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Sanctus

Sanctus

Titel: Sanctus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Toyne
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Zeitung, strich sie glatt und kopierte die Zeichen auf das freie Stück Papier oberhalb des Bildes ihres Bruders. Dann arrangierte sie die Zeichen neu.
    s a M l?
    a + A k T
    War das Kurzschrift, und sollte ihr das sagen, dass SAMUEL ATTACKIERT worden sei? Nein, das war wohl ein wenig weit hergeholt. Außerdem hatte man die Apfelkerne erst bei der Obduktion gefunden, was die Warnung ein wenig redundant wirken ließ.
    »Haben Sie keine Codeknacker für so etwas?«, fragte Liv Arkadian.
    »Es gibt einen Professor für Kryptologie an der Universität Gaziantep, der uns von Zeit zu Zeit hilft, aber den habe ich nicht angerufen. Offenbar hat Ihr Bruder große Mühen auf sich genommen, um sicherzustellen, dass diese Botschaft nicht von den falschen Leuten gefunden wird; das zu respektieren war das Mindeste, was ich tun konnte. Ich glaube ehrlich, dass diese Botschaft für Sie bestimmt ist und dass Sie die Einzige sind, die dem Ganzen einen Sinn entnehmen kann.« Arkadian senkte die Stimme. »Niemand sonst weiß von diesen Apfelkernen, nur der Pathologe, der sie gefunden hat, ich ... und jetzt Sie. Ich habe die Fotos nicht in die Akte gelegt. Wenn das an die Öffentlichkeit kommt, rennen mir sämtliche selbst ernannten Trahpah-Experten und Verschwörungstheoretiker die Bude ein. Ich will aber diesen Fall lösen, nicht die Identität des Sakraments aufdecken, obwohl ...« Er betrachtete die Fotos noch einmal.
    »Obwohl was?«, hakte Liv nach.
    »Obwohl ich mehr und mehr den Verdacht hege, dass das eine mit dem anderen zu tun hat.«

K APITEL 58
    Zwei Stockwerke tiefer tippte eine fleckige Hand User-Name und Passwort auf eine Tastatur, die ihm Zugriff auf die Datenbank der Polizei gewähren würden. Der Monitor erwachte zum Leben, und das Mailprogramm startete und sagte ihm, er habe sieben neue Nachrichten. Sechs Mails waren revierinterne Memos, die ohnehin niemand las, und die siebte stammte von jemandem, der sich GARGOYLE nannte. Die Betreff-Zeile war leer. Nervös warf der Mann einen Blick über den Monitor hinweg und öffnete dann die Mail. Sie enthielt nur ein Wort: Grün.
    Der Mann löschte die Datei und entfernte all seine Spuren aus dem Netzwerk. Schließlich öffnete er die Eingabeaufforderung. Ein schwarzer Kasten erschien auf dem Bildschirm, und der Mann wurde wieder nach seinem User-Namen und einem Passwort gefragt. Er gab beides ein, drang tiefer ins Netzwerk vor und suchte nach Dateien, die vor kurzem bearbeitet worden waren.
    GARGOYLE war eine relativ simple Software, die der Mann selbst geschrieben hatte. Sie erleichterte es ihm enorm, sich Fälle anzuschauen, die ihn eigentlich nichts angingen. Anstatt sich jedes Mal in die Zentraldatenbank zu hacken, um nach Dateiupdates zu suchen, heftete er sein Programm an eine Datei an, und wenn es etwas Neues gab, schickte GARGOYLE ihm eine Mail.
    Der Mann fand die Datei über den toten Mönch, öffnete sie und scrollte sie durch. Auf Seite 23 entdeckte er einen kleinen Textabschnitt, den GARGOYLE grün hervorgehoben hatte. Dort stand zu lesen, dass Liv Adamsen vorübergehend in Gewahrsam genommen worden war, nachdem sie am Flughafen einen Entführungsversuch gemeldet hatte, der bis jetzt jedoch nicht bestätigt worden war. Im Augenblick befand sie sich in einem Verhörzimmer im vierten Stock. Das war das Raub- und Morddezernat. Der Mann runzelte die Stirn. Er war nicht ganz sicher, was das mit dem toten Mönch zu tun hatte.
    Egal ...
    Das war nicht sein Problem.
    Beide Parteien hatten von ihm verlangt, sie über jede Änderung in der Fallakte sofort zu informieren. Warum sollte er da vorsortieren?
    Der Mann steckte seinen USB-Stick in den Port, kopierte das Update, schloss die Datei dann wieder und versteckte GARGOYLE in den Tiefen des Betriebssystems.
    Als er wieder auf dem Desktop war, öffnete er ein unscheinbares Spreadsheet für den Fall, dass jemand neugierig wurde und einen Blick auf den Monitor warf. Schließlich schnappte er sich seinen Mantel und ging zur Tür. Er schickte nie etwas von seinem eigenen Terminal, noch nicht einmal verschlüsselt. Das war viel zu riskant, und er war zu vorsichtig. Außerdem gab es ein Internetcafé um die Ecke, wo auch noch der Kaffee besser war als im Revier.

K APITEL 59
    Liv verbrachte die nächsten paar Minuten damit, irgendwelche Worte aus den Buchstaben zu bilden und sie niederzuschreiben. Etwas Erderschütterndes wie ›Gral‹ oder ›Kreuz‹ fand sie jedoch nicht – oder sonst etwas, das man gerüchteweise mit dem

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