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Sanctum

Sanctum

Titel: Sanctum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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klamm geworden waren. »Es gibt keine Bar, wo sich die Werwölfe treffen und man sich nett erkundigen kann, was gerade so abgeht. Viele meiner Informationen sind zusammen mit unserem Haus in München vernichtet worden. Es wird Zeit brauchen.«
    »Die wir nicht haben.«
    »Da widerspreche ich. Wer auch immer den Welpen hat, er braucht ihn für längere Zeit und nicht einfach für einen raschen Biss. Je mehr ich darüber nachdenke, desto sicherer bin ich, dass die Lycaoniten nicht in Frage kommen. Vielleicht will der Besitzer des Welpen eine Zucht beginnen.«
    »Durchaus vorstellbar.« Faustitia bewegte Daumen und Zeigefinger und erfasste die nächste Perle. Ave Maria.
    »Es ist nur eine von vielen Möglichkeiten, über die wir in jeder Einzelheit gar nicht nachdenken sollten.« Eric hatte es sich abgewöhnt, das Schlimmste anzunehmen. Es trat ohnehin ein. »Machen wir es so. Ich suche die Bar mit den Werwölfen, Sie suchen mit Ihren Heilig-Blut-Spionen nach neuen Hinweisen.«
    Er ließ die Augen über den Friedhof schweifen, auf dem sie jetzt die einzig Lebenden waren. Die Ruhe, die sich in ihm ausbreiten wollte, kippte und verwandelte sich mehr und mehr in Melancholie, zu einem Bedürfnis, auf der Bank unter den Arkaden sitzen zu bleiben und dem Tag beim Sterben zuzusehen, die Schatten beim Längerwerden zu beobachten. Nichts zu tun.
    Faustitia betrachtete ihn. »Folgen Sie mir, Herr von Kastell. Ich bringe Sie zu Lena.« Sie erhob sich, und er folgte ihr durch die Pforte, die aus dem Garten führte. Gemeinsam verließen sie den Vatikan. »Gehen Sie dorthin, wo Justine Sie gestern abgeholt hat. Ich bin bald bei Ihnen«, verabschiedete sie sich. »Ich muss noch etwas holen.«
    Eric sträubte sich zunächst, die Oberin gehen zu lassen, aber er fügte sich. Um Lenas willen.

    Er fand die Stelle, wo er in den Fiat gestiegen war, sofort wieder.
    »Bonjour«, grüßte Justine und hob die linke Hand. Sie trug die gleichen Kleider wie gestern, nur dieses Mal stand sie neben einem Minivan, dessen Scheiben mit schwarzer Folie undurchsichtig gemacht worden waren. Sie öffnete die hintere Beifahrertür. »Eine kleine Rundreise, mon frère«, sagte sie und verbeugte sich wie eine Chauffeuse. »Es dauert nicht lange. Du kannst solange schlafen.«
    Eric ersparte es sich zu fragen, wohin er gebracht wurde, sondern stieg ein und schnallte sich an. Sie hämmerte die Tür ins Schloss und stieg ein, betätigte einen Schalter, und wie von Geisterhand bewegt fuhr eine Trennscheibe zwischen den Vordersitzen und dem Fond in die Höhe; gleich darauf wurde sie undurchsichtig.
    Sobald der Van angefahren war, versuchte Eric so unauffällig wie möglich die Folie vom Seitenfenster zu entfernen oder die Scheibe nach unten zu drehen. Nichts brachte Erfolg, also lehnte er sich zurück und wartete.
    »Ich mache dir ein bisschen Musik an«, kam ihre Stimme aus den Boxen, und sofort dröhnte ein französischer Chanson auf ihn ein, so dass die Umgebungsgeräusche, die in die Kabine drangen, überlagert wurden und schließlich ganz verschwanden. Edith Piaf schmetterte »Non, je ne regrette rien« – und zwar unaufhörlich.
    Die Fahrt zog sich, Piaf legte keine Pause ein, aber als Eric nach einer Ewigkeit die Lautsprecher aus der Verkleidung reißen wollte, hielt der Van und die Tür wurde geöffnet.
    »Wir sind da«, verkündete Justine und zündete sich schon wieder eine Zigarette an, obwohl das Schild hinter ihr an der Wand verkündete, dass offenes Licht und Feuer in der Garage verboten waren.
    Eric stieg aus und wurde von Faustitia mit einem Nicken empfangen. Sie geleitete ihn durch eine Tür, und danach begann ein Verwirrspiel in den anschließenden Korridoren, bis es selbst für Eric zu kompliziert wurde, sich auf die verschiedenen Abzweigungen zu konzentrieren. Seine Nase würde ihn notfalls auf dem kürzesten Weg zum nächsten Fenster führen.
    Sie marschierten sehr lange, der Gang bekam den Charme einer alten Bunkeranlage. Die erhabenen Sandsteine, gelegentlichen Tuffsteinwände und die modernen Neonlampen an der Gewölbedecke bildeten einen merkwürdigen Kontrast, ein Sakrileg an der ehrwürdigen Bausubstanz, die aus dem frühesten Mittelalter stammen musste. Oder gar aus der Antike?
    Vor einer sehr merkwürdig aussehenden Stahltür hielt Faustitia an und presste ihren Daumen auf eine nicht sofort wahrnehmbare glatte, braune Plastikfläche. »Pax vobiscum.« Es klickte, und sie öffnete die Tür.
    »Kombiniertes Sicherheitssystem mit

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