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Sanctum

Sanctum

Titel: Sanctum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Ständer zu erreichen – lächelte sie an. »Ihr habt einen sehr ungewöhnlichen Akzent, aber Ihr sprecht fließend Latein. Wollt Ihr mir verraten, von woher es Euch nach Rom verschlagen hat?«
    »Aus der Gegend von Saugues«, antwortete sie ihm. »Ich muss zum Heiligen Vater vorgelassen werden. Könnt Ihr mir sagen, wie das Prozedere ist, um eine Audienz zu bekommen?«
    Der Mann lehnte den Greifer an die Wand, pflückte einen Kerzenstummel aus der schwarzen Eisenhalterung und ersetzte ihn durch eine frische Kerze. »Ich möchte Euch nicht enttäuschen, aber ich bezweifle, dass der Heilige Vater eine gewöhnliche Pilgerin empfängt, nur weil sie aus Saugues ist und Latein beherrscht.«
    »Wenn ich aber eine Äbtissin wäre?« Sofort ärgerte sie sich, aus ihrer Deckung gekommen zu sein.
    Erstaunt schaute er an ihr herab. »Würde er sich, wie ich, fragen, warum Ihr Euren Habit nicht tragt. Abgesehen davon: Wenn Ihr eine Audienz bei Seiner Heiligkeit haben wollt, müsst Ihr Euch an seine Vertrauten wenden. Seht Ihr den Mann in der Soutane, der gerade eben hinausgeht? Monsignore Vapari ist einer der Männer des Officiums. Sprecht mit ihm.« Sorgsam entfernte er die Wachstropfen vom Eisen und schabte das letzte bisschen Belag mit seinem Fingernagel ab; erst dann hob er wieder den Kopf und blickte sie an. »Der Heilige Vater ist ein viel beschäftigter Mann. Viel Erfolg … Äbtissin.«
    Gregoria nickte ihm zu. »Danke sehr.« Sie eilte durch das riesige Gebäude und trat hinaus, sah Monsignore Vapari nach einigem Suchen und folgte ihm. Nach wenigen Schritten hatte sie ihn eingeholt, stellte sich ihm vor und nannte ihr Anliegen, den Heiligen Vater zu sprechen.
    Der Mann war um die sechzig Jahre, hatte kurze, hellbraune Haare und wässrig grüne Augen. Er musterte sie eingehend. »Ihr seid also eine ehrwürdige Äbtissin und wollt den Papst wegen einer Sache sprechen, die Ihr ausschließlich ihm offenbaren könnt?«, fasste er herablassend zusammen.
    Gregoria sah ihm an, dass er ihr nicht glaubte. »Wie schnell kann ich zum Heiligen Vater gelangen?«
    »Lasst mich nachdenken … In einem halben Jahr hätte er eine Minute Zeit.« Vapari lächelte kalt. »Geht Eurer Wege, wer auch immer Ihr seid, Ihr Wahnsinnige.«
    Er wollte an ihr vorbei, aber sie stellte sich ihm in den Weg. »Ich bin gewiss nicht wahnsinnig, Monsignore, und ich verlange mehr Respekt von Euch. Helft Ihr mir nicht, tut es ein anderer.«
    »So? Nun, da Ihr eine Äbtissin sein wollt, wo ist beispielsweise Euer Habit?«
    »Er … er ging auf der Reise verloren.«
    Vapari lachte schallend und schob sie grob zur Seite.
    Gregoria ärgerte sich maßlos und wünschte dem Monsignore in diesem Augenblick Dinge, die alles andere als christlich waren. Doch das Verhalten des Mannes war durchaus verständlich. Sie besaß keinerlei Beweise für ihre Geschichte, und dass sie den Monsignore mitten auf dem Petersplatz einfach so ansprach, trug nicht unbedingt zu ihrer Glaubwürdigkeit bei.
    Sie begab sich in den Schatten der linken Halbkolonnaden, setzte sich auf die Stufen und betrachtete das Treiben um sich herum. Ihre Gedanken kehrten zu dem Tag in Marseille zurück, an dem Acot das Opfer eines Mordes geworden war. Inzwischen war sie fast zu der Überzeugung gelangt, dass nicht die Männer des Legatus dahintersteckten, sondern dass das Attentat auf den Marquis zurückging. Er besaß die Unterlagen des Abbés, und jetzt, nachdem der junge Mann tot war, würde er keinen weiteren Ärger mehr machen können, indem er unentwegt von der Bestie predigte, die im Gevaudan noch lebte.
    Allerdings kamen ebenso die Männer des Legatus in Frage oder sogar Agenten des Königs, die den Aufrührer kaltgestellt hatten. Denn laut Befehl Seiner Majestät war die Bestie schon seit längerer Zeit tot.
    »Seid Ihr die Frau, die behauptet, Äbtissin Gregoria zu sein?«, wurde sie auf Lateinisch gefragt.
    Sie wandte sich um und sah das scharlachrote Gewand eines Kardinals vor sich. Es umhüllte einen Mann um die sechzig Jahre. Seine hellgrünen Augen blickten so intensiv auf Gregoria herab, als könnten sie die Gedanken der Äbtissin erforschen. Auf dem Kopf saß die Kardinalskappe und bedeckte einen kleinen Teil der nackenlangen schwarzen Haare. Sie nahm die Hand, an dem der Ring des Kardinals steckte, und küsste ihn. »Die bin ich, Eminenz«, antwortete sie, zu verblüfft von dem Umstand, dass ein Kardinal auf sie zukam, um Vorsicht walten zu lassen.
    Er lächelte asig und bedeutete ihr

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