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Sanctus

Sanctus

Titel: Sanctus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Toyne
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diesem steinigen Labyrinth musste er sich jedoch entscheiden: Entweder kam er rechtzeitig beim Patienten an, oder er schonte sein Fahrzeug.
    Vorsichtig und im Schritttempo lenkte Erdem den Wagen durch ein schmales Tor, und auch danach konnte er nur langsam Gas geben, denn das nächste Hindernis war bereits in Sicht.
    »Wie liegen wir in der Zeit?«, fragte er.
    »Wir sind schon bei vierzehn«, erwiderte Kemal und schaute auf die Uhr. »Ich glaube nicht, dass wir den Rekord diesmal brechen werden.«
    Der Patient, zu dem sie gerufen worden waren, war ein Mann, den man bewusstlos in einer Nebenstraße gefunden hatte. Angesichts der Uhrzeit und des Ortes, wo der Mann lag, nahm Erdem an, dass es sich entweder um jemanden mit einer Überdosis oder mit einer Schuss- oder Messerwunde handelte. In jedem Fall hatte der Anrufer nur wenig Informationen preisgegeben.
    »Gibt es schon was Neues von der Polizei?«, fragte Erdem.
    Kemal schaute aufs Funkgerät, um zu sehen, ob irgendwelche Streifenwagen in der Nähe waren. »Nein«, antwortete er. »Vermutlich frühstücken die erst einmal.«
    Die Polizei betrachtete das offenbar nicht als Notfall. Im Gegensatz zu den Sanitätern hatte sie nicht den Druck, binnen fünfzehn Minuten vor Ort zu sein – besonders nicht zur Frühstückszeit.
    »So. Da wären wir.« Erdem lenkte den Wagen um eine Ecke und sah ein Kleiderbündel am anderen Ende der dunklen Straße liegen. Und nicht nur von der Polizei war meilenweit nichts zu sehen; es war gar niemand hier.
    »Siebzehn Minuten«, verkündete Kemal und drückte einen Knopf am Funkgerät, um ihre Ankunftszeit in der Zentrale zu melden. »Gar nicht mal schlecht.«
    »Und nicht einen Kratzer abbekommen«, sagte Erdem, hielt an, zog den Schlüssel aus der Zündung und sprang hinaus.
    Der Mann auf dem Bürgersteig war leichenblass, und in dem Augenblick, als Erdem ihn umdrehte, wusste er auch warum. Sein ganzer rechter Oberschenkel war voller Blut. Erdem zog den Stoff der zerrissenen Hose beiseite, um zu sehen, wie schwer die Wunde war ... und hielt inne. Anstatt eine klaffende Wunde zu finden, sah er einen zwar blutigen, aber ordentlich angelegten Verband. Er wollte gerade nach Kemal rufen, als er die kalte Mündung einer Pistole in seinem Nacken spürte.
    *
    Kemal hatte es noch nicht einmal aus seinem Sitz geschafft, bevor der bärtige Mann an seinem Fenster erschienen war und ihm eine Waffe unter die Nase gehalten hatte.
    »Mach Meldung«, sagte der Mann mit englisch klingendem Akzent. »Sag ihnen, ihr braucht keine Unterstützung. Der Mann sei nur betrunken.«
    Kemal tastete blind nach dem Funkgerät; sein Blick huschte ständig zwischen dem Pistolenlauf und den blauen Augen des Mannes hin und her. Das war erst sein zweiter Überfall in fast sechs Jahren. Er wusste, dass er vor allem ruhig bleiben und sich kooperativ zeigen musste, aber dieser Kerl hier war wirklich Furcht einflößend. Als Kemal zum letzten Mal überfallen worden war, hatten die Räuber Skimasken getragen und waren so nervös gewesen, dass sie ihre Waffen eher hätten fallen lassen als damit zu feuern. Der Kerl hier war jedoch vollkommen ruhig, und er trug auch keine Maske. Das Einzige, was sein Gesicht zumindest teilweise verbarg, war ein Bart, der büschelweise zwischen alten Brandnarben wuchs, und er hatte sich die Kapuze seiner roten Windjacke über den Kopf gezogen.
    Kemals Hand fand das Mikrofon, und er tat, was der Mann ihm befohlen hatte.

K APITEL 57
    Liv starrte auf ein neues Foto.
    Auch darauf war ein Tablett aus rostfreiem Stahl zu sehen. Fünf kleine braune Apfelkerne, und auf jedem war etwas eingekratzt, wie in der Vergrößerung zu sehen war.
    Arkadian schob ein drittes Foto über den Tisch.
    »Die haben wir im Magen Ihres Bruders gefunden. Die Symbole waren auf beiden Seiten eingekratzt«, erklärte er. »Wir haben sie erst richtig in der Vergrößerung erkennen können. Fünf Kerne, zehn Symbole, größtenteils Buchstaben.«
    Arkadian legte ein Bild über das andere.
    T a M + k
    ? s A a l
    »Die Kerne liegen auf beiden Fotos gleich, nur jeweils von der anderen Seite fotografiert. Ich selbst kann nichts darin erkennen, aber vielleicht ist das ja auch der Sinn der Sache. Vielleicht soll das nicht jeder lesen können. Vielleicht sind sie nur für Sie bestimmt.«
    Liv schaute sich die Zeichen an.
    »Und? Sagt Ihnen das was?«
    »Nicht direkt«, antwortete Liv. »Könnte ich noch mal den Stift haben?«
    Arkadian holte den Stift aus der Tasche.
    Liv nahm die

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