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Sanctus

Sanctus

Titel: Sanctus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Toyne
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Titelseite?«
    Reis’ Blick huschte zwischen Arkadian und der jungen Frau hin und her, die einander anstarrten. Schließlich blinzelte Arkadian als Erster.
    »Okay«, sagte er. »Bleiben Sie. Aber sollte irgendetwas davon an die Presse geraten, irgendwas, dann werde ich davon ausgehen, dass Sie dahinterstecken, und Sie wegen Justizbehinderung anklagen. Haben wir uns verstanden?«
    »Vollkommen.« Liv drehte sich um, und das Eis in ihren grünen Augen schmolz dahin. »So ... Reis, nicht wahr?«
    Der Pathologe nickte. Freche Frauen machten ihm Angst, aber er fand sie auch unglaublich attraktiv. Und so etwas wie die hier hatte er noch nie erlebt.
    »Sie haben von einem Laborbericht gesprochen.«
    Reis schaute zu Arkadian, der nur mit den Schultern zuckte.
    »Okay«, begann Reis. »Laborberichte sind normaler Bestandteil einer Untersuchung ... wie Sie vermutlich wissen. Hier entnehmen wir die üblichen Gewebeproben und machen ein paar toxikologische Tests, um einige Dinge zu bestätigen und andere auszuschließen, wie zum Beispiel, ob das Opfer irgendetwas genommen oder verabreicht bekommen hat, das mit seinem Tod in Verbindung stehen könnte. Bei einem dieser Tests wird anhand der Nekrose in der Leber der Todeszeitpunkt festgestellt. In diesem Fall brauchten wir das eigentlich gar nicht, denn wir hatten ja genügend Zeugen, aber Vorschrift ist Vorschrift. Das hier sind die Ergebnisse ...« Er deutete auf eine rote Notiz, die an das oberste Blatt Papier getackert war.
    »Der Bericht kam mit einer Anfrage zurück. Die Jungs im Labor glauben, die Probe sei verwechselt worden. In dieser Leber fanden sich nämlich keinerlei Anzeichen von Nekrose, im Gegenteil. Die Zellen scheinen sich zu ... äh ... regenerieren. Natürlich können sich Leberzellen regenerieren, aber nur wenn der Besitzer noch lebt ...«
    Arkadian fragte sich, ob es wohl klug gewesen war, das Liv zu sagen – zu spät.
    »Ich habe genau nachgesehen«, fuhr Reis fort. »Die Probe stammte definitiv von dem Mönch. Wenn wir also ausschließlich von diesen Ergebnissen ausgehen und die Tatsache ignorieren, dass ich die Autopsie selbst durchgeführt habe ...« Er zögerte. »Dann würde ich sagen, er beginnt zu heilen ...«

K APITEL 67
    Am Halleluja-Ring, in einem großen, eleganten Gebäude, das entkernt, verstärkt und in ein exklusives Parkhaus verwandelt worden war, wurde ein Rolltor hochgezogen, und ein unauffälliger weißer Van fädelte in den Verkehr ein.
    Gabriel beobachtete das von der anderen Straßenseite aus, das Gesicht hinter dem Visier verborgen. Er schaute auf seinen PDA wie ein Motorradkurier auf der Suche nach der richtigen Adresse. Oben auf dem Display pulsierte ein kleiner weißer Punkt, und ein Straßenplan bewegte sich um ihn herum. Der Punkt folgte dabei exakt dem Van oder genauer Samuels Leiche, der Gabriel in der Kühlkammer einen Sender in den Hals geschoben hatte.
    Gabriel steckte den PDA in die Tasche und startete das Motorrad. Der Van bog nach links ins Herz der Altstadt ab. Gabriel folgte ihm in gebührendem Abstand.
    Kurz vor dem Nord-Boulevard bog der Van in eine schmale Straße ein und fuhr an einem Schild vorbei, das Besucher im Umbra-Viertel willkommen hieß.
    Seit Gründung der Stadt war das Umbra- oder Schatten-Viertel das unpopulärste und am dünnsten besiedelte gewesen. Es befand sich direkt unterhalb der Nordseite der Zitadelle, sodass die Straßen hier ständig im Schatten des Bergs lagen, auch im Hochsommer. Diese Lage machte es geradezu ideal für die ganzen Parkhäuser und Parkplätze, die man heutzutage brauchte, um den stetig wachsenden Touristenstrom zu bewältigen. Und in dieses dunkle Tal aus Beton fuhr nun der Van.
    Nachdem sie die Anonymität der Ringstraße hinter sich gelassen hatten, ließ Gabriel sich noch weiter zurückfallen und versteckte sich schließlich hinter einem Shuttlebus. Der Van bog scharf nach rechts in eine schmale Gasse zwischen zwei riesigen, vielstöckigen Monstrositäten ab.
    Gabriel fuhr wieder los, machte eine Kehrtwende auf den Bürgersteig und schaltete den Motor aus. Dann stieg er ab, nahm dabei den nur aufgesteckten Seitenspiegel mit, lief zur Ecke des Gebäudes und klappte sein Visier hoch. Er hockte sich an die Wand, hielt den Spiegel in Bodenhöhe und drehte ihn so, dass er in die Gasse schauen konnte. Die Gasse endete an einer steilen Felswand, die bis zur Altstadtmauer hinaufragte. Gabriel sah, wie der Van anhielt. Ein Mann mit langem dunklem Haar und einem Bart lehnte sich

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