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Sanctum

Sanctum

Titel: Sanctum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Verzögerung und stellte sich vor ihn. »Alles in Ordnung?«
    »Wenn ich meine Frau wiederhabe«, rettete er sich in eine Ausrede. »Vorher nicht.« Er lächelte unglücklich. »Tut mir Leid, dass ich vorhin seltsam reagiert habe. Das ist alles furchtbar viel. Selbst für mich.«
    »Schon gut.«
    Er sah, dass sie ihm nicht hundertprozentig glaubte. Er stieß sich ab, umrundete die Motorhaube und hatte sie zur Hälfte passiert, als ihm aus den Augenwinkeln der Mann auffiel, der mit einer flachen, langen Pappschachtel den Bürgersteig entlanglief; hinter dem Zellophanfenster der Schachtel schauten die vollen Köpfe roter Rosen hervor. Eric nahm unwillkürlich die Witterung auf: süß, betörend und intensiv … und mit einer Spur Waffenöl.
    Er hörte Severina aufschreien, im gleichen Moment krachte es. Glühende Pappfetzen trudelten durch die Luft, mischten sich mit Rosenblättern und Funken. Er bekam einen Schlag schräg von hinten gegen den Rücken, in der Motorhaube erschienen Löcher, gleichzeitig wurde sie mit roter Farbe besprüht. Eric brauchte keine Sekunde, um zu begreifen, dass es sein Blut war, das sich wie zähes, gefärbtes Regenwasser auf dem Lack sammelte und hinabrann.
    Er schrie vor Schmerz und Überraschung auf. Die Schrotkugeln brannten in seinem Körper, als seien sie heißer als geschmolzenes Eisen.
    Silber!
    Er schaute hinter sich, seine linke Hand sollte die P9 ziehen, doch sie bewegte sich zu langsam und stand dem Empfinden nach in Flammen. Er sah Blut an dem Handschuh entlanglaufen, der Schrot hatte ihn auch am Arm erwischt.
    Der Unbekannte hatte die Schachtel inzwischen fallen lassen und hielt ein furchtbar modern aussehendes Schrotgewehr mit beiden Händen, sein Zeigefinger krümmte sich.
    Mehr sah Eric nicht mehr, er hechtete hinter den Porsche – genau vor die Reifen eines blauen, verrosteten Fiat Panda.
    Bremsen kreischten, aber der Fahrerin blieb keine Chance, dem Hindernis auszuweichen.
    Eric wurde erfasst, prallte auf die Motorhaube und das Fenster, schleuderte über das Dach und landete auf dem Asphalt, was wesentlich weniger weh tat als die Qualen, die ihm das Silber verursachte. Knackend brachen durch den Aufprall mehrere Rippen, das Atmen fiel ihm plötzlich schwer, weil ein Knochen die Lunge durchbohrt hatte. Natürlich wusste Eric, dass diese Verletzungen heilen würden, aber das Silber brachte ihn zum Schwitzen, fraß sich in sein Fleisch.
    Der Fiat schlingerte, kam durch das Manöver auf die Gegenfahrbahn und löste eine Unfallserie aus. Mehrmals hintereinander knallte es dumpf, Blech kreischte und Glas splitterte.
    Eric rutschte hinter den Cayenne, zog seine Pistole und suchte nach den Schuhen des Unbekannten, der anscheinend genau wusste, wen oder was er jagte. Er sah nur Severinas Bikerstiefel, die sich auf den Eingang des Museums zu bewegten, und den wallenden Rocksaum. Wo ist er?
    Über ihm krachte es gedämpft, neben ihm prasselte und klingelte es. Metall-und Plastikteile fielen zusammen mit kleinen Kügelchen herab, eine leere Patronenhülse landete in der Gosse, hüpfte zweimal und rollte in die Rinne. Der Mann stand entweder auf dem Wagendach oder auf der Motorhaube, feuerte auf gut Glück unter sich und wartete, bis sich Eric aus seiner Deckung wagte. Anscheinend dachte der Gegner, dass er unter dem Cayenne lag.
    Eric erwiderte das Schießen nicht. Abwarten, bis der Mann die Magazine leer geschossen hatte, war genau die richtige Taktik. Er biss die Zähne zusammen, um nicht vor Schmerzen zu schreien.
    Wieder erklang ein lautes, schrilles Bremsgeräusch, gefolgt von einem tiefen, anhaltenden Hupen. Eric sah die Zugmaschine eines Dreißigtonners auf sich zurasen, aus den Radkästen stieg blauer Bremsqualm. Der Kühlergrill wuchs und wuchs. Fluchend sprang Eric auf den Bürgersteig.
    Dann kam der Zusammenprall. Der Porsche erhielt einen Schlag gegen das Heck und er wurde mehrere Meter nach vorn geschoben, es schepperte, Glas zersprang. Der Unbekannte landete direkt neben Eric auf dem Gehweg, hatte sich offensichtlich im richtigen Moment vom Dach abgestoßen, um nicht Opfer der Kollision zu werden. Der Mann richtete die Waffe sofort auf ihn und drückte ab.
    In letzter Sekunde wälzte Eric sich zur Seite und entkam einem Teil der Schrotladung unter den Anhänger des zum Stehen gekommenen Lkw. Aber nur einem Teil. Wieder schrie er auf, ein unmenschlicher und unvergleichlicher Laut. Die Bestie wand sich und litt unsäglich unter dem Silber, das ihr der Unbekannte in den

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