Sanctus Satanas - Das 5. Gebot: Thriller (German Edition)
Kollege
Christian Antonelli stand vor ihr. »Das wirst du nicht glauben.«
»Was?«
»Komm mit zu meinem Platz.«
Antonellis Blick hatte etwas Triumphierendes, als sie
zu seinem Arbeitsplatz gegangen waren und auf seinen Computerbildschirm
blickten.
»Das ist die Phantomzeichnung«, sagte Marisa, »die
Carlo Bariello aus seiner Erinnerung hat anfertigen lassen, der Mann, der auf
ihn geschossen hat, den wir inzwischen als Major Joel Born identifiziert
haben.«
»Genau.« Antonelli drückte eine Taste auf seiner
Computertastatur. Ein neues Bild erschien. »Und das ist das Originalfoto von
Major Joel Born aus seiner Personalakte.«
»Okay.« Marisa runzelte die Stirn, als wieder ein
neues Bild erschien, nachdem Antonelli eine Taste gedrückt hatte. »Und das ist
auch Major Born«, sagte sie.
»Falsch.«
»Bitte?«
»Das ist Jan Herzog.«
Ihre Blicke trafen sich. Antonelli lächelte.
»Das Foto von der Familie Herzog, das dir Fabio
Visconti aus Deutschland auf dein Handy geschickt hat. Ich habe den Jungen
darauf mit entsprechender Computersoftware um knapp zwanzig Jahre altern
lassen.«
Also doch, dachte
Marisa. »Aber wir haben Major Borns Identität doch überprüft, Christian. Alles
einwandfrei, ein Schweizer aus gut situiertem Elternhaus.«
»O ja, auf den echten Joel Born trifft das auch zu.«
»Erklär mir das.«
»Vor ein paar Augenblicken hab ich mit den Eltern von
Joel Born in der Schweiz telefoniert und mir von Joels Vater per E-Mail ein
Foto von Joel Born schicken lassen.«
Das triumphierende Lächeln auf Antonellis Gesicht
hatte etwas Nervtötendes. Mit einem Klick seiner schwarzen Computermaus ließ er
ein weiteres Foto neben dem ersten erscheinen. »Links auf dem Foto ist Jan
Herzog, rechts der echte Joel Born.«
Marisa atmete hörbar aus. »Verfluchte Ähnlichkeit.«
»Der echte Joel Born hat die Grundausbildung in der
Schweizer Armee absolviert, Grundvoraussetzung für die Aufnahme in das
Bewachungsorgan des Vatikans, die Schweizergarde. Nach Beendigung der
Grundausbildung hat er den Dienst allerdings quittiert und ist abgerutscht,
Alkohol und Drogen. Er ist von zuhause abgehauen und hat sich da nie wieder blicken
lassen. Seine Eltern wussten nicht mal, ob er noch lebt.«
Marisa runzelte die Stirn. »Der Gedanke, dass er
vielleicht nicht mehr lebt, liegt nah, oder?«
Ihre Blicke trafen sich.
Antonelli verzog keine Miene. »Du meinst Jan Herzog hat
ihn getötet, um in seine Identität zu schlüpfen?«
»Vielleicht musste er das gar nicht«, sagte Marisa.
»Drogen und Alkohol, ein tödlicher Cocktail. Borns Identität anzunehmen, war
Jan Herzogs einzige Chance, als Deutscher in die vatikanische Schweizergarde zu
gelangen. Beide sind von zuhause fortgelaufen. Vielleicht haben sie sich in
Deutschland oder in der Schweiz kennengelernt, haben sich angefreundet, und
später musste Jan Herzog nichts weiter tun, als in die Rolle von Joel Born zu
schlüpfen und dessen Lebenslauf ein wenig zu frisieren.« Sie blickte Antonelli
an. »Der Papst muss noch stärker bewacht werden, Christian. Sorge dafür.«
»Keine Chance, Marisa. Die lassen uns nicht an ihn
heran. Oberst Scarlatti ist der Meinung, das sei Aufgabe der Schweizergarde und
des Gendarmeriekorps.« Christian Antonelli folgte Marisa, als sie zu ihrem
Platz zurückging.
»Ruf Fabio Visconti in Deutschland an, Christian.
Erzähl ihm alles.« Sie nahm ihr dunkles Damenjackett von der Stuhllehne und
blickte auf. »Carlo!«
Mit Commissario Bariello, der plötzlich neben ihnen
stand, hatte sie nicht gerechnet. Marisas Blick glitt über die dunklen Ränder
unter seinen Augen, die glänzende Schweißschicht auf seiner Halbglatze. »Du
gehörst ins Krankenhaus. Mit einem Bauchschuss ist nicht …«
»Wie sollte ich es da wohl aushalten, Marisa?«
»Setzen Sie sich, Commissario.« Christian Antonelli
schob Bariello Marisas Stuhl hin.
Bariello blickte zu Marisa hoch, als er sich gesetzt
hatte. »Nur eine Fleischwunde. Es geht mir gut, Marisa.«
»Nur solange bis deine Frau erfährt, dass du sie über
deine Verletzung im Unklaren gelassen hast. Wenn sie das erfährt, wird sie dich
töten.«
Bariello lächelte. »Mag sein.«
Marisa zog sich das Jackett über. »Also gut. Christian
wird auf dich aufpassen, Carlo, und dich über den neuesten Stand der
Ermittlungen in Kenntnis setzen. Schließlich hat Graziano deine Beurlaubung
aufgehoben.« Sie lächelte. »Zwangsweise.«
Christian Antonelli hielt Marisa am Arm fest, als sie
sich abwenden
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