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Sanctum

Sanctum

Titel: Sanctum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Leib pumpte. Und gleichzeitig donnerte sie: Befrei mich, du Narr! Nur ich kann uns jetzt noch retten!
    Eric richtete die Waffe ohne hinzuschauen in die Richtung des Mannes und schoss, um ihn in Deckung zu zwingen, robbte dabei unter dem Anhänger entlang bis zum Cayenne, dessen Heck schwer eingedrückt worden war.
    Er stand vorsichtig auf, die Pistole im Anschlag, und stöhnte gequält, die Bewegung fachte das Feuer in seinen Wunden neu an, sein Sichtfeld verkleinerte sich und verlor die Farbe. Silberwehen. Der Unbekannte –
    – war verschwunden! Hinterlassen hatte er eine Massenkarambolage, sowohl auf der einen als auch auf der anderen Fahrbahnseite, eine beschädigte Museumseingangstür und ein gewaltiges Chaos. Die ersten Sirenen erklangen und näherten sich schnell.
    »Scheiße.« Eric stemmte die Tür des Cayennes auf, die sich zunächst dagegen wehren wollte, startete den Motor und wollte losfahren, als die Beifahrertür ruckartig aufgerissen wurde.
    Eric riss die Pistole hoch, drückte ab – und zog den Lauf im letzten Moment zur Seite. Sonst hätte er Severina das hübsche Gesicht zerschossen. Die Kugel ging in den Seitenrahmen, die Frontscheibe zersprang in Tausende kleine Teilchen.
    Die Frau schrie auf und duckte sich. »Nein, ich bin’s!«
    »Rein!«, brüllte er, nicht zuletzt, um seinen Qualen Linderung zu verschaffen.
    »Sie wollen flüchten?« Severina schaute nach rechts und links. »Aber wir wurden gesehen und wir waren …«
    Eric hörte das Sirenengeheul dicht hinter ihnen und gab Gas. Severina brachte das Kunststück fertig, sich in den Cayenne zu schwingen und die Tür zuzuziehen, während er hupend über den Bürgersteig raste, eine Mülltonne überrollte und in die nächste Seitenstraße brauste.
    Aber schon bog er wieder ab, um auf eine Fahrbahn zu gelangen, in der weniger Verkehr herrschte. Nur dort konnte er die Vorteile des Cayennes ausspielen.
    »Die werden uns kriegen«, prophezeite ihm Severina und schaute nach hinten, wo sie Blaulichter erkannte.
    »Werden sie nicht.« Eric verließ sich voll auf seinen Porsche und sein GPS. »Wir fahren schnell zum Haus, packen ein paar Sachen ein und wechseln den Standort.«
    »Und dann?«
    »War das Ihr Exfreund?«
    »Nein!«
    »Dann besuchen wir die Familie Rotonda. Wenn man mir schon einen Killer auf den Hals hetzt, will ich mich persönlich für so viel Aufmerksamkeit bedanken.« Er biss auf die Zähne, trat das Gaspedal trotz seiner eingeschränkten Sicht ganz durch, beschleunigte unaufhörlich und schaltete das ABS aus. Kamikazepiloten hätten in diesem Augenblick eine höhere Überlebenschance gehabt.
    Das eintönige Jaulen und die zuckenden blauen Lichter fielen hinter ihnen zurück. Die italienische Polizei besaß glücklicherweise nicht die notwendige Motorisierung, um es mit ihm aufzunehmen.
    An der nächsten Kreuzung schlug er das Lenkrad ganz ein, bremste und betätigte die Handbremse. Alles zusammen ergab einen eleganten Drift um die Kurve, und schon beschleunigte Eric wieder.
    Die schnelle, erfolgreiche Flucht war wichtig gewesen, denn seine Konzentration schwand weiter und weiter. Das Silber in seinem Fleisch brannte wie Napalm, er stöhnte und schwitzte. Seine Sicht verschwamm, er sah doppelt und dreifach. Eric wählte die mittlere der vor ihm schwebenden Straßen und fuhr, bis ihm Severina ins Steuer griff.
    »Lassen Sie mich fahren!«, rief sie entsetzt. »Ich bringe Sie ins Krankenhaus.«
    »Nein«, knurrte er und stieß sie zurück. Er schaffte es trotz mehrerer knapp bevorstehender Ohnmachten, sich auf die GPS-Frauenstimme zu konzentrieren, den Cayenne nach Hause zu fahren und sogar noch zielsicher in die Garage zu schießen.

    Wie er ins Arbeitszimmer gekommen war, wusste er nicht mehr, ebenso wenig, wie Severina die chirurgischen Instrumente im Schrank gefunden hatte. Aber als das flüssige Feuer nicht mehr in ihm brannte und loderte, der Schmerz verebbte und seine Gedanken sich klärten, fand er sich genau da wieder.
    Er hob den Kopf.
    Neben ihm stand ein Glas, in dem silberne, blutverschmierte Kügelchen lagen. Und eine halbvolle Flasche Wodka. »Wie …«, krächzte er schwach.
    Severinas Kleider waren blutverschmiert, die Hände rot und feucht. »Ich musste was tun …« Sie schluckte, ihre Züge waren weiß. »Ich bin fertig, glaube ich«, sagte sie. »Was mache ich jetzt?« Sie klang nervös und äußerst unsicher, roch stark nach Alkohol. »Sie … Sie haben Löcher und Wunden, die niemals im Leben von selbst

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