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Sanctum

Sanctum

Titel: Sanctum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Mittel dagegen gäbe, und versuchte vieles, für das Gott mich im Jenseits strafen wird.«
    Jean spürte eine Spur Mitleid für den Marquis, das sich gegen die Wut auf den Mann stemmte, der ein mörderisches Wesen hatte frei umherlaufen lassen.
    »Er ließ sich nicht einsperren, Chastel«, raunte de Morangiès mit bebenden Schultern. Er erahnte die Gedanken des Wildhüters. »Er lachte mich aus und lebte sein Leben. Aber als die Morde geschahen und er nachweislich nicht an den Orten gewesen sein konnte, glaubte ich an seine Unschuld. Oder besser gesagt«, er senkte den Blick, »ich redete mir ein, dass er unschuldig war, und machte Jagd – wie er – auf die andere Bestie.«
    »Auf meinen Sohn, der von Eurem Sohn lernte, mon Seigneur.«
    »Ja, vermutlich wird es so gewesen sein«, sagte der Marquis erschüttert.
    Schweigend saßen sie im Salon. Der eine Mann trauerte um seine Söhne, der andere bereitete sich auf den Tod seines eigenen Sprösslings vor, während die Nacht hereinbrach und die Livrierten erschienen, um die Kerzen zu entzünden.
    De Morangiès verlangte nach einer neuen Flasche Rotwein, noch bevor er die andere leerte. »Auch ich habe gelernt, Chastel. Mit der Krankheit meines Sohnes und den Morden gingen weitere merkwürdige Begebenheiten einher.« Er ließ etwas zu essen bringen. In seiner Stimme steckte der Alkohol, machte sie undeutlicher und dramatischer. »Menschen, die nach meinem Sohn suchten, tauchten im Gevaudan auf. Die Art der Morde, die er abseits im Vivarais begangen hatte, lockte sie an. Der Legat, den Ihr erschossen habt, war nur einer davon.« Er bedeutete seinem Gast, sich zu stärken und von dem Braten, dem Brot und dem Gemüse zu nehmen, das gerade hereingebracht wurde.
    »Die Männer im Wald waren diese anderen, mon Seigneur?« Jean nahm sich Brot und schnitt Fleisch von der gebratenen Hirschkeule.
    »Ihr habt es erfasst. Es waren aber keine Italiener, wie Ihr angenommen habt, sondern Rumänen.« Er stand auf, ging zu einem Sekretär und öffnete eine kleine Schublade. Mit etwas Metallischem, Goldenem kehrte er zurück und legte es vor Jean auf den Tisch. »Das haben wir einem von ihnen abgenommen, als sie zum ersten Mal im Gevaudan auftauchten.«
    Jean sah eine goldene Kette mit festen Gliedern; der Anhänger bestand aus einer dicken Fassung, in die ein Reißzahn eingelassen war. Ein Reißzahn, wie er nur zu einem Loup-Garou passte! »Wer sind sie?«
    »Sie nennen sich selbst Orden des Lycáon. Sie verehren die Bestien und streben nach der vermeintlichen Göttlichkeit, die sie der Sage nach durch Zeus erhalten haben. Sie suchen nach den Loup-Garous, beschützen sie vor Gefahren und trachten danach, in einem Ritual von ihnen entweder gebissen oder zerfleischt zu werden. Wie es für einen Akoluthen endet, hängt von dem Willen des Loup-Garou ab.«
    »Wahnsinnige!« Jean konnte nicht fassen, was er da hörte. Das bedeutete, dass seine Arbeit mit François’ Tod lange nicht beendet war. Er würde nicht ruhen können, bevor er nicht auch diesen Orden ausgemerzt hatte. »Wisst Ihr mehr über sie, mon Seigneur?«
    »Nicht mehr, als ich Euch bereits sagte. Ich ahne nur, dass mein Sohn die Geheimnisse des Ordens kennt.«
    »Und wo finde ich ihn, mon Seigneur?«
    De Morangiès legte die Hände zusammen. Ein letztes Mal überlegte er, haderte mit seiner Entscheidung. »Rom«, sagte er schließlich. »Er ist nach Rom gereist, um eine Sache zu Ende zu bringen, wie er meinte.« Der Marquis wischte sich die Hände an einer Serviette ab, kehrte zum Sekretär zurück und nahm Tinte und Federkiel zur Hand. »Das ist die Anschrift der Absteigen, die er gern benutzt. Ich schreibe Euch außerdem den Namen von zwei seiner Freunde auf. Solltet Ihr mit den Adressen nicht weiterkommen, fragt sie nach Beistand.« Er schrieb das Blatt beinahe voll, danach setzte er einen großen Tropfen Siegellack darunter und drückte seinen Ring hinein. »Das ist alles, was ich für Euch tun kann, Chastel.« Er legte einen Beutel dazu. »Das sind einhundert Livres. Sie werden Euch ein wenig helfen, hoffe ich. Solltet Ihr weitere Unterstützung benötigen, lasst es mich wissen.«
    »Ihr seid sehr großzügig, mon Seigneur.«
    De Morangiès kehrte an den Tisch zurück und reichte Beutel und Blatt an den Wildhüter. »Nein, ich bin nicht großzügig. Ich erkaufe mir nur Euer Schweigen, Chastel. Mein Gewissen kann ich nicht mehr reinwaschen. Nehmt das Geheimnis meiner Familie eines Tages mit ins Grab und vergebt mir heute

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