolg der Christen über das Osmanische Reich. Caesare Domenico Rotonda befehligte eine Galeere, die nicht weniger als elf feindliche Schiffe vernichtete, und sein Bruder Giuseppe wurde später zum cardinalis episcopus geweiht.«
»Eine Familie mit einem Helden und einem Heiligen.« Eric betrachtete die zeitgenössische Darstellung der Seeschlacht, die an der Wand über dem Glaskasten hing. Die heutigen Rotondas bevorzugten es anscheinend wie ihre Vorfahren, an Orten aufzutauchen, an denen Gefechte aus Überzeugung ausgetragen wurden. »Damit haben wir ein weiteres Mosaiksteinchen.«
»Finden wir heraus, wo wir die Rotondas und damit Ihre Frau finden.« Severina lächelte. »Im Vorraum stehen zwei öffentlich zugängliche Computer zur Netzsuche.«
Eric folgte ihr hinaus, und während sie im virtuellen Telefonbuch nach der Anzahl der aktuellen Rotondas suchte, forschte er nach dem
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