Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sanctus

Sanctus

Titel: Sanctus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Toyne
Vom Netzwerk:
Lachse in einem Fluss sucht. Er hatte eine autoritäre Ausstrahlung, und vor allem das machte Kathryn Angst. Die Polizei würde mit Sicherheit keinen hochrangigen Beamten schicken, nur um eine Zeugin abzuholen, besonders nicht so spät in der Nacht. Also keine Polizei.
    Eine Frau kam aus dem Zoll und schloss sich den anderen Passagieren an. Sie hatte blondes Haar, das ihr ins Gesicht fiel. Dann blieb sie stehen, bückte sich und suchte etwas in ihrer Reisetasche. Größe und Alter stimmten.
    Kathryn schaute zu dem Mann mit dem Schild. Er hatte die Frau auch gesehen. Die junge Frau fischte ein Handy aus ihrer Tasche und hob den Blick. Sie war es nicht. Kathryns Finger entspannten sich wieder, und sie zog die Hand aus der Tasche. Der Mann starrte die Frau weiter an und beobachtete, wie sie langsam näher kam. Als sie nur noch wenige Meter von ihm entfernt war, hob er das Schild und grinste von einem Ohr zum anderen. Die Frau schaute einfach durch ihn hindurch und ging weiter.
    Das Grinsen verschwand, und der Mann beobachtete weiter. Kathryn tat es ihm nach. Als der letzte Passagier das Terminal verlassen hatte, war klar, dass die Frau nicht in diesem Flugzeug gesessen hatte, aber Kathryn hatte zwei andere Dinge gelernt. Ihr Instinkt hatte sie nicht getäuscht. Die Sancti hatten in der Tat Leute geschickt, um die junge Frau abzufangen ... und aus irgendeinem Grund hatten sie nicht die geringste Ahnung, wie sie aussah.

K APITEL 46
    Es war beinah zwei Uhr morgens, als Liv die Zollkontrolle hinter sich brachte und die Ankunftshalle betrat. Expressionistische Wandgemälde und Skulpturen füllten den riesigen Raum. Nach ihrer Lektüre während des Flugs erkannte sie einige davon als Darstellungen von Trahpahs langer und blutiger Geschichte.
    Die kraftvollen historischen Figuren standen in krassem Gegensatz zu den echten Menschen, die unter ihnen entlangschlurften. Ein paar waren Geschäftsleute mit Laptops und BlackBerrys. Kleine Herden übermüdeter Besucher trotteten über den Marmorboden, während ein paar gelangweilte Cops dabei zusahen, jeder mit einer MP über der Schulter.
    Die meisten Touristen, die nach Trahpah wollten, landeten auf dem größeren Flughafen im Norden, denn der lag der antiken Festung am nächsten. Liv hatte nicht darüber nachgedacht, als sie ihr Ticket gebucht hatte; sie hatte sich schlicht den ersten Flug geschnappt. Laut Reiseführer verkehrten Busse zwischen dem alten Flughafen und der Stadt, doch um diese Uhrzeit würde sie vermutlich ein Taxi nehmen müssen; aber erst galt es, Geld zu wechseln.
    Als Liv nach einer Wechselstube suchte, bemerkte sie einen großen, gut aussehenden Kerl, der sie anstarrte. Erst schaute sie verlegen an ihm vorbei, dann erwiderte sie den Blick. Jetzt lächelte er. Sie lächelte zurück. Schließlich hob er ein Schild mit ihrem Namen.
    »Miss Adamsen?«, fragte er und kam näher.
    Liv nickte unsicher.
    »Arkadian hat mich geschickt«, sagte der Mann mit tiefer Stimme. Er sprach ohne den leisesten Hauch von Akzent.
    »Sind Sie Amerikaner?«, fragte Liv.
    »Ich habe dort studiert«, antwortete der Mann und lächelte weiter. »Aber Sie sollten nicht allzu beeindruckt sein. Das hier ist eine Touristenstadt. Hier spricht jeder Englisch.«
    Liv nickte, als sich ein Mysterium geklärt hatte, und runzelte dann die Stirn, als sich ein anderes auftat.
    »Woher wussten Sie, welchen Flieger ...?«
    »Habe ich nicht«, fiel der Mann ihr ins Wort. »Ich stehe hier schon länger rum – auf gut Glück.« Er klang ziemlich fröhlich für jemanden, der sich die halbe Nacht die Beine in den Bauch gestanden hatte.
    »Das war der erste, den ich kriegen konnte ...«, sagte Liv. Es tat ihr leid, dass der Mann wegen ihr so einen Scheißjob bekommen hatte.
    »Kein Problem.« Der Mann deutete auf Livs Reisetasche. »Ist das Ihr Gepäck?«
    »Ja, aber keine Sorge. Ich kümmere mich schon darum.« Liv warf sich die Tasche über die Schulter und folgte dem Mann über den blank polierten Marmorboden.
    Also in New Jersey bekommt man so einen Service nicht , dachte Liv und richtete den Blick auf den breiten Rücken, der ihr einen Weg durch die Touristen bahnte. Sein langer schwarzer Trenchcoat blähte sich hinter ihm und verlieh ihm eine Aura von Ritterlichkeit, passend zu den Wandgemälden.
    Liv trat in die sich langsam bewegende Drehtür. In der Enge war sie dem Mann nah genug, um seinen Duft in sich aufzunehmen: sauber, ein wenig beißend, mit einem Hauch von Leder und von etwas Altem,

Weitere Kostenlose Bücher