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Sanctus

Sanctus

Titel: Sanctus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Toyne
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Fahrer sah es ebenfalls. »Wir fahren auf die andere Seite.« Er hielt am Bürgersteig. »Steig aus und hol sie dir.«
    Sully bekam Panik.
    »Du hast sie doch überhaupt erst verloren«, sagte der Fahrer. »Außerdem wird sie vor dir vermutlich nicht weglaufen.«
    Sully öffnete den Mund, und sein Blick huschte zwischen den kalten blauen Augen des Fahrers und den Brandwunden auf dessen Wange hin und her. Mit so jemandem diskutierte man nicht; also versuchte Sully es auch erst gar nicht. Er öffnete die Tür, stieg aus und machte sich auf den Weg.

K APITEL 80
    Das Handy klickte in Livs Ohr.
    »Hallo?«
    Sie erkannte die Stimme der Frau, die ihr schon vergangene Nacht eine Nachricht hinterlassen hatte.
    »Sie schicken mir immer wieder Nachrichten«, sagte Liv. »Wer sind Sie?«
    Es folgte eine kurze Pause. Normalerweise wäre Liv das gar nicht aufgefallen, doch nun machte es sie misstrauisch.
    »Sie wissen es vielleicht noch nicht, aber wir sind Freunde«, erwiderte die Frau. »Wo sind Sie jetzt?«
    Liv ließ sich weiter mit der Menge treiben und fand Trost in den ganz gewöhnlichen Menschen um sich herum. »Warum sollte ich Ihnen das sagen?«
    »Weil wir Sie beschützen können. Weil gerade gewisse Leute hinter Ihnen her sind. Leute, die Sie zum Schweigen bringen wollen. Liv, ich weiß nicht, wie ich das anders formulieren soll, aber diese Leute wollen Sie umbringen ...«
    Liv zögerte. Dass diese Frau ihren Namen benutzt hatte, machte sie irgendwie nervöser als die Erklärung, irgendjemand wolle sie tot sehen.
    »Wer will mich töten?«
    »Gnadenlose und ausgesprochen fähige Leute. Sie wollen Sie zum Schweigen bringen, weil Sie glauben, Ihr Bruder habe sein Wissen mit Ihnen geteilt – Wissen, das Sie nicht besitzen dürfen.«
    Liv schaute auf die Buchstaben, die sie auf die Zeitung in ihrer Hand gekritzelt hatte. »Ich weiß gar nichts«, sagte sie.
    »Das ist diesen Leuten egal. Es reicht, wenn sie das glauben. Sie haben versucht, Sie am Flughafen zu entführen, und sie haben den Leichnam Ihres Bruders gestohlen, und sie werden Sie suchen, bis sie Sie gefunden haben. Diese Leute gehen kein Risiko ein.« Die Frau ließ ihre Worte erst einmal im Raum stehen, bevor sie in sanfterem Tonfall fortfuhr: »Wenn Sie mir sagen, wo Sie sind, dann kann ich jemanden schicken, der Sie an einen sicheren Ort bringt, denselben Mann, der Sie auch vergangene Nacht beschützt hat.«
    »Gabriel?«
    »Ja«, antwortete Kathryn. »Er gehört zu uns. Wir haben ihn geschickt, um Sie zu suchen. Sagen Sie mir, wo Sie sind, und er wird kommen. Liv, er ist mein Sohn ...«
    Liv wollte der Frau vertrauen, aber sie brauchte Zeit. Sie wusste nicht, ob sie überhaupt noch irgendwem vertrauen konnte. Abgesehen von den geliehenen Kleidern am Leib hatte sie nur ein paar Dollar Kleingeld, ein Handy, dessen Akku gleich leer sein würde, und ein Exemplar der Zeitung von gestern. Liv schaute sich die Zeitung an. Sie sah das Gesicht ihres Bruders inmitten eines Heiligenscheins aus Buchstaben und Symbolen, und plötzlich fiel ihr etwas auf. Sie drehte die Zeitung herum und las das Kleingedruckte auf der Rückseite.
    »Ich rufe Sie wieder an«, sagte sie.
    *
    Sully ging an dem Zeitungsstand vorbei.
    Die junge Frau war weniger als zwanzig Meter vor ihm. Er drängte sich durch die träge dahinschlurfenden Touristen und kam seinem Ziel immer näher. Dabei wusste er noch immer nicht so recht, was er tun würde, hatte er sie erst einmal erreicht. Er dachte darüber nach, einfach wieder zum Polizeihauptquartier zurückzukehren; doch wenn er das tat, konnte der Kerl in dem Van ihn fertig machen. Dazu reichte ein anonymer Tipp und der Name des Informanten, der sich in die Polizeidatenbanken gehackt hatte. Sully hatte zwar sorgfältig darauf geachtet, seine Spuren im System zu verwischen, aber trotzdem. Wenn sie das Verschwinden des Mönchs mit ihm in Verbindung bringen konnten, steckte er wirklich in der Scheiße: Strafvereitelung im Amt, Geheimnisverrat, die Liste war endlos. Er würde ins Gefängnis gehen, der Albtraum eines jeden Polizisten.
    Also ging er weiter, wobei er sorgfältig darauf achtete, dass immer jemand zwischen ihm und der Frau war für den Fall, dass sie sich plötzlich umdrehte. Das war Standard bei Beschattungen. Während er ihr immer näher kam, dachte Sully darüber nach, ihr einfach zu sagen, sie solle rennen, während er sich so lange versteckte, bis Gras über die Sache gewachsen war.
    Sully konzentrierte sich auf den dunkelblauen Sweater

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