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Sanctus Satanas - Das 5. Gebot: Thriller (German Edition)

Sanctus Satanas - Das 5. Gebot: Thriller (German Edition)

Titel: Sanctus Satanas - Das 5. Gebot: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothé Kanders
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römisch-katholischer
Geistlicher habe er den Zölibat, die Ehelosigkeit, gelobt, und die Kirche sei
sein Leben. Aber ich verstehe das nicht!«
    Der Schmerz in ihren Augen war unsäglich gewesen,
hatte sein Herz berührt, obwohl er sich diesem Gefühl zu verweigern versucht
hatte.
    »Ich verstehe das einfach nicht!« Ihre Stimme hatte
glockenhell geklungen. »Mir hat er gesagt, er hätte sich entschieden, sein Amt
niederzulegen.«
    »Die Kirche braucht Männer wie ihn, Signorina di
Loretto. Verstehen Sie das bitte. Er kann sein Amt nicht niederlegen.
Denken Sie an die vielen Menschen, denen er seine Barmherzigkeit und seine
Nächstenliebe entgegenbringen kann, die seine Seelsorge benötigen.«
    »Aber warum kann er das denn nur bei anderen?«
    Es war ein hysterischer Aufschrei gewesen.
    »Warum nicht auch bei uns? Warum nicht? Warum nicht
auch bei uns?«
    Ihr zarter Körper hatte gebebt, als sie die Hände vor
das Gesicht geschlagen hatte. »Bitte! Bitte! Sagen Sie es mir! Warum denn nicht
auch bei uns? Sein Herz ist groß genug für uns und die Kirche.«
    Einen Moment war er versucht gewesen, sich ihr zu
nähern, sie an der Schulter zu berühren, sie zu trösten; ein Moment der
Schwäche, wo er versucht gewesen war, ihr die Wahrheit zu sagen.
    Doch er hatte es nicht getan.
    Ohne ein weiteres Wort war er gegangen.
    Seine Gedanken kehrten in die Gegenwart zurück. Bist
du damals zu weit gegangen? Um deiner Kirche willen?
    Sein Blick fiel auf ein Buch in dem Regal rechts neben
ihm. Karl-Heinz Deschner »Die Kriminalgeschichte des Christentums«.
    Lächerlich, dachte er, dieser Mann, der seit Jahrzehnten versuchte, alles Negative über die
römisch-katholische Kirche zusammenzutragen. Worte! Nichts als Worte!
    Die Menschen sind schwach. Sie brauchen uns.
    Im ersten Augenblick dachte er an eine Halluzination
wegen der unerträglichen Hitze und des beißenden Geruchs des Heizstrahlers, als
er sah, was plötzlich geschah, von einer Sekunde auf die andere.
    Ein Zeichen Gottes war sein erster Gedanke.
    Ein Zeichen Satans war sein zweiter.
    Er verstand es.
    Er begriff es.
    Wenn auch erst im zweiten Augenblick.
    Du wirst brennen!
    Ein Leuchten!
    Es war die Heilige Bibel in dem Regal rechts neben
ihm, die zuerst entflammte.
    Dann war da wieder ein Leuchten und wieder und wieder
und wieder und wieder.
    Es waren die Gebetbücher und die Schriften von Thomas
von Aquin, Voltair, Marx, Nietzsche und den anderen, die nach und nach in
lodernden Flammen aufgingen.
    Er fing an zu husten und versuchte, sich von seinen
Fesseln an Händen und Füßen zu befreien.
    Es gelang ihm nicht. Natürlich nicht.
    Rauch, überall Rauch!
    Er biss ihm in die Augen und fraß sich in seine Lunge,
als hätte jemand das Feuer der Hölle entfacht. Der Feuerschein der brennenden
Bücher erhellte den Raum.
    »Nein! Bitte!« Sein Aufschrei unter dem Knebel war nur
ein Krächzen. Luft! Atmen! Bitteeee!
    Er fühlte Hoffnung, als die Tür vor dem Eichentisch,
hinter dem er saß, sich weit öffnete und frische Luft einströmte.
    Seine Erleichterung war groß, als er die Haushälterin
von Kardinal Rodriguez im Türrahmen stehen sah.
    Er kannte sie vom Sehen, allerdings nicht ihren Namen,
eine Frau zwischen fünfzig und sechzig, die ihm stets ein freundliches Lächeln
geschenkt hatte, wenn sie sich über den Weg gelaufen waren. Das Leuchten der
brennenden Bücher in den Regalen spiegelte sich auf ihrem Gesicht.
    Was tut sie hier? Es war nur ein flüchtiger Gedanke, der sofort wieder verschwand.
    Sie rührte sich nicht.
    Er hustete. »Bitte …«, krächzte er unter dem Knebel.
    Der Blick der Frau war starr.
    Das Leuchten der Flammen verlieh ihren braunen Augen
etwas von dunklen Perlen, Augen voller Trauer und tiefem Schmerz.
    »Weißer Phosphor, Eminenz«, ihre Stimme klang dunkel.
»Weißer Phosphor verstreut zwischen den Büchern und in alle Ecken dieses
Raumes, bei Hitze selbstentflammbar und hochgiftige Dämpfe verströmend. Sie
werden daran ersticken, bevor sie verbrennen.« Sie bekreuzigte sich. »Möge Gott
ihnen vergeben, Eminenz. Ich kann es nicht.«

38
    In
Deutschland war das Feuer in Kloster Falzberg inzwischen gelöscht.
    Einzig winzige Flammen, die dem Wasserstrahl der
Feuerwehr hatten entkommen können, züngelten noch vor der Außenmauer des
unbewohnten Traktes von Kloster Falzberg über den Boden.
    Beißender Brandgeruch hing in der Luft. Rauchschwaden
strichen durch den Wald und verflüchtigten sich.
    Vor dem Eingangstor boten die Feuerwehrleute in

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