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Sanctus

Sanctus

Titel: Sanctus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Toyne
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Schublade trug die Nummer 8, und hinter einer durchsichtigen Plastikscheibe steckte eine handgeschriebene Notiz. Liv konnte den Zettel von ihrem Platz aus nicht lesen, aber sie wusste auch so, was darauf stand.
    Arkadian packte den Schubladengriff, wieder mit dem Ärmel über der Hand. Als die Schublade sich öffnete, hörte Liv ein Geräusch hinter sich. Ein bleicher, dürrer Mann stand in der Tür. In der einen Hand hielt er einen halb gegessenen Bagel, und mit der anderen schob er sich einen Vorhang aus schwarzem Haar aus dem Gesicht.
    »Wo zum Teufel haben Sie gesteckt?«, brüllte Arkadian.
    Reis lehnte sich zur Seite und schaute an Liv vorbei. »Ich hatte noch nicht gefrühstückt«, sagte er und deutete auf den Bagel. Dann senkte er den Blick, und Verwirrung zeigte sich auf seinem Gesicht.
    Liv folgte seinem Blick und bereitete sich auf das Schlimmste vor; doch die Leiche ihres toten Bruders war nirgends zu sehen. Die Schublade war leer.

K APITEL 64
    Liv, Arkadian und Reis waren wie erstarrt.
    Dann brach Arkadian den Bann. »Raus hier!«, sagte er und scheuchte sie in die Wärme des Gangs zurück, bevor er zur Treppe weiterging. »Lassen Sie niemanden da rein«, rief er zu Reis zurück. »Und sehen Sie in Ihrem Büro nach, ob etwas fehlt – und fassen Sie ja nichts an.«
    Reis und Liv schauten einander an. Sofort erkannte er sie, und Verlegenheit zeigte sich auf seinem Gesicht. Liv wandte sich rasch ab, bevor diese Verlegenheit sich in Mitleid wandelte. Sie sah Arkadian durch die Tür verschwinden, die ins Treppenhaus führte, und folgte ihm – teils weil sie wissen wollte, was los war, teils aber auch, weil sie nicht hören wollte, wie der Pathologe ihr sein Beileid aussprach.
    *
    Arkadian nahm zwei Stufen auf einmal und stürmte durch die Tür, die ihn wieder zum Empfang führte. Inzwischen kamen die Leute wieder zurück; das ganze Atrium war voll. Arkadian drängte sich zwischen ihnen hindurch zum Büro des Sicherheitsdienstes.
    »Rufen Sie in der Zentrale an«, sagte er zu der düster dreinblickenden Frau hinter dem Schreibtisch. »Sagen Sie ihnen, dass in der Leichenhalle eingebrochen worden ist. Sagen Sie ihnen, sie sollen die Spurensicherung schicken und auf eine Beschreibung der Verdächtigen warten.«
    Die Frau funkelte ihn entrüstet an.
    »Sofort!«, bellte Arkadian und erschreckte damit alle. »Und es geht mir niemand in den Keller runter!« Er stürmte in die eigentliche Zentrale weiter.
    Das Nervenzentrum des Sicherheitsdienstes war gerade groß genug für einen Stuhl, einen Schreibtisch und mehrere Computertower, die die Feeds von achtzehn Kameras speicherten. Auf dem Tisch standen ein paar LCD-Monitore, jeder mit einem dreigeteilten Bild, um den jeweils überwachten Bereich aus unterschiedlichen Blickwinkeln zeigen zu können. Ein uniformierter Mann Mitte fünfzig hob den Blick, als Arkadian den Raum betrat.
    Arkadian zeigte ihm seine Dienstmarke. »Können Sie das Feed des Kühlraums im Keller aufrufen?«
    Licht strömte in den abgedunkelten Raum, als die Tür sich wieder öffnete. Arkadian drehte sich um und sah Liv hereinkommen. Entschlossen starrte sie auf die Monitore, um dem Inspektor nicht in die Augen schauen zu müssen. Er dachte darüber nach, sie zum Gehen aufzufordern, doch dann kam er zu dem Schluss, dass es besser war, sie in seiner Nähe zu behalten.
    Arkadian holte sein Handy aus der Tasche und ging die Anruferliste durch, bis er Reis’ letzten Anruf gefunden hatte. Genau in dem Augenblick war der Feueralarm losgegangen. Neun Uhr vierzehn. Auf einem der Bildschirme war nun das Feed aus der Kühlkammer zu sehen. »Können Sie das Feed bis neun Uhr vierzehn zurückspulen und ab da laufen lassen?«
    Der Wachmann öffnete ein Menü und gab die Zeit ein. Das Bild veränderte sich. Ein Mann erschien in dem zuvor leeren Raum und schob eine leere Bahre zu einer der Schubladen.
    »Wer ist das?«, fragte Arkadian.
    Der Wachmann schaute auf den Monitor. Der Mann auf dem Bild erschrak, als plötzlich die Sirenen heulten, und sah sich um.
    »Ich kenne ihn zwar nicht mit Namen, aber er arbeitet hier«, sagte der Wachmann. »Ich glaube, er ist einer der Labortechniker.«
    Die Aufzeichnung lief mit einem Frame alle drei Sekunden weiter, bis der Mann aus dem Bild geruckelt war.
    »Schauen Sie sich die Plastikplane an.« Liv deutete auf den Bildschirm. »Sie liegt ordentlich zusammengefaltet auf der Bahre. Als wir dort waren, war sie vollkommen zerknüllt.«
    »Können Sie ein wenig

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